Die Kandidatur von Maximilian Krah ist in der AfD umstritten, der Parteivorstand befürchtet Schwierigkeiten.
Quelle: dpa
Seit Monaten tritt die
AfD nach außen hin geschlossen auf und versucht, auch interne Streitigkeiten möglichst vor der Presse zu verbergen. Das harmonische Auftreten, so ist die Erzählung, hat einen nicht unbeträchtlichen Anteil an den guten Umfragewerten. Die Partei liegt hinter der
CDU stabil auf Platz zwei.
An diesem Donnerstag aber ist von vornehmer Zurückhaltung nicht ganz so viel zu spüren: Fragt man nach einer Kommentierung der Aufstellung des skandalumwitterten Maximilian Krah als Direktkandidat für die
Bundestagswahl, dann heißt es aus dem Parteivorstand gegenüber dem ZDF, man fürchte "ähnliche Begleiterscheinungen wie im Europawahlkampf". Uneingeschränkte Unterstützung eines Parteifreundes sieht anders aus.
Andere werden noch deutlicher: Ein hochrangiger Funktionär schickt gar grüne und sich übergebende Smileys per SMS auf die Nachfrage des ZDF, was er denn von Krahs Kandidatur halte.
Vor der Europawahl wurde Maximilian Krah Käuflichkeit, Spionage im eigenen Büro und fragwürdiger Content auf TikTok vorgeworfen: Was war da los?02.05.2024 | 22:01 min
Problematische Verbindungen nach Russland und China
Zu frisch ist noch das Trauma namens
Europawahlkampf: Da war Krah als Spitzenkandidat der AfD angetreten - nicht unbedingt zum Gefallen der Parteispitze. Schnell geriet Krah in die Schlagzeilen, machte immer wieder wegen Berichten über sehr enge und problematische Verbindungen nach
Russland und
China sowie Ermittlungen gegen einen Ex-Mitarbeiter wegen mutmaßlicher Spionage für China von sich reden. Das ließ die Parteiführung mehr und mehr ohnmächtig dastehen.
Als Krah dann auch noch in einem Zeitungsinterview die Verbrechen der SS relativierte und selbst Marine Le Pen vom eigentlich der AfD nahestehenden Rassemblement National mit der AfD brach, zogen die Parteichefs die Notbremse: Krahs Wahlkampfauftritte wurden abgesagt. Nach der Wahl durfte Krah nicht Teil der AfD-Delegation im
Europäischen Parlament werden.
Das FBI hat den AfD-Politiker und Spitzenkandidaten zur Europawahl Maximilian Krah zu möglichen Zahlungen aus kremlnahen Quellen befragt. Der wies die Vorwürfe zurück.16.04.2024 | 9:50 min
Plötzliche Direktkandidatur sorgte für Verwunderung
Doch schon im Herbst, im Wahlkampf zu den Landtagswahlen in drei ostdeutschen Ländern, wurde Krah wieder gesichtet. Die Distanz, die seine Partei zu ihm zumindest nach außen hin hatte schaffen wollen, war schnell vergessen.
Vor wenigen Wochen brachte er sich im Gespräch mit der Welt am Sonntag als möglicher Bundestagskandidat ins Spiel und ließ sich nun tatsächlich als Direktkandidat für den Wahlkreis "Chemnitzer Umland - Erzgebirgskreis II" aufstellen - nachdem er auf der Sitzung vor Ort zunächst noch hatte verlautbaren lassen, doch nicht antreten zu wollen. Sächsische Zeitung und Zeit Online berichteten von einer "Inszenierung" und verwunderten bis verärgerten Teilnehmern der Sitzung.
Bei ihrer Gründung 2013 war die AfD eine konservativ-bürgerliche Partei, gerichtet vor allem gegen die Euro-Rettungspolitik. Heute gilt sie in Teilen als gesichert rechtsextrem. 08.10.2024 | 43:48 min
Vorermittlungen gegen Krah laufen noch
Die Sorge im Bundesvorstand ist dem Vernehmen nach, dass der besonders bei jungen Wählern sehr populäre, aber unberechenbare Krah sich auch mit dieser Kandidatur wieder zum Problem für die Partei entwickeln könnte. Und im Falle seines Einzugs in den
Bundestag sowohl für die Fraktion als auch für
Alice Weidel und
Tino Chrupalla: Die beiden stehen in Personalunion sowohl der Partei als auch der Bundestagsfraktion vor.
Zumal die Vorwürfe aus dem Sommer noch nicht zu den Akten gelegt wurden: In einem Schreiben vom 4. Dezember 2024, das dem ZDF vorliegt, bestätigt die Generalstaatsanwaltschaft Dresden, dass sowohl die Vorermittlungen gegen Krahs ehemaligen Mitarbeiter als auch die gegen Krah selbst - wegen möglicher Zahlungen aus China und Russland - weiter anhängig sind.
Kanzler Scholz will bei einer Wahlniederlage nicht Vizekanzler unter einem Regierungschef Merz werden. Alle News hier im Wahlkampf-Ticker.