Gerechte Care-Arbeit von Vätern: Darum scheitern Familien
Väter und die Sorgearbeit:Darum scheitern Paare an gerechter Care-Arbeit
von Natalia Bieniek
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Wunsch und Wirklichkeit gehen laut Forscherin Katharina Wrohlich bei der Sorgearbeit in vielen Partnerschaften auseinander. Welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.
Wie kann eine gerechtere Verteilung der Care-Arbeit in Familien gelingen?
Quelle: dpa
Viele Paare wollen es anders als die Generationen vor ihnen machen - gleichberechtigte Aufgabenverteilung, geteilte Verantwortung. Doch dann steht die Familiengründung vor der Tür und ein anderes Bild zeichnet sich ab: Mit dem Kind kommt es oft zu einer "traditionelleren" Aufteilung, beobachtet Prof. Katharina Wrohlich, die zu Gender- und Familienökonomie forscht:
Die Vorstellung, dass Mütter mit kleinen Kindern entweder gar nicht oder nur in Teilzeit erwerbstätig sein sollten, um sich voll und ganz um ihr Kind kümmern zu können, hält sich hartnäckig.
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Katharina Wrohlich, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
Viele Frauen würden den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen wollen, mehr Care-Arbeit übernehmen und seltener einer Erwerbstätigkeit nachgehen, erklärt Wrohlich. Das Problem dabei: Im Laufe der Zeit entstehe ein Lohngefälle.
Der vollzeitbeschäftigte Partner profitiere von Gehaltssteigerungen und zunehmender Berufserfahrung, während der andere in Teilzeit oder im Minijob stagniere.
In Deutschland kommt hinzu, dass unser Steuer- und Transfersystem diese ungleiche Aufteilung zumindest kurzfristig sehr attraktiv macht.
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Katarina Wrohlich, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
Durch das Ehegattensplitting bleibe es zum Beispiel für Paare finanziell vorteilhafter, wenn der Partner mit dem niedrigeren Stundenlohn weniger arbeite. Das Institut für Deutsche Wirtschaftsforschung stellte fest, dass sich der Gender Care Gap und Gender Pay Gap im Lebensverlauf ähnlich entwickeln.
Gender Pay Gap und Gender Care Gap
ZDFheute Infografik
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Der Gender Care Gap beschreibt die Differenz in der Zeitverwendung von Männern und Frauen für unbezahlte Sorgearbeit, wie Hausarbeit, Kinderbetreuung und die informelle Pflege von Angehörigen. Laut der Zeitverwendungserhebung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2022 liegt dieser Gap bei 44,3 Prozent. Im Vergleich zur Erhebung von 2012/2013, als er noch bei 52,4 Prozent lag, hat sich dieser also verringert.
Der Gender Pay Gap beschreibt den Unterschied in der durchschnittlichen Bezahlung von Männern und Frauen. Er ergibt sich aus der durchschnittlichen Differenz zwischen den Bruttostundenlöhnen aller beschäftigen Männer und denen aller beschäftigten Frauen und wird berechnet als prozentualer Anteil am Verdienst der Männer. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben Frauen im Jahr 2024 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 16 Prozent weniger verdient als Männer.
Laut Bundesfamilienministerium kann dies zu wirtschaftlichen Nachteilen für Frauen führen, insbesondere im Hinblick auf die Alterssicherung und die Möglichkeit einer eigenständigen Existenzsicherung.
Flexiblere Arbeitszeitmodelle für eine gerechtere Verteilung?
Eine maßgebliche Weichenstellung für eine gerechte Verteilung der Care-Arbeit liege im Arbeitsmarkt, sagt Wrohlich. Flexiblere Arbeitszeitmodelle seien notwendig, um die ungleiche Verteilung der Sorgearbeit zu verringern. Ebenso spiele auch die Unternehmenskultur eine entscheidende Rolle.
"Wenn in einem Unternehmen Vollzeit-Normen herrschen und Karriere nur dann möglich scheint, wenn man immer verfügbar ist, fällt es vielen schwer, beiden Anforderungen gerecht zu werden. Das führt dazu, dass wir in traditionelle Rollenbilder zurückfallen", sagt Robert Franken, der Unternehmensberater und Vater eines 10-jährigen Sohnes ist.
Franken engagiert sich als "HeForShe-Botschafter" für UN Women Deutschland, einer globalen Kampagne für Frauenrechte. Er betont, dass Unternehmen in der Verantwortung stünden, eine klare Haltung zur Sorgearbeit zu entwickeln und ihre Mitarbeitenden zu entlasten. Führungskräfte könnten dabei durch ihr eigenes Verhalten ein starkes Vorbild für Väter sein:
Wenn mir mein Vorgesetzter sagt, Elternzeit sei kein Problem, ist das eine Sache. Wenn er sie jedoch selbst konsequent lebt, ist das eine ganz andere Dimension.
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Robert Franken, Unternehmensberater und Vater
Kinder kriegen, heiraten - Frauen in China wollen sich das nicht diktieren lassen. Viele machen sich unabhängig.16.10.2024 | 12:09 min
Elterngeld für Väter: eine ungenutzte Chance?
Seit der Einführung des Elterngeldes 2007 ist der Anteil der Väter gestiegen, die ihre Erwerbstätigkeit zugunsten der Kinderbetreuung unterbrechen - doch die meisten Väter beziehen es lediglich für zwei Monate.
Dabei steckten in der Elternzeit Chancen für eine gerechtere Verteilung, heißt es im Väterreport 2023 des Bundesfamilienministeriums. Insbesondere Familien, in denen Väter mehr als zwei Monate Elternzeit genommen hätten, berichteten, danach zu einer gerechteren Verteilung gefunden zu haben.
Eltern erhalten 14 Monate Basiselterngeld, wenn beide sich beteiligen, mit einer Mindestquote von zwei "Partnermonaten", die verfallen, wenn der andere Elternteil sie nicht nutzt. Beim ElterngeldPlus haben Mütter und Väter die Möglichkeit, länger Elterngeld in Anspruch zu nehmen. Sie können es doppelt so lange bekommen wie Basiselterngeld.
Warum Männer oft kürzer in Elternzeit gehen
Laut Wrohlich nennen Väter finanzielle Bedenken als Hauptgrund für eine kürzere Elternzeit. Einen möglichen Hebel sieht sie in einer Ausweitung der Partnermonate und einer Erhöhung der Lohnersatzleistungen für einkommensschwache Familien.
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Dass immer mehr Väter grundsätzlich in Elternzeit gehen, sei zwar ein Fortschritt, sagt Wrohlich, da sich dadurch auch das Straßenbild ändere. Damit werde normaler, dass man Väter mit Kinderwagen sehe oder wie sie die Kinder aus der Kita abholten, aber:
Es ist trotzdem noch ein ganz weiter Schritt, bis eine wirklich gerechte Aufteilung der Sorgearbeit bestehen wird.
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Prof. Katarina Wrohlich, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung in Berlin, klärt, wie es in Deutschland um die Gleichberechtigung steht und was es zu verbessern gibt.08.03.2024 | 7:59 min
Grundsätzlich erfordere das Thema Care-Arbeit ein gemeinsames Nachdenken und eine ganzheitliche Betrachtung im Erwerbs - und Alltagskontext, findet Franken. "Männer wollen viel involvierter sein als ihre eigenen Väter das waren. Aber nun merken sie eben auch, wie sehr die zeitlichen und inhaltlichen Anforderungen zwischen Erwerbs- und Care-Arbeit kollidieren. Der daraus entstehende Druck ist Herausforderung und Chance zugleich."
Quelle: dpa
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