Was der Bundeswehrverband von der Bundesregierung erwartet
Interview
Deutscher Bundeswehrverband:Wüstner: "Hoffe auf neue Bundesregierung"
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Es sei zu wenig für die Bundeswehr getan worden, sagt der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbands. Er hofft auf "neue Dynamik" durch die neue Regierung.
Oberst André Wüstner sprach im ZDF-Morgenmagazin über die Lage der Bundeswehr und seine Erwartungen an die künftige Bundesregierung.27.12.2024 | 6:08 min
Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Jahr 2022 und dem Ausrufen der Zeitenwende durch Bundeskanzler Olaf Scholz steht die Bundeswehr wieder verstärkt im Fokus. Im ZDF-Morgenmagazin spricht der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbands, Oberst André Wüstner, über die aktuelle Bedrohungslage, die Finanzierung der Truppe und seine Erwartungen an eine neue Bundesregierung.
Lesen Sie nachfolgend das Interview in Auszügen oder schauen Sie es sich oben im Video in ganzer Länge an.
Das sagt Oberst André Wüstner...
... zur Arbeit von Verteidigungsminister Pistorius
Der Blick zurück zeige, dass grundsätzlich viel passiert sei - gerade unter Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), sagte Wüstner. Doch gemessen an der aktuellen Bedrohungslage sei dies "zu wenig" und auch "zu langsam". Wüstner verwies auf Aussagen des Ministers, wonach die Bundeswehr nicht verteidigungsfähig sei. Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes habe vor der Bedrohung durch Russland gewarnt.
Es brauche deshalb eine verstärkte Investition in die Bundeswehr - das gelte für Infrastruktur und die Beschaffung. Es brauche aber auch neue personelle Konzepte, so Wüstner.
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... zur Erwartung an eine neue Bundesregierung
Er habe Hoffnung, dass eine neue Bundesregierung diese Baustellen angehen werde. Dazu brauche es auch die Niederschreibung der Ziele in einem Koalitionsvertrag. Er hoffe auf eine "neue Dynamik".
So müsse es zur Wiedereinführung der Wehrpflicht kommen. Das sei absolut notwendig für die Bundeswehr. Man habe "massive Probleme in der Personalgewinnung und -bindung". Auch im Bereich der Ausstattung und des Materials müsse man schneller werden, sagt Wüstner.
Ein wie von Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz vorgeschlagenes Sondervermögen in Höhe von rund 300 Milliarden Euro sei "zielgerichtet", aber es brauche "nachhaltig den Aufwuchs des Verteidigungshaushaltes".
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... zu einem künftigen US-Präsidenten Trump
In gut drei Wochen wird Donald Trump der amtierende US-Präsident sein. Mit Blick auf den neuen Mann im Weißen Haus erwartet Wüstner, dass Deutschland und die Bundeswehr mehr für die europäische Sicherheitsarchitektur leisten müssten. Er gehe nicht davon aus, dass Trump die Nato verlassen werde, doch der Republikaner werde Druck machen. Auch eine Forderung nach einem 3-Prozent-Ziel für die Nato sei denkbar.
Die Bedrohungslage sei real. Russlands Präsident Wladimir Putin sage das nicht nur, sondern handele auch danach, die Nato potenziell herauszufordern.
Das Interview mit André Wüstner führte ZDF-Moderator Philip Wortmann. Zusammengefasst wurde es von ZDF-Redakteur Kai Remen.
Quelle: ZDF
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