Sorge um Folgen für Wahl: BND warnt vor Einfluss Moskaus

    Bundestagswahl im Februar:BND warnt vor Einfluss Moskaus auf Wahl

    |

    Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes warnt, dass "naiv nachgeplappert wird, was aus Moskau kommt". Dies habe Auswirkungen auf Wahlen. Außerdem rüste Russland massiv hoch.

    Eröffnung der Erweiterung des BND-Besucherzentrums
    Bruno Kahl zeigt sich besorgt über eine mögliche Beteiligung Russlands am politischen Meinungsbildungsprozess in Deutschland.
    Quelle: dpa

    Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl, rechnet mit Einflussversuchen Russlands auf die vorgezogene Bundestagswahl im Februar.

    Kahl: Beteiligung Russlands am politischen Meinungsbildungsprozess

    Dabei sei der Wahlprozess selbst kaum zu beeinflussen, sagte der Chef des deutschen Auslandsnachrichtendienstes bei einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin. Aber man habe schon bei den bisherigen Wahlen in diesem Jahr "eine Beteiligung Russlands am politischen Meinungsbildungsprozess gesehen".
    Im Kreml würden Themen in Deutschland wie Corona oder Klima genau analysiert und gesellschaftliche Konflikte darüber geschürt, sagte Kahl. Am rechten und linken Rand des politischen Spektrums werde dann "naiv nachgeplappert", was vorgegeben werde.

    Natürlich hat das Auswirkungen auf die Wahlen, auf die Wahlergebnisse.

    Bruno Kahl, Präsident des Bundesnachrichtendienstes

    Wahlhelfer und Wahlhelferinnen zählen in einem Wahllokal Stimmzettel.
    Die Wahlleiter in den Kommunen beginnen mit den Vorbereitungen für die Bundestagswahl. Wahlhelfer müssen gefunden, Stimmzettel gedruckt und Wahlbenachrichtigungen verschickt werden.23.11.2024 | 1:37 min

    Warnung vor zunehmenden hybriden Angriffen

    Kahl warnte vor zunehmenden hybriden Angriffen Russlands auf Deutschland und das westliche Verteidigungsbündnis Nato. Die Bereitschaft Moskaus zur weiteren Eskalation in diesem Bereich habe ein bisher unbekanntes, hohes Niveau erreicht.
    Eine weitere Verschärfung der Lage sei wahrscheinlich. Damit steige das Risiko, dass sich die Frage eines Nato-Bündnisfalles stelle.
    sgs wiesel coerper
    Aufforderungen zu Friedensgesprächen aus Deutschland oder der Ukraine verhallen in Russland, sagt Moskau-Korrespondent Coerper. Es brauche einen mächtigen Vermittler.12.10.2024 | 2:54 min
    Mit dem Aufwuchs des russischen Militärpotenzials werde zudem "eine direkte militärische Konfrontation mit der Nato zu einer möglichen Handlungsoption für den Kreml". Russlands Streitkräfte würden wahrscheinlich ab Ende des Jahrzehnts personell und materiell in der Lage sein, einen Angriff gegen die Nato durchzuführen.

    Kahl: Putin zieht auf Scheitern der Nato ab

    Nach Einschätzung der BND-Experten hegten hochrangige Offizielle im russischen Verteidigungsministerium offenbar Zweifel daran, ob die Nato-Beistandsverpflichtungen und die erweiterte Abschreckung der USA für Europa im Ernstfall halten würden, erklärte Kahl.

    Derzeit liegen zwar noch keine Hinweise zu konkreten Kriegsabsichten Russlands vor. Aber wenn solche Ansichten überhandnehmen in der Regierungszentrale Moskaus, wächst in den kommenden Jahren das Risiko auch einer militärischen Auseinandersetzung.

    Bruno Kahl, Präsident des Bundesnachrichtendienstes

    Dabei stünde dann "sicher nicht eine weiträumige Landnahme im Fokus". Vielmehr zielten der russische Präsident Wladimir Putin und die russische Führung nach BND-Einschätzung auf ein Scheitern der Nato als Verteidigungsbündnis ab.
    Hintergrund ist auch der Amtsantritt des künftigen US-Präsidenten Donald Trump im Januar in Washington. Es gibt Zweifel, ob Trump zu den Nato-Verpflichtungen steht.
    stefanie-babst
    Die ehemalige Nato-Chefstrategien Stefanie Babst blickt sorgenvoll auf eine zweite Amtszeit von Donald Trumps. 06.11.2024 | 4:21 min

    BND: Russland will Beistandsbereitschaft testen

    Vor einer militärischen Auseinandersetzung mit der Nato werde der Kreml wahrscheinlich zunächst Europa drohen - "das immer mal wieder zu hörende nukleare Geraune gehört da auch zu", sagte Kahl. Russland wolle die Beistandsbereitschaft vor einer offensiven Auseinandersetzung testen.
    Als mögliche Szenarien nannte Kahl einen kurzen Angriff auf die norwegische Arktis-Insel Spitzbergen zur "territorialen Geländebereinigung" oder eine begrenzte Intervention im Baltikum unter dem Vorwand des Schutzes russischer Minderheiten. Russland gehe es um ein Scheitern der Nato als Verteidigungsbündnis, sagte Kahl.
    Moskau würde damit versuchen, die Nato noch vor einem möglichen Kriegsbeginn zu spalten, warnte der BND-Chef.

    Der Kreml geht wahrscheinlich davon aus, dass der Westen in einer von multiplen Konflikten geprägten Welt Schwierigkeiten hat, die richtigen gemeinsamen Antworten zu finden.

    Bruno Kahl, Präsident des Bundesnachrichtendienstes

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

    Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Quelle: dpa, AFP, Reuters

    Nachrichten zur Bundestagswahl