Lindner zieht sich zurück: Wie geht es für die FDP weiter?
Bundestag ohne die Liberalen:FDP im freien Fall: Wie geht es weiter?
von Stefanie Reulmann, Berlin
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Die FDP ist im nächsten Bundestag nicht mehr vertreten. Parteichef Lindner zieht persönliche Konsequenzen, Generalsekretär Buschmann auch. Wie geht es bei der FDP nun weiter?
"Die Neuwahlen waren für unser Land wichtig, selbst wenn wir als Freie Demokraten einen hohen Preis gezahlt haben", betont Lindner nach dem Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag. 24.02.2025 | 5:28 min
Für die Liberalen war es ein bitterer Wahlabend: Mit 4,3 Prozent der Stimmen haben sie den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde nicht geschafft. Dem nächsten Bundestag gehören sie damit nicht mehr an - ihre Büros müssen die 90 Abgeordneten nun räumen.
Lindner und Buschmann treten zurück
FDP-Chef Christian Lindner hatte bereits am Wahlabend angekündigt, dass er sich, falls die FDP den Wiedereinzug in den Bundestag verpassen sollte, aus der Politik zurückziehen werde. Das hat er nach den Gremiensitzungen heute in Berlin bestätigt:
Ich hatte schon gesagt, dass ich ja nicht zur Verfügung stehe für eine Fortsetzung meiner politischen Arbeit in der FDP.
Er bleibe der Partei aber eng verbunden und falls er gefragt werde, stehe er "für Rat und Tat zur Seite", sagt er.
Die Grünen müssen in die Opposition, die FDP fliegt als Ex-Ampel-Partei aus dem Bundestag. Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht verpasst den Einzug in den Bundestag knapp.24.02.2025 | 1:36 min
Auch der designierte Generalsekretär Marco Buschmann verkündet heute seinen Rückzug:
Dieses Wahlergebnis blieb weit hinter unseren Ansprüchen zurück, und deshalb hab auch ich mich entschieden, dass jetzt Platz sein muss und Zeit sein muss für neue, frische Köpfe.
„
Marco Buschmann, designierter FDP-Generalsekretär
Doch wer kann den Parteivorsitz der FDP übernehmen und die Partei aus dem Tal der Tränen hinausführen? Die FDP sei mit 70.000 Mitgliedern als Organisation "wirtschaftlich gesund", anders als 2013, als Lindner, damals erst 34 Jahre alt, in schwierigen Zeiten den Parteivorsitz übernahm.
"Es ist auf die zwölf, mit Anlauf", so beschreibt die FDP Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann die Wahlniederlage ihrer Partei. Das sei überhaupt nicht lustig. 23.02.2025 | 1:50 min
Kubicki oder Strack-Zimmermann als Nachfolger?
Ein möglicher Kandidat für den Parteivorsitz ist Wolfgang Kubicki, 72 Jahre alt. Er hatte ursprünglich angekündigt, gemeinsam mit Lindner zurücktreten zu wollen, nun will er wohl nach dem Parteivorsitz greifen. Er ist bekannt, ein FDP-Urgestein. Viele schätzen ihn dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt.
Wolfgang Kubicki auf X:
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Das gilt auch für sie: Marie-Agnes Strack-Zimmermann, 66 Jahre alt. Die Europaabgeordnete und Verteidigungsexpertin hat vor allem durch klare Positionen im Ukraine-Krieg von sich reden gemacht. Auch sie zeigt sich offen für eine mögliche Kandidatur. Beide sind zwar keine jungen Hoffnungsträger, dafür markante, redegewandte Liberale, mit einem Standing in der Partei.
Die FDP-Politikerin Strack-Zimmermann findet klare Worte für die Stimmung in der Partei. Auf die Frage, ob sie den FDP-Vorsitz übernehmen wollen würde, reagiert sie ausweichend.24.02.2025 | 4:31 min
Noch hat kein möglicher Kandidat seine Kandidatur erklärt. Es ist auch noch Zeit. Neu gewählt wird die Parteispitze erst auf dem Bundesparteitag am 16. und 17. Mai in Berlin.
Gremien wollen Fehler analysieren
Zunächst soll die Wahlniederlage in den Gremien ausgiebig analysiert werden. "Wir sind die Partei der Eigenverantwortung und deshalb suchen wir auch nicht die Schuld für unser Wahlergebnis bei Anderen", sagt Lindner. Buschmann warnt vor "Schnellschüssen, Westentaschen-Analysen oder Eigen-Empirie".
Bei der letzten Bundestagswahl 2021 erreichte die FDP noch 11,4 Prozent der Stimmen und konnte vor allem bei jungen Wählern punkten. Jetzt hat sie massiv verloren, 7,1 Prozent, dabei gingen 1,3 Millionen Wähler zur Union und 800.000 Wähler zur AfD. Selbst die Ampel-Parteien konnten profitieren. Doch woran lag es?
Zweitstimme: So hat die FDP abgeschnitten
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Die FDP hat in den drei Jahren der Ampel-Koalition an Zustimmungswerten massiv eingebüßt. Das Ampel-Aus war auch der Versuch eines Befreiungsschlages, einer deutlichen Abgrenzung zu SPD und Grünen, einer Hinwendung zur Union, in der Hoffnung auf einen Aufwind in den Umfragen.
Lindner: FDP zahlt "hohen Preis" für Ampel-Aus
Für Lindner war das ein wichtiger Schritt, wie er am Wahlabend sagt, und es klingt fast heroisch: "Wir sind im letzten Herbst in das volle politische Risiko gegangen für unser Land. Wir zahlen selbst heute einen hohen Preis dafür. Für Deutschland war diese Entscheidung aber richtig."
Und für die FDP? Der Lindner-Rausschmiss als Finanzminister, der Austritt aus der Ampel, und die anschließende Debatte über die Enthüllung des "D-Day"-Papiers, das Ausstiegs-Szenarien aus der Ampel skizzierte, hat den Liberalen geschadet.
Wenn es die FDP nicht in den Bundestag schaffe, werde er zurücktreten, hatte FDP-Chef Christian Lindner gesagt. Man habe es nicht geschafft, die Gründe für das Ampel-Aus gut zu erklären.23.02.2025 | 1:53 min
Neuaufstellung ohne Lindner
In den Ländern sieht die Situation auch nicht besser aus. Die FDP kam bei allen drei Landtagswahlen im letzten Jahr, in Brandenburg, Sachsen und Thüringen, nicht in den Landtag. Mittlerweile ist sie nur noch in acht Landesparlamenten vertreten. Der Abwärtstrend ist deutlich.
Die FDP steht an einem Wendepunkt. Mit Lindner tritt nun die zentrale Figur der Liberalen ab - nach 11 Jahren endet eine Ära. Im Wahlkampf gab sich die FDP das Motto: "Alles lässt sich ändern." So war das aber wohl nicht gemeint.
CDU/CSU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz ist der Wahlsieger der Bundestagswahl 2025. ZDFheute informiert über aktuelle Nachrichten, Daten, Reaktionen und Analysen.
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Quelle: dpa
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