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Interview
Recherchen zu Geheimtreffen:Correctiv: Keine Verfassungsschutz-Verbindung
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Wie kam Correctiv an Informationen zum Geheimtreffen radikaler Rechter in Potsdam? Kritiker vermuten Verbindungen zum Verfassungsschutz. Das weist der Chefredakteur klar zurück.
"Wir wussten, dass die Recherche brisant ist, politisch", so Justus von Daniels, Chefredakteur von Correctiv. "Aber das, was sich jetzt natürlich auf den Straßen in Bewegung gesetzt hat, das ist unglaublich beeindruckend."07.02.2024 | 8:48 min
Die Correctiv-Recherchen zum Treffen radikaler Rechter in einer Villa in Potsdam schlagen seit Wochen hohe Wellen - in der Politik, aber auch in der Bevölkerung. Zudem gibt es viele Fragen zum Vorgehen des Medienhauses - und Kritik.
Correctiv-Chefredakteur Justus von Daniels verteidigte das Vorgehen des Netzwerks im ZDF Morgenmagazin. Vorwürfe, wonach die investigativen Recherchen durch Bundesmittel finanziert worden seien sowie eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Verfassungsschutz wies er klar zurück.
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Correctiv-Chefredakteur: Kein Kontakt zum Verfassungsschutz
Correctiv sei ein gemeinnütziges Medienhaus. "Wir haben keine staatliche Einflussnahme, wir haben keinen Kontakt zum Verfassungsschutz, der uns da irgendwelche Sachen zugespielt haben soll. Da sind wir tatsächlich ein unabhängig arbeitendes Medienhaus."
Staatliche Förderung gebe es beispielswiese für die Medienbildung von Jugendlichen, die die Non-Profit-Organisation anbietet. "Für diesen Bereich bekommen wir tatsächlich staatliche Förderung, und das ist auch absolut okay so. Und das ist Teil unseres gemeinnützigen Zweckes auch."
Auf seiner Website weist Correctiv aus, woher das Medienhaus sein Geld bekommt. Darunter sind verschiedene Stiftungen und ein Vertrag mit dem Facebook-Mutterkonzern Meta.
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Von Daniels verteidigt Correctiv-Vorgehen
Auf die Frage, warum zwischen dem Treffen im November und der Veröffentlichung im Januar so viel Zeit vergangen sei, betonte er, dass es gemessen an den Recherchen nicht lange gewesen sei. Das Material sei gesichtet worden, auch Bilder, die von teilnehmenden Personen gemacht wurden. "Das muss man erstmal abgleichen - stimmen die überein mit den Personen, von denen man denkt, dass die es waren?"
Zudem habe abgeklärt werden müssen, ob Correctiv die Texte "juristisch sicher" schreiben könne. Das habe gedauert - Anfang Januar sei die Redaktion dann bereit zur Veröffentlichung gewesen.
Correctiv hatte über ein Treffen radikaler Rechter mit einzelnen Politikern von AfD, CDU und Werteunion im November in Potsdam berichtet. Dort hatte der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, nach eigenen Angaben über das Konzept der sogenannten Remigration gesprochen.
Keine Protokolle herausgegeben
Von Daniels verteidigte im ZDF, dass Correctiv keine Protokolle des Treffens in Potsdam herausgegeben habe. Nicht alles sei veröffentlicht worden, um die Quellen zu schützen. "Wenn es zum Beispiel Hinweisgeber für eine Recherche gibt, dann muss man tatsächlich auch darauf achten, dass man diese Hinweisgeber nicht in Gefahr bringt."
Die Personen, über die geschrieben wurde, seien zudem vor Veröffentlichung konfrontiert worden. Einige Betroffene hätten sich nicht geäußert, andere schon. Allerdings hätten sie die Tatsache, dass das Treffen stattgefunden hat oder die Frage, worüber gesprochen wurde, nicht bestritten. "Sie haben dann nur gesagt: sie können sich an bestimmte Sachen so nicht erinnern."
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Chefredakteur stellt sich vor Mitarbeiter
Der Correctiv-Chefredakteur stellte sich auch vor einen seiner Mitarbeiter, Jean Peters. Der ehemalige Aktionskünstler und Gründer des Peng-Kollektivs sei beim Medienhaus als Journalist tätig, nicht als Aktivist.
Quelle: ZDF
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