Bundestagswahl und Bildung:Was sich im Bildungssystem ändern soll
Lehrermangel, Unterrichtsausfall, marode Schulen: Im Bildungssystem herrscht schon lange Mangelverwaltung. Mit welchen Maßnahmen die Parteien gegensteuern wollen. Eine Übersicht.
Grüne, Linke und BSW wollen mehr Kompetenzen für den Bund
SPD für Vielfalt im Bildungssystem
Fast 50.000 Lehrer fehlen in Deutschland
Was die Parteien in Sachen Bildung tun wollen
- Die Fachkräfteoffensive für Kitas und Schulen soll verbindlich zwischen allen Bundesländern vereinbart werden, mit dem Ausbau von Ausbildungskapazitäten, multiprofessionellen Teams, einer verstärkten Ansprache von Quereinsteigenden aus anderen Berufen.
- Damit kein Kind ohne "nötige Grundfertigkeiten" in die Schule kommt oder die Grundschule verlässt, soll mit vier Jahren und zur Einschulung der Entwicklungsstand aller Kinder festgestellt. Wenn nötig, soll es eine verbindliche Förderung geben.
- Startchancenprogramm an Schulen soll sukzessive ausgebaut werden; auch der Digitalpakt Schule soll fortgesetzt und inhaltlich weiterentwickelt werden
- Das Bildungssystem soll fit gemacht werden für die Einwanderungsgesellschaft. Kinder unterschiedlicher Herkunft sollen Kita und Schule mit Erfolg besuchen können. In Bildungsplänen, Schulbüchern und in den pädagogischen Berufen soll sich Vielfalt widerspiegeln, damit sich alle Kinder damit identifizieren können.
- Nach dem Grundsatz "Aufstieg durch Bildung" müssen allen jungen Menschen alle Ausbildungswege offenstehen. Mindestausbildungsvergütungen sollen angehoben werden.
- Zur nachhaltigen Finanzierung der Bildungsprojekte will die SPD die Erbschafts- und Schenkungssteuer reformieren.
- Jedes Kind, das eingeschult wird, muss Deutsch können. Kinder mit Förderbedarf müssen verpflichtend an einem vorschulischen Programm teilnehmen.
- Ausbau von Ganztagsschulen zur individuellen Förderung jedes einzelnen Kindes
- Bundesweit verbindliche und aussagekräftige Vergleichsarbeiten und Lernstandserhebungen, mit dem Ziel eines bundesweit qualitativ vergleichbaren Abiturs auf hohem Niveau
- Nutzung von Tablet, E-Book und Whiteboard an weiterführenden Schulen; Schule muss neben Medienbildung und Informatik auch kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation und Kollaboration fördern.
- Kompetenzen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) sind zentral für die Herausforderungen der Zukunft; seit Jahrzehnten erfolgreicher Talentwettbewerb "Jugend forscht" soll ausgebaut werden.
- Mit dem Digitalpakt Schule 2.0 wird der Fokus auf digitale Infrastruktur, digitale Lehr- und Lernprogramme sowie auf forschungsbasierte Qualifizierung von Lehrkräften und Schulleitungen gelegt.
- Für ein bundesweites Bildungsverlaufsregister will die Union "eine ländergemeinsame datenschutzkonforme Identifikationsnummer für alle Schülerinnen und Schüler" (Schüler-ID/Statistik-ID) einführen.
- Frühe Social-Media-Nutzung von Kindern sieht die Union kritisch in bezug auf Gesundheit sowie Lern- und Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen, auch in der Schule. Sie will ein wissenschaftlich basiertes Maßnahmenpaket vorlegen.
- Berufliche und akademische Bildung sind für CDU/CSU gleichwertig; duale Ausbildungswege sollen weiter ausgebaut werden.
- Jedes Kind in Deutschland soll unabhängig von den Sprachkenntnissen Zugang zum regulären Bildungssystem erhalten.
- Integration in und durch Bildung soll es nicht nur auf dem Papier geben, sondern auch in der Realität.
- "Zukunftsinvestitionsprogramm Bildung" für moderne und barrierefreie Schulgebäude mit digital ausgestatteten Klassenzimmern; mehr Stellen für Schulsozialarbeit, Schulpsychologie und Inklusion
- Schwerpunkt auf dem Erwerb von Basiskompetenzen; Förderung von politischer Bildung, Demokratiebildung, Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung; Aufbau von digitalen Fähigkeiten und Medienkompetenz sowie verantwortlichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI)
- Fachkräftegewinnung mittels dualer Studiengänge, Ein-Fach-Lehrkräfte und Wege für Quer- und Seiteneinsteiger
- Ausbau von Angeboten der Mental Health Coaches an Schulen
- Ausbau der Ganztagsschulen
- Engere Kooperation zwischen Bund, Ländern und Kommunen in der Bildungspolitik
- Abschaffung des Kooperationsverbots
- Einen besonderen Schwerpunkt wollen die Grünen auf die Sprachbildung legen. Denn nur wer die deutsche Sprache verstehe und beherrsche, könne am Unterricht und der Gemeinschaft teilhaben, sich entfalten und erfolgreich lernen, so die Grünen.
- Bessere Berufsorientierung für junge Menschen an Schulen; Jugendberufsagenturen als zentrale Anlaufstelle für Berufsorientierung
- Gleichwertigkeit von beruflicher Ausbildung und Studium; Förderung des Führerscheinerwerbs für Auszubildende; Azubi-Deutschlandticket
- BAföG für mehr Menschen öffnen
- Sprachtests im Vorschulalter, Einschulung nur bei ausreichenden Deutsch-Kenntnissen, Noten spätestens ab der 3. Klasse, bundesweit einheitliche Qualitätsstandards und einheitliche Abschlussprüfungen (Deutschland-Abitur) für eine bundesweite Vergleichbarkeit von Schulabschlüssen
- Neben der Sanierung von Schulgebäuden soll mit dem Digitalpakt 2.0 von Bund und Ländern die technische Modernisierung der Schulen vorangetrieben werden. Moderne außerschulische Lernorte wie Schülerlabore, Maker-Spaces und TUMO-Zentren sollen geschaffen werden, KI-gestützte und adaptive Lernmethoden in den Schulalltag integriert werden.
- Modernisierung von Lehrplänen: mehr Raum für wirtschaftliche und finanzielle Bildung, MINT-Themen, Demokratie und Politik sowie Medienkompetenz. Wirtschaft und Informatik sollen bundesweit als Schulfächer eingeführt werden.
- Grundlegende Reform des Bildungsföderalismus; stärkere Rolle des Bundes, auch bei Finanzierungspflichten
- Kultusministerkonferenz (KMK) als Entscheidungsgremium abschaffen und durch einen Bundesbildungsrat aus Wissenschaftlern, Praktikern, Eltern- und Wirtschaftsvertretern ersetzen
- "Exzellente Lehrkräfte", denen man attraktivere Arbeitsbedingungen, praxisnahe Aus- und Fortbildung, leistungsorientierte Bezahlung und attraktive Aufstiegsmöglichkeiten bietet
- Duales Lehramtsstudium weiterentwickeln, das Theorie und Praxis eng miteinander verzahnt; stärkerer Fokus auf digitale und KI-Kompetenzen; bundesweite Mobilitätsgarantie
- Schulen sollen mehr individuellen Gestaltungsspielraum erhalten.
- FDP will mehr junge Menschen für die berufliche Bildung gewinnen; Stärkung von beruflichen Bildungszentren und Angeboten zur Berufsorientierung wie z. B. Azubi-Botschafter, Frauen in MINT-Berufen und Jugendberufsagenturen; Stipendien für Auszubildende sollen ausgebaut werden.
- Heranführung der Schüler an den Leistungsgedanken muss alters- und begabtengerecht erfolgen.
- Statt einer Senkung der Leistungsanforderungen müssen die Bildungs- und Leistungsstandards aller Schulformen und Bildungseinrichtungen wieder auf das Niveau einer führenden innovativen Wirtschafts- und Industrienation angehoben werden.
- Das Schulsystem soll ein nach Begabung differenziertes sein, das dem unterschiedlichen Leistungsvermögen gerecht wird; besondere Förderung von Hochbegabungen
- Kleinere Klassen
- Abitur muss wieder zum Ausweis der Studierfähigkeit werden, Haupt- oder Realschulabschluss zur Berufsausbildung befähigen.
- Schulpflicht durch Bildungspflicht ersetzen
- Vorschulklassen wieder einführen, um Entwicklungsrückständen und geringen Deutsch-Kenntnissen entgegenzuwirken
- Verpflichtender Deutschunterricht
- Weniger Inklusion: Förderschulen sollen wieder zum Regelfall für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden.
- Schulen sollen Schülern die Freiheit geben, eigene politische Denkweisen ohne Vorgaben durch Lehrpläne und Unterrichtswerke zu entwickeln. Eigene politische Ansichten müssten ohne Angst vor Diskriminierung geäußert werden können. Lehrer seien unbedingt zur Neutralität verpflichtet.
- Schule soll in den ersten vier Jahren digitalfreier Raum sein, um die Basiskompetenzen zu lernen; Online-Unterricht soll vermieden werden.
- Stärkung der Haupt- und Realschulen durch Kooperationen mit Unternehmen, um Lehrstellen wieder besetzen zu können; das Streben nach immer höheren Abiturientenquoten gefährdet den Nachwuchs in den Ausbildungsberufen, zahlreiche Lehrstellen können aus Mangel an ausreichend qualifizierten Bewerbern nicht besetzt werden, zu viele Lehrlinge brechen die Ausbildung ab.
- Wert der beruflichen Bildung stärker würdigen
- Den Islamunterricht lehnt die AfD ab. Muslimischen Schülern dürften keine Sonderrechte aufgrund ihres Glaubens, z.B. Befreiung vom Schwimm- und Sportunterricht, gewährt werden.
- Mehr Lehr- und Erziehungspersonal durch Stärkung der dualen Ausbildung, Verbesserungen bei der Anerkennung zugewanderter Lehrkräfte und Ausbildung von Quer- und Seiteneinsteigern gewinnen; Ziel ist eine Vertretungsreserve von zehn Prozent an den Schulen.
- Um den Investitionsstau zu beenden, will die Linke eine Vermögenssteuer einführen, deren Einnahmen in die Länderhaushalte fließen. Bis dahin fordert sie vom Bund ein 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Sanierung, Modernisierung und Unterstützung von Bildungseinrichtungen.
- Ein Bildungsrahmengesetz soll für gleiche soziale und personelle Mindeststandards in allen Bundesländern sorgen.
- Abschaffung des Kooperationsverbots zwischen Bund und Ländern; Linke will stattdessen eine umfassende Gemeinschaftsaufgabe Bildung im Grundgesetz verankern; Verbot von Privatisierungen im Bildungssektor
- Schulbücher, digitale Geräte und Infrastruktur sowie andere Lernmittel sollen kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
- Hausaufgaben sollen abgeschafft werden. Das Einüben und Festigen von Gelerntem sowie die Bearbeitung von Übungsaufgaben sollen in der Schule erfolgen.
- Kostenfreie Verpflegung in Schulen und kostenfreie Beförderung von Schülern, damit gute Bildung nicht vom Geldbeutel abhängt
- Aufhebung des Kooperationsverbots zwischen Bund und Ländern; bundesweites Bildungsrahmengesetz, das vergleichbare Rahmenbedingungen, Rechtsansprüche und hohe qualitative Standards in allen Bundesländern schafft
- Ausbau der Ganztagsschulen und der Hort- und Hausaufgabenbetreuung, um Kinder unabhängiger von den unterstützenden Möglichkeiten ihrer Eltern zu machen
- Mehr analoge statt digitale Lernmethoden beim Erlernen von Rechtschreib- und Lesefähigkeiten; keine Nutzung von Handys und Tablets bis zum Ende der Grundschule
- Social-Media-Gesetz nach australischem Vorbild, wo Jugendliche erst ab 16 Jahren soziale Netzwerke nutzen dürfen; Kinder sollen "wieder im Hier und Jetzt mit echten Freunden kommunizieren und lachen"
- Kinder und Jugendliche sollen Schulen wieder als geborgene Schutzräume empfinden können - ohne Diskriminierung, Mobbing oder Rassismus
- Jedem jungen Menschen ist das Recht auf einen Ausbildungsplatz zu garantieren.
- Stärkung der Berufsvorbereitung in der Sekundarstufe I, Aufwertung von mittleren Schulabschlüssen und Ausbildungsberufen;
- Reform der Lehrerausbildung, z.B. duale Ausbildungsformen, die zu einem Bachelor-/Masterabschluss mit anschließendem Referendariat führen; kurzfristig soll der Lehrermangel mit Hilfe von Seiteneinsteigern bekämpft werden
- Entlastung der Lehrer von fachfremden Aufgaben, damit sie sich auf das Unterrichten konzentrieren können. Dafür brauchen sie Unterstützungsteams aus Sozialarbeitern, Schulpsychologen und IT-Fachleuten.