Militärübung "Fishtown Guard" der Bundeswehr in Bremerhaven

    Militärübung "Fishtown Guard":Bremerhaven probt den militärischen Ernstfall

    von Nathalie Siegler, Bremen
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    Seit über 30 Jahren gab es keine Übung wie "Fishtown Guard" in Bremerhaven. Die Seestadt ist Drehscheibe für militärisches Gerät der USA und anderer Nato-Partner Deutschlands.

    Eine Übung der Bundeswehr und Polizei zur richtigen Reaktion im Ernstfall
    Die Übung "Fishtown Guard 2024" simuliert komplexe Einsatzszenarien. Beim Pressetag zeigt die Bundeswehr, wie sich Soldaten auf Krisenfälle und die Landesverteidigung vorbereiten.
    Quelle: dpa

    Maschinengewehre ratterten im Stadtgebiet Bremerhavens. Auch wenn es nur Platzpatronen waren - eine bedrohlich wirkende Geräuschkulisse für die Bewohner der Seestadt, sind sie doch sonst eher das friedvolle, tiefe Brummen von Schiffshörnern und das Schreien der Seemöwen gewohnt.

    Seit über 30 Jahren keine Übung wie "Fishtown Guard"

    Seit 30 Jahren fanden Übungen solcher Art nicht mehr statt. Bereits vor einem Jahr starteten die Planungen zu "Fishtown Guard". Die Militärübung ist laut Oberst Timm "ein Novum", bei dem die Bundeswehr gemeinsam mit Feuerwehr und Polizei einen fiktiven Angriff auf wichtige Einrichtungen im Hafen abwehrt. Das presseöffentliche Szenario spielte sich am Thünen-Institut und dem Tonnenhof des Schifffahrtsamts Jade-Weser in Bremerhaven ab.
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    Die Herausforderung für die Heimatschützer sind die Übungsorte selbst. Normalerweise sind die Soldaten auf Übungsplätzen unter sich - diesmal übten sie im Stadtgebiet. Eine neue Erfahrung für die Soldaten: "Selten hat man auf Truppenübungsplätzen mal einen Radfahrer, der vorbeikommt, mal einen Pilzsammler", so einer der Heimatschützer. Das sei bei der Übung das Besondere.
    Die Heimatschutzkompanie wurde als erste ihrer Art 2012 in Bremen in Dienst gestellt. Ihre Aufgabe: Im Krisenfall kritische Infrastruktur zu schützen und zu verteidigen, wenn die kämpfende Truppe an anderer Stelle im Einsatz ist. Teil der Heimatschutzkompanie sind nicht nur Reservisten, sondern auch Zivilisten, die bislang noch nichts mit der Bundeswehr zu tun hatten.

    Bremerhaven traditionell militärische Drehscheibe

    "Wir müssen kriegstüchtig werden", fordert Verteidigungsminister Boris Pistorius angesichts der weltpolitischen Bedrohungslagen. Dies betreffe sowohl die Bundeswehr als auch die Gesellschaft. Wie sich der Verteidigungsminister das vorstellt? Darauf bekamen die Bremerhavener bei "Fishtown Guard" in den vergangenen Tagen eine Ahnung.
    Auf dem Bild sieht man Soldaten.
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    Es ging nicht nur darum, wie die maritime Infrastruktur geschützt werden kann, sondern auch um die zentrale Rolle Deutschlands als Drehscheibe für militärisches Gerät. Die Seestadt ist seit Jahrzehnten Umschlagplatz für Panzer und andere Waffen und hat etwa auch für die USA und die Nato-Partner Deutschlands eine zentrale logistische Rolle bei deren Verschiffung.
    Aktuell werden von hier aus wichtige Militärlieferungen etwa weiter in die Ukraine transportiert. "Bremerhaven hat seine Bedeutung für die Verstärkungskräfte der amerikanischen Streitkräfte", so Oberst Timm, Kommandeur des Landeskommandos Bremen. "Und es geht darum, dass diejenigen, die hier ankommen mit ihrem Material über Luft und See, in einem sicheren Hafen sind, aus dem heraus sie dann ihre weiteren Bewegungen fortsetzen können." Für diese Sicherheit sorge nicht zuletzt auch die Bundeswehr.
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    Um dies zu demonstrieren, übten einige Dutzend Soldatinnen und Soldaten der Heimatschutzkompanie mitten in Bremerhaven. Auch Drohnen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) waren im Einsatz.
    "Es wirkt schon real", sagt ein Soldat. "Ich bin im Gefechtsstand eingesetzt. Der ist rund um die Uhr belegt." Das bedeute fast keinen Schlaf. "Wenn sich irgendwo ein 15-Minuten-Zeitfenster für ein Power-Nap anbietet, nimmt man das gerne."
    Ein anderer Teilnehmer berichtet nicht ohne Stolz, die Abwehr der fiktiven Bedrohungslage sei erfolgreich gewesen: "Wir konnten die Angreifer knapp eine halbe Stunde vor Angriff identifizieren. Wir hatten zwei Drohnen in der Luft." Darum habe man die Lage schnell in den Griff bekommen.
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    Proteste gegen "Fishtown Guard"

    "Fishtown Guard" wurde jedoch auch von Protesten begleitet. Sie habe eine verstörende Wirkung auf die vielen Flüchtlinge und Migranten aus Kriegsgebieten, die in Bremerhaven leben, kritisierte das "Nord-Süd-Forum Bremerhaven". Außerdem falle die Übung der Bundeswehr auf den 80. Jahrestag der Bombardierung der Seestadt im Zweiten Weltkrieg, so die deutliche Kritik einiger Verbände an der Übung.
    Nathalie Siegler ist Redakteurin im ZDF-Landesstudio Bremen.

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