Weltnaturkonferenz: Macht die Welt ernst beim Naturschutz?
UN-Weltnaturkonferenz startet:Macht die Welt ernst beim Naturschutz?
von Elisa Miebach
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Das wichtigste Abkommen für den Naturschutz soll umgesetzt werden. In einem der artenreichsten Länder der Erde verhandelt die Welt über die Lebensgrundlagen der Menschheit.
Bei der diesjährigen Weltnaturkonferenz in Kolumbien soll verhandelt werden, wie Staaten die biologische Vielfalt und die Lebensgrundlage der Menschen erhalten können.21.10.2024 | 1:37 min
Standing Ovations und ganz viel Hoffnung - damit hatte die vergangene Biodiversitätskonferenz im kanadischen Montreal 2022 geendet. Doch im kolumbianischen Calí verhandelt die Welt nun für zwei Wochen sehr harte Fragen. Das Abkommen von Montreal - das bisher wohl wichtigste UN-Abkommen zum Naturschutz - muss konkret umgesetzt werden. Die schwierigste Frage wird die Finanzierung.
Ziel: Lebensgrundlagen der Menschheit sichern
In Montreal hat sich die Welt darauf geeinigt, 30 Prozent der Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Auch Plastikmüll, Pestizide und schädliche Subventionen sollen stark reduziert werden. Das Ziel: Die Lebensgrundlagen der Menschheit zu sichern - also funktionierende Ökosysteme als Grundlage für sauberes Wasser, saubere Luft, fruchtbare Böden oder etwa die Bestäubung von Pflanzen.
Die Klimakrise bestimmt, wie wir leben werden. Die Biodiversitätskrise bestimmt, ob wir überleben werden.
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Johannes Vogel, Professor für Biodiversität und Leiter des Museums für Naturkunde Berlin
Die Bestände von Wildtieren nehmen drastisch ab. Einem Bericht des WWF zufolge sind die untersuchten Populationen in den letzten 50 Jahren im Schnitt um 73 Prozent geschrumpft.10.10.2024 | 0:24 min
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne), die auch zur Konferenz nach Calí reisen wird, fordert zum Beginn der Konferenz, dass die Klima- und Biodiversitätskrise stärker zusammen gedacht werden müssen. Sie will sich sowohl auf der Biodiversitätskonferenz in Kolumbien als auch auf der Klimakonferenz in Aserbaidschan im November dafür einsetzen: "Beide Krisen können nur gemeinsam gelöst werden", so Lemke.
Denn die Hauptgründe für die Krise der Biodiversität sind:
Intensivierung der Landwirtschaft
Versiegelung von Flächen in Städten
Monokulturen in Wälder
Intensive Fischerei, Schifffahrt und Baustellen im Meer
Verschmutzung durch Abwässer, Mikroplastik und Schwermetalle
Abgase und Schadstoffe in der Luft
Gestörte Nährstoffkreisläufe, etwa durch Überdüngung und zu hohe Nitratwerte
Invasive Arten
Veränderung der Lebensräume durch den Klimawandel
Das erste Übereinkommen über die biologische Vielfalt wurde 1993 unterzeichnet. Zuletzt fanden die Weltnaturschutzkonferenzen alle zwei Jahre statt – eigentlich. Durch die Corona-Pandemie musste die für 2020 in China geplante Konferenz ausfallen. Dort sollte ein wegweisendes Naturschutzabkommen für das neue Jahrzehnt bis 2030 verhandelt werden. Dieses wurde dann 2022 in Montréal unter kanadisch-chinesischer Präsidentschaft verabschiedet.
Biodiversitätskrise schreitet voran
Allein die Wirbeltierbestände gingen in den letzten 50 Jahren um rund 73 Prozent zurück, so der aktuelle WWF Living Planet Report. Auch im Montrealer Abkommen seien viele Punkte noch zu vage, sagen Kritiker. So auch Jannes Stoppel, der die Konferenzen für Greenpeace beobachtet.
Das Problem ist, dass viele Schutzgebiete einfach keinen Schutz für die Natur bringen, weil weiterhin Fischerei, industrieller Holzabschlag und konventionelle Landwirtschaft erlaubt ist.
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Jannes Stoppel, Greenpeace
Streit um die Finanzierung
Der Hauptkonflikt dreht sich jedoch um das Geld für den Schutz der Gebiete. Ab 2025 haben die Industriestaaten versprochen, jährlich 20 Milliarden US-Dollar vor allem an den globalen Süden zu zahlen, um Gebiete zu schützen, anstatt sie wirtschaftlich auszubeuten. Ab 2030 sollen es dann 30 Milliarden Dollar sein. Doch bisher ist noch nicht klar, wie das Geld zusammenkommen soll.
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Gastgeber Kolumbien will das Thema vorantreiben. Das Land, das als eines der artenreichsten der Erde gilt, lud zu einer Weltnaturschutzkonferenz ein, die noch größer werden soll als zuvor. Im Vergleich zu Montreal gibt es nicht nur ein abgeriegeltes Hauptverhandlungsgelände, sondern auch eine weitere Zone, die allen Interessierten offen steht, mit vielen Veranstaltungen zum Thema.
Auf der Konferenz selbst werden mehrere Staatschefs erwartet, darunter auch der brasilianische Staatspräsident Lula da Silva. Vom Artenschwund sind Lateinamerika und die Karibik laut dem WWF aktuell am stärksten betroffen.
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Kolumbien geht mit großem Ziel voran
Kolumbien selbst hat vor der Konferenz ein ehrgeiziges Ziel verabschiedet. Rund 40 Milliarden an Investitionen wollen sie einsammeln für eine großflächige Energiewende im Land. Sie wollen aus Kohleabbau und Kohleverstromung aussteigen sowie ihre seltenen Ökosysteme bewahren und wieder aufbauen. Auch hier ist aber die Frage, welche Geldgeber sich für den Fonds finden.
Der Gastgeber will dennoch ein Zeichen setzen, denn der Verlust der biologischen Vielfalt hat seit der Verabschiedung des Abkommens in Montreal nicht abgenommen, stellt der im Oktober veröffentlichte Living Planet Bericht des WWF klar. "Es ist keine Zeit mehr für leere Worte auf großer Bühne. Wenn wir auch in Zukunft gut und sicher auf diesem Planeten leben wollen, müssen wir seine Grenzen respektieren", erklärt Kathrin Samson, Vorständin Naturschutz beim WWF Deutschland.
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