Bundestagwahl 2025: Welche Themen Erstwähler beschäftigen

    Bundestagswahl 2025:Was Erstwähler in Deutschland bewegt

    von Lisabell Shewafera
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    Gut 2,3 Millionen Menschen dürfen als Erstwähler bei der Bundestagswahl abstimmen. Fünf von ihnen erzählen von ihren Wünschen und Sorgen kurz vor der Wahl.

    Zwei junge Männer sitzen nebeneinander auf einer Bank und halten ihre Smartphones in den Händen.
    Für junge Wählerinnen und Wähler spielt auch die Präsenz der Parteien in den sozialen Medien eine Rolle.
    Quelle: dpa

    Die Stimme bei der Bundestagswahl abgeben: Mehr als zwei Millionen Menschen können das am 23. Februar zum ersten Mal. Was bewegt junge Erstwählerinnen und Erstwähler? Welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Wir haben mit einigen von ihnen gesprochen.

    Lea Winklbauer, absolviert einen Bundesfreiwilligendienst in Passau, 18 Jahre

    "Ich bin mir noch unsicher, wen ich wählen werde. Es ist das erste Mal, dass mich eine Wahl richtig etwas angeht. Das ist mit Angst, aber auch Zuversicht verbunden.
    Lea Winklbauer
    Lea Winklbauer
    Quelle: privat

    Mir macht das Hoffnung zu wissen, dass ich mitentscheiden darf. Der Extremismus in der Gesellschaft macht mir Sorgen.

    Schimpfen kann man immer, aber wer nicht wählen geht, hat auch kein Recht sich über die Politik zu beschweren.

    Lea Winklbauer

    Als sich im letzten Jahr die Regierung aufgelöst hat, saß ich erstmal da und war sprachlos. Vor allem, weil man als junger Mensch das noch nicht ganz einordnen kann."
    Junge Frauen lesen in der Schule
    Am 23. Februar können mehr als zwei Millionen Erstwählerinnen und Erstwähler ihre Stimme abgeben. Was bewegt die? Was erwarten sie von der Politik? 31.01.2025 | 6:15 min

    Nikolaj Feuerstein, Azubi zum Kfz-Mechatroniker in Ingolstadt, 18 Jahre

    "Ich hoffe, dass nicht die falschen Personen gewählt werden. Es gibt Leute, die die AfD wählen und das lustig finden.
    Nikolaj Feuerstein
    Nikolaj Feuerstein
    Quelle: privat

    Das Thema, das mich am meisten beschäftigt, ist die Rente. Ich sehe oft ältere Menschen, die Müll sammeln, um zu überleben. Das fände ich für mich selbst traurig.

    Nikolaj Feuerstein

    Ich werde wahrscheinlich bis zu meinem 70. Lebensjahr arbeiten und erhoffe mir, dass ich irgendwann eine akzeptable Rente bekomme.
    Münzen liegen auf einem Dokument der Deutschen Rentenversicherung
    In Deutschland sind mehr Rentner als je zuvor zusätzlich zu ihrer Rente auf Sozialhilfe angewiesen. 37.000 Rentner mehr als im Vorjahr bezogen die Grundsicherung im Alter.08.10.2024 | 0:27 min
    Auf TikTok habe ich gesehen, wie sich Olaf Scholz mit dem TikToker Brooklyn getroffen hat. Das könnte eine Strategie sein, junge Menschen auf die eigene Seite zu ziehen. Das Video fand ich lustig. Junge Menschen finden das eher cool, weil man merkt, dass Politiker sich für uns interessieren."

    Generationenforscher Maas über Rolle sozialer Medien

    Viele junge Menschen hätten das Gefühl, von der Politik nicht ernstgenommen und "von Parteien komplett ausgespart zu werden", erklärt der Psychologe und Generationenforscher Dr. Rüdiger Maas gegenüber ZDFheute. Zur Rolle der sozialen Medien sagt er: "Da die AfD in den sozialen Medien stark ist, müssen natürlich auch die anderen Parteien präsent sein, um kein Ungleichgewicht zu bieten."
    Safer Internet Day
    Extremisten richten sich mit ihrer Propaganda in kurzen Clips auf TikTok verstärkt an Kinder und Jugendliche. Die Strategien sind ausgefeilt - die Gefahr der Indoktrinierung groß.06.02.2024 | 2:11 min
    Der AfD-Bundestagsfraktion folgen auf TikTok mehr als 520.000 Menschen. Maas sieht den Grund vor allem in der direkten Ansprache der Jugendlichen.

    Amin Abahji aus München, studiert International Business in Maastricht, 20 Jahre

    "Ich freue mich, dass ich wählen kann. Gerade bin ich noch unentschlossen zwischen den Parteien. Natürlich vertreten nicht alle etablierten Parteien genau das, was einem wichtig ist, deshalb versuche ich mich gerade, mehr darüber zu informieren.
    Amin Abahji
    Amin Abahji
    Quelle: privat

    Ich würde mir wünschen, dass die neue Regierung mehr über wirtschaftliche Themen wie die Inflation oder die hohen Energiepreise spricht und weniger über Migration. Dass sie sich mehr um die wirklich wichtigen Themen kümmert.

    Was mich an der Migrationsdebatte stört, ist, dass bei Problemen in Deutschland die Schuld häufig auf Ausländer geschoben wird.

    Amin Abahji

    Der Rechtsruck macht mir Sorgen. Ich finde es auch krass, wie sehr soziale Medien das Meinungsbild junger Menschen beeinflussen. Immer mehr Personen sympathisieren mit der AfD."
    03.12.2024, Berlin: Alice Weidel, Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, äußert sich vor Beginn der Fraktionssitzung der Bundestagsfraktion der AfD im Deutschen Bundestag.
    Die AfD-Spitze bereitet eine Umstrukturierung des als "gesichert rechtsextremistisch" eingestuften Vereins Junge Alternative vor. Das Ziel: mehr Kontrolle über die Parteijugend. 03.12.2024 | 2:37 min

    Kay Kollroß, Freiwilliges Soziales Jahr in Dachau, 20 Jahre alt

    "Die Bundestagswahl könnte ein Startschuss für Veränderungen sein. Ich habe den Wunsch, dass wir zu einer Gesellschaft zurückkommen, die nicht so sehr von Spaltung und Gegensätzen geprägt ist, sondern dass Solidarität und Respekt wichtiger wird.
    Kay Kollroß
    Kay Kollroß
    Quelle: privat

    Mir fällt auf, dass im politischen Diskurs viel sagbar ist, was vor einiger Zeit noch nicht sagbar war.

    Kay Kollroß

    Von der neuen Bundesregierung wünsche ich mir, dass sie den Herausforderungen der heutigen Zeit entschlossen entgegentritt - gerade was Ausgrenzung und extremistische Strömungen angeht. Ich erhoffe mir konkrete Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel und soziale Ungleichheit."

    Ksenia Dyck, studiert Staatswissenschaften in Passau, 20 Jahre alt

    "Ich bin aufgeregt, denn ich habe zum ersten Mal die Möglichkeit, wählen zu dürfen. Auch freue ich mich darauf, ein Teil von Demokratie zu sein.
    Ksenia Dyck
    Ksenia Dyck
    Quelle: privat

    Jetzt im Wahlkampf wird von den unterschiedlichsten Parteien viel versprochen und es wird den Menschen viel Hoffnung gemacht. Ich hoffe, dass Lösungsansätze entwickelt werden und dass die Parteien ihren Grundsätzen treu bleiben. Dass man sich darauf verlassen kann.
    Es herrscht doch eine gewisse Angespanntheit, weil sich viele Leute Sorgen über den Rechtsruck in Deutschland machen.

    Gerade die Erstwähler, die zum ersten Mal präsenter werden dürfen durch ihre Stimme, müssen sich bewusst sein, dass ihre Stimme jetzt zählt.

    Ksenia Dyck

    Die Gespräche führte Lisabell Shewafera. Sie arbeitet im ZDF-Landesstudio in Bayern.

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    Quelle: dpa

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