Weniger Frauen im Bundestag: Woran das liegen kann
Nur knapp ein Drittel weiblich:Warum wieder weniger Frauen im Bundestag sind
von Lina Schmidt
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Im neuen Bundestag sind nur 32,4 Prozent Frauen, der Trend geht damit wieder zurück. Vor allem AfD und Union tragen dazu bei. Ein Grund ist zudem die Zunahme von Anfeindungen.
Im Bundestag sitzen wieder weniger Frauen. Das hat auch mit Hass und Hetze zu tun.
Quelle: dpa
Der Rückgang des Anteils der Frauen im Bundestag hat verschiedene Gründe. Zum einen haben bei der Bundestagswahl Parteien wie AfD sowie CDU und CSU zugelegt, die tendenziell weniger Frauen in ihren Reihen haben. Zum anderen ziehen sich viele Frauen aus dem politischen Betrieb zurück, weil Anfeindungen, Hass und Hetze zunehmen. Bundestagsabgeordnete berichten, warum das politische Geschäft immer noch schwer ist. CDU-Abgeordnete Silvia Breher sagt:
Was man sich an Beschimpfungen und Erwartungen alles gefallen lassen muss, nimmt schon deutlich zu.
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Silvia Breher, CDU-Abgeordnete
"Frauen werden zuerst für ihr Äußeres kritisiert, bevor es überhaupt um Inhalte geht - oder beides wird miteinander verknüpft. Bei Männern passiert das nicht", sagt sie. Auch späte Sitzungen am Abend erschweren die Vereinbarkeit von Mandat und Familie, betont Breher. Parteikolleginnen wie Yvonne Magwas oder Nadine Schön haben sich deshalb gegen eine erneute Kandidatur entschieden.
Das Verhältnis von Frauen und Männern hat sich nach der Wahl geändert. Die frontal-Satiriker machen den Check.04.03.2025 | 2:19 min
Abgeordnete erlebt Anfeindungen auf offener Straße
Während des Wahlkampfs sei sie an einem Infostand als "feministische Fotze" beleidigt worden, erzählt SPD-Abgeordnete Josephine Ortleb. "Der Ton gegen Frauen ist sehr viel rauer geworden", betont sie.
Frauenanteil im Deutschen Bundestag
ZDFheute Infografik
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Das erlebe man teilweise auch im Parlament selbst. "Gerade von rechts wird es super laut, wenn Frauen beispielsweise zu gleichstellungspolitischen Themen reden." Die AfD sei da zum Teil "nicht zu halten.'" Man müsse da echt gegen eine Mauer anreden", stellt Ortleb fest.
Von den 630 Abgeordneten, die in den 21. Bundestag einziehen, sind nur 204 Frauen. Die Grünen haben den höchsten Frauenanteil mit 61,2 Prozent, gefolgt von der Linken mit 56,2 Prozent. Die SPD kommt auf 41,7 Prozent, die CDU auf 22,6 Prozent. Am niedrigsten ist der Frauenanteil bei der AfD mit 11,8 Prozent.
Damit schneidet Deutschland im internationalen Vergleich schlecht ab. Der alte Bundestag (34,8 Prozent Frauenanteil) lag in einem weltweiten Ranking der Interparlamentarischen Union auf Platz 44 von 180 Ländern. Den ersten Platz belegt übrigens Ruanda - mit einem Frauenanteil von 63,8 Prozent.
Welche Gründe stecken dahinter?
Der geringe Frauenanteil liege vor allem am Erstarken der konservativen und rechten Parteien, die weniger Frauen auf aussichtsreichen Listenplätzen und Wahlkreisen aufstellen, betont Ortleb.
Freiwilligkeit funktioniert nicht.
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Josephine Ortleb, SPD-Abgeordnete
Sie plädiert deshalb für ein Paritätsgesetz, das Parteien verpflichtet, gleich viele Männer und Frauen aufzustellen.
AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch entgegnet: "Ergebnisse vorzugeben und zu sagen, es müssen 50 Prozent Frauen und 50 Prozent Männer sein, ist absurd." Jeder Partei stehe es frei, mehr Frauen aufzustellen. Von Quotenregelungen halte sie nichts. "Es ist eine Personenwahl, keine Geschlechterwahl."
So richtig hat die politische Idee in all den Jahren nie gezündet.30.12.2020 | 15:43 min
Das neue Wahlrecht: Eine Hürde für Frauen?
Sheyda Weinrich von der Bundesstiftung Gleichstellung nennt auch die neue Wahlrechtsreform eine Ursache für den geringen Frauenanteil im Bundestag. "Bei allen Bundestagswahlen seit 1949 sind Frauen eher über die Landeslisten eingezogen als über Direktmandate", so Weinrich.
Da weniger Abgeordnete nun über Listen ins Parlament kommen, träfe dies besonders Frauen. Sie fordert, dass aussichtsreiche Wahlkreise paritätischer besetzt werden, da Landeslistenquoten bei Direktmandaten wenig Wirkung zeigten. Breher (CDU) sagt zur Wahlrechtsreform:
Als Fraktion haben wir sechs Frauen nicht in den Bundestag bekommen, weil deren Wahlkreise gekappt wurden.
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Silvia Breher, CDU-Abgeordnete
Breher sieht die Verantwortung aber auch bei der eigenen Partei. Man müsse daran arbeiten, "dass Frauen auch in Wahlkreisen kandidieren, die direkt gewonnen werden können. Nur über die Liste geht es nicht."
Das neue Wahlrecht hat zur Folge, dass deutschlandweit 23 Wahlkreissieger nicht in den Bundestag einziehen, obwohl sie ihr Direktmandat gewonnen haben. Grund ist das neue Wahlrecht zur Verkleinerung des Bundestages.25.02.2025 | 1:39 min
Repräsentationslücke im Bundestag
Kathrin Mahler Walther, Vorsitzende der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF), sieht im gesunkenen Frauenanteil im Bundestag eine "Repräsentationslücke". "Die Demokratie ist nur so stark wie die Vielfalt der in ihr vertretenen Stimmen", betont sie.
Männer und Frauen seien unterschiedlich sozialisiert und bringen deswegen unterschiedliche Perspektiven ins Parlament ein, zum Beispiel zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder der Förderung von Chancengleichheit im Arbeitsmarkt. Mahler Walther sieht das Problem aber auch auf kommunaler Ebener.
Es muss viel passieren bei der Ansprache von Frauen in den Parteien.
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Kathrin Mahler Walther, Vorsitzende der EAF
Auch das wäre ein wichtiger Schritt, um mehr Frauen für den politischen Betrieb zu gewinnen.
Der Equal Pay Day mahnt zu einer gerechten Bezahlung von Männern und Frauen. Im EU-Vergleich ist Deutschland bei Verdienstunterschieden aber immer noch eines der Schlusslichter.
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