Bundestagswahl: "Viele unserer schwulen Freunde wählen AfD"

    Interview

    Vor der Bundestagswahl:"Viele unserer schwulen Freunde wählen AfD"

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    Marcel und David sind jung, schwul und AfD-Wähler. Die Position der AfD zur Ehe für alle finden sie nicht so wichtig. Ihre Wahlentscheidung begründen sie vor allem mit einem Thema.

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    ZDFheute: Die AfD hat im Oktober 2018 die Abschaffung der Ehe für alle gefordert. Sie selbst sind Anfang 30, leben seit einigen Jahren in einer gleichgeschlechtlichen Ehe und wählen die AfD. Wie passt das zusammen?
    Marcel*: Wir glauben nicht, dass die AfD die Ehe für alle abschaffen will, wenn sie an der Regierung beteiligt wäre. Die AfD ist von Grund auf eine freiheitliche Partei, die die Meinungsfreiheit groß schreibt und klar sagt, dass Sexualität Privatsache ist.

    Auch viele unserer schwulen Freunde wählen AfD.

    Marcel, AfD-Wähler

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    ZDFheute: Aber die AfD hat einen Antrag gegen die Ehe für alle im Bundestag eingebracht.
    Marcel: Es kann ja sein, dass es einen Antrag gab. Aber ich glaube, wenn sie wirklich in Regierungsverantwortung kommen, dass sie dann andere Probleme angehen und in den Fokus stellen.
    ZDFheute: Sie meinen, dass die AfD den Antrag dann wieder vergisst?
    Marcel: Denke ich schon, ja. Und selbst wenn die AfD die Ehe für alle wieder abschafft, ändert das ja nichts daran, dass wir zusammen sind. Aber da liegt jetzt auch nicht unser Fokus, warum wir AfD wählen.

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    ZDFheute: Welche anderen Themen sind Ihnen denn wichtiger, weswegen Sie AfD wählen?
    David*: Sicherheit und Migration. Das haben die etablierten Parteien jahrelang verschlafen, erst Angela Merkel, jetzt die Ampel-Parteien. Wir glauben, dass die AfD die einzige Partei ist, die das Thema momentan angeht und verbessert.

    Ich fühle mich in Berlin nicht sicher, wenn ich abends rausgehe.

    David, AfD-Wähler

    Ich wurde noch nie von Rechten oder Deutschen angegriffen, dafür aber von Arabern, Türken und Flüchtlingen. Man kann, glaube ich, erahnen, dass ich schwul bin. Und genau dieser Personenkreis hat ein Problem mit meiner Sexualität.
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    ZDFheute: Die AfD fordert zur Bundestagswahl, "Sozialleistungen für Nichtaufenthaltsberechtigte zu streichen" und "Rückführungen im großen Stil zu organisieren". Verbirgt sich hinter dieser Formulierung und dem, was Sie gerade gesagt haben, Ausländerfeindlichkeit?
    David:

    Nein, die AfD ist nicht ausländerfeindlich, sondern für eine Zuwanderung von Fachkräften.

    David, AfD-Wähler

    Da spielt die Herkunft keine Rolle, solange sich die Menschen integrieren und an Recht und Gesetz halten. Momentan haben wir keine Zuwanderung von Fachkräften, sondern eine starke Zuwanderung von Migranten in unsere Sozialsysteme und das muss aufhören.
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    ZDFheute: Sie haben früher einmal CDU und FDP gewählt. Was müsste passieren, damit Sie diese Parteien wieder wählen?
    David: Grundsätzlich sehr viel. Ich glaube, so viel kann in der Politik gar nicht passieren, dass wir wieder CDU oder FDP wählen.
    Marcel: Ich finde, man muss der AfD die Chance geben, jetzt mitzuregieren und an Entscheidungsprozessen beteiligt zu sein, damit sie auch beweisen können, ob sie es können.
    ZDFheute: Das heißt, die CDU könnte sich auf den Kopf stellen, Sie würden sie trotzdem nicht wählen?
    Marcel: Aktuell ja. Das Vertrauen ist verloren, definitiv.

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    ZDFheute: Die AfD stellt die weitere Unterstützung der Ukraine in Frage und fordert ein Ende der Sanktionen gegen Russland. Finden Sie, die Ukraine sollte Gebiete an Russland abtreten?
    Marcel: Absolut, weil am Ende werden Verhandlungen zum Frieden führen und die Ukraine ist in einer schwächeren Position. Europa kann natürlich nicht mit Truppen aktiv einmarschieren. Und aus dem Grund muss die Ukraine am Ende vermutlich durch einen Kompromiss Gebiete abtreten.
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    Marcel: Die Frage ist, wer sagt das? Das sagt unser Verfassungsschutz und der ist weisungsgebunden durch das Innenministerium, ein parteigeführtes Ministerium und eben keine unabhängige Instanz wie das Verfassungsgericht.
    ZDFheute: Björn Höcke, die Junge Alternative, die "Sächsischen Separatisten". Sie halten die AfD nicht für rechtsextremistisch?
    Marcel: Nein. Wir sehen da keine Anhaltspunkte. Sollten wir die irgendwann sehen, würden wir unsere Meinung auch definitiv ändern. Wir sagen nicht, dass wir immer die AfD wählen werden, aber wir sehen das absolut nicht.
    ZDFheute: Das heißt, die AfD ist für Sie keine extremistische Partei?
    Marcel: Sonst würden wir sie nicht wählen.
    Das Interview führte Dominik Rzepka, Korrespondent im ZDF-Hauptstadtstudio.
    * Die vollständigen Namen der Interviewpartner sind der Redaktion bekannt.
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