Was Grünheide über Tesla-Chef Elon Musk denkt

    Äußerungen des Tesla-Chefs:Was Grünheide über Elon Musk denkt

    von Antje Klingbeil
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    Was halten die Menschen in Grünheide, wo Teslas Fabrik steht, von den jüngsten Äußerungen Elon Musks zur Bundestagswahl? Diese Frage hat das ZDF vor Ort gestellt.

    Das Tesla Giga-Wark in Grünheide.
    Nicht nur zum Tesla-Werk gehen die Meinungen in Grünheide auseinander. (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Im März 2022 eröffnete der Tech-Milliardär Elon Musk in Grünheide das einzige Tesla-Werk Europas. Die Gemeinde mit gut 9.000 Einwohnern ist bis heute zweigeteilt. Es gibt Befürworter, die sich über Arbeitsplätze freuen und Gegner, die die Ansiedlung der Fabrik im Trinkwasserschutzgebiet äußerst kritisch sehen. Ähnlich unterschiedlich verhält es sich auch bei Musks Äußerungen vor der Bundestagswahl.

    Frau in Grünheide: Elon Musk "sollte mehr Respekt zeigen"

    "Er sollte mehr Respekt zeigen, was Äußerungen über deutsche Politiker anbelangt. Ich finde es mies, dass er Werbung für die AfD macht. Generell finde ich es schrecklich, was da noch auf uns zukommen könnte", sagt eine 44-jährige Frau in einem Café unweit des Marktplatzes von Grünheide.
    Schon am Anfang habe es hier viele Zweifler gegeben, erzählt eine andere Frau im Café. Sie wäre froh gewesen, wäre das Werk nicht entstanden. Musks Werbung für die AfD fände sie aber noch furchtbarer:
    "Mein Wunsch ist, dass die Demokratie erhalten bleibt und ich finde es überhaupt nicht gut, wenn die AfD vielleicht noch Geld von Elon Musk zugespielt bekommt. Er ist unberechenbar, wie Trump."
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    Direkte Zuwendungen von Musk an die AfD sind nicht nachgewiesen, derzeit wird darüber diskutiert ob sein Gespräch mit Alice Weidel (AfD) eine illegale Parteispende sein könnte. Eine Frau am Nebentisch ergänzt: "Das finde ich sehr komisch, weil die AfD hier vor Ort von Anfang an gegen diese Tesla-Fabrik war. Insofern unterstützt Trump jetzt die Anti-Tesla Partei."

    Straßenbauer: Auch der Tesla-Chef darf "seine freie Meinung äußern"

    Einen Tesla könne er sich sowieso nicht leisten, meint ein Heizungstechniker, der hier gerade Pause macht. Aber "ob der die AfD unterstützt oder nicht - das ist mir egal. Es ist nicht der erste Amerikaner, der das macht. Das kann auch nicht schaden."
    Die Straßen in der kleinen Gemeinde sind gut befahren und nicht wenige hier besitzen einen Tesla. Ein 45-jähriger Mann, der im Straßenbau arbeitet, erzählt, dass er sich mehrere "deutsche Premiumfabrikate" angeschaut, aber sich letztlich für einen Tesla entschieden habe.
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    Elon Musks jüngste Äußerungen sieht er nicht als Einmischung: "Grundsätzlich ist es so, dass wir in allen freien Ländern eine Meinungsfreiheit haben und auch ein Elon Musk kann als Privatperson seine freie Meinung äußern, sowie jeder andere es auch tun kann. Auf X, Facebook und Co. Er hat aufgrund seiner prägnanten Stellung in der Gesellschaft das Potenzial des Internets erkannt und das ist eben seine Meinung und die akzeptiere ich und respektiere ich auch."

    Kritik an Teslas Werk: "Schlechte Arbeitsbedingungen"

    Ein Mann, der seit drei Jahren hier wohnt, äußert sich auf dem Marktplatz vor dem Supermarkt ganz anders: "Ich finde es nicht gut, dass sich Musk einmischt - hier im Werk ist auch nicht alles so, wie es sein sollte: schlechte Arbeitsbedingungen und auch die Werkserweiterung sorgt hier für große Diskussionen."
    Ein 40-jähriger Supermarktkunde ergänzt: "Es wäre schön, wenn er nicht hier wäre. Er ist auch ein schlechter Arbeitgeber, wenn man überlegt, wie miserabel er mit den Leuten umgeht - aber das ist meine Meinung."
    Und eine Frau Mitte 40 ruft im Vorbeigehen rüber: "Was der hier geschafft hat, ist bewundernswert - das hätte Deutschland nie hinbekommen."
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    Rentnerin zu Erfolg der AfD: "Alles hausgemacht"

    Einige Kilometer weiter: im Ortsteil Hangelsberg, das zwischen Wald und Wiesen am beschaulichen Flüsschen Müggelspree liegt. Für Einwohner und Durchreisende gibt es hier einen kleinen Laden inklusive Imbiss mit Hausmannskost. Das Bistro ist gut besucht und eine 70-jährige Rentnerin ist ziemlich aufgebracht:
    "Elon Musk? Dass die AfD so einen Zulauf hat - das ist doch alles hausgemacht. Hätten wir eine ordentliche Politik, dann hätten die keine Chance. Aber so: Die armen Leute fühlen sich abgehängt, haben keine Lobby und dann wählen sie die AfD, weil die am lautesten brüllen. Amerika mischt sich überall ein. Warum soll sich nicht Herr Musk einmischen - er hat hier ja ein großes Werk. Die Ansiedlung finde ich nicht schlecht. Man staunt, was der in kurzer Zeit alles geschafft hat. Er weiß: Geld regiert die Welt und deshalb spielt der sich so auf."
    Viele andere hier wollen gar nichts sagen. Ein Polizist, der hier Mittagspause macht, meint zu Musks Unterstützung der AfD: "Das ist seine Meinung. Für den gelten die gleichen Grundsätze wie überall in Deutschland und der Europäischen Union."
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    Bewohner findet Musks Nähe zu Trump "beängstigend"

    Für den Bau seiner Fabrik hat Elon Musk von der brandenburgischen Regierung knapp 20 Ausnahmegenehmigungen bekommen, bezogen unter anderen auf Umweltstandards. Das sorgt bei vielen in Grünheide bis heute für Kopfschütteln. Auch beim nahegelegenen Kanuverleih. Ein Mitarbeiter, der hier seit 27 Jahren dabei ist, findet Elon Musks Einmischungen beängstigend:
    "Dass er sich zur AfD positiv äußert und auch die Nähe zu Trump - das ist beängstigend. Er hat ja gut profitiert mit dem Standort, der ja gegen große Widerstände durchgesetzt wurde. Deutschland und Brandenburg haben ihm alle Türen geöffnet - mit der Hoffnung, sehr viele Leute, die anderswo ´ne Stelle verlieren, hier unterzubringen."
    Es sei schrecklich, dass man jemandem wie Elon Musk solche Chancen gegeben habe.
    Antje Klingbeil ist Reporterin im ZDF-Landesstudio Brandenburg.

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    Quelle: ZDF

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