Bürgergeld: CDU-Vorstoß zu "Totalverweigerern" in der Kritik

    Umgang mit "Totalverweigerern":CDU-Vorstoß zum Bürgergeld entfacht Debatte neu

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    Aus der CDU-Spitze kommt ein rigoroser Reform-Vorschlag für das Bürgergeld: "Totalverweigerern" solle die Stütze gestrichen werden. Grüne und Sozialverbände sind entsetzt.

    Ein Mann verlässt die Agentur für Arbeit. Das Bürgergeld soll nach dem Willen der Ampel-Koalition die bisherige Grundsicherung Hartz IV ablösen.
    Sollte "Totalverweigerern" das Bürgergeld komplett gestrichen werden? An diesem CDU-Vorstoß gibt es Kritik (Symbolfoto).
    Quelle: dpa

    CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hat mit seinem Vorstoß, sogenannten Totalverweigerern das Bürgergeld zu streichen, Kritik auf sich gezogen.
    Grüne und Sozialverbände warfen Linnemann unter anderem Populismus und Hetze vor. Die FDP pocht auf weitreichende Verschärfungen beim Bürgergeld. Unterdessen wurde bekannt, dass die Bundesregierung beim Bürgergeld im kommenden Jahr eine Nullrunde für möglich hält.
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    Linnemann für Komplettstreichung

    Linnemann hatte sich dafür ausgesprochen, mehr als 100.000 Menschen das Bürgergeld komplett zu streichen. Den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte er:

    Die Statistik legt nahe, dass eine sechsstellige Zahl von Personen grundsätzlich nicht bereit ist, eine Arbeit anzunehmen.

    Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär

    Der Staat müsse dann davon ausgehen, dass der- oder diejenige nicht bedürftig sei. "Dann muss die Grundsicherung komplett gestrichen werden." Auch die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Andrea Lindholz, machte sich für einen radikalen Kurswechsel stark.
    Vom Sozialflügel der eigenen Partei bekam Linnemann Gegenwind. Seine Forderung gehe an der Wirklichkeit vorbei, kritisierte der Vize-Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Christian Bäumler. Menschen in Deutschland dem Hunger auszusetzen, sei mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar.
    Fragen und Antworten zum Bürgergeld in Deutschland:







    Grüne werfen Linnemann Hetze vor

    Die Grünen-Arbeitsmarktpolitikerin Beate Müller-Gemmeke warf Linnemann "Hetze gegen Menschen im Bürgergeld" vor. Schleierhaft bleibe, wie Linnemann auf 100.000 Menschen komme, die im Bürgergeld nicht bereit zu arbeiten seien. Denn der überwiegende Teil sei minderjährig oder arbeite im Niedriglohnbereich.
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    Von den verbliebenen rund 1,7 Millionen tatsächlich Arbeitslosen sei bisher maximal ein Prozent wegen Fehlverhaltens sanktioniert worden. "Das macht 17.000 Menschen." Etwa Alleinerziehende hätten es sehr schwer, in Arbeit zu kommen, vor allem die weiblichen Geflüchteten aus der Ukraine.

    FDP kritisiert CDU-Vorstoß, will aber auch weitere Reformen

    FDP-Fraktionschef Christian Dürr wies Linnemanns Forderung als "unausgegoren" zurück. Die Ampel-Koalition habe bereits beschlossen, "Totalverweigerern" das Bürgergeld ganz zu streichen, sagte Dürr im Nachrichtensender Welt TV.
    Auch FDP-Generalsekretärs Bijan Djir-Sarai wies auf die geplanten Verschärfungen hin, die die Ampel-Koalition im Zuge des Bundeshaushalts 2025 und eines Wachstumspakets bereits anpeilt. Doch Djir-Sarai sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) weiter:

    Das reicht nicht. Wir wollen weitere Reformen beim Bürgergeld.

    Bijan Djir-Sarai, FDP-Generalsekretär

    Leistung solle sich wieder mehr lohnen. Die Sozialausgaben des Staates sollten sich mehr auf die konzentrieren, "die tatsächlich Unterstützung benötigen". Jobcenter können Arbeitslosen jüngsten Ampel-Beschlüssen zufolge das Bürgergeld für maximal zwei Monate komplett streichen, wenn die Betroffenen die Aufnahme einer Arbeit nachhaltig verweigern.
    Von links: Yasmin Fahimi, Carsten Linnemann
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    Diakonie: Nur wenig "Totalverweigerer"

    Sozialverbände lehnten Forderungen nach weiteren Verschärfungen ab. Die Chefin des Sozialverbands Deutschland, Michaela Engelmeier, sagte der dpa:

    Die Forderung nach Streichung des Bürgergeldes für Arbeitsunwillige ist populistisch und eine Scheindebatte.

    Michaela Engelmeier, Sozialverband Deutschland

    Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch sagte: "Dass mehr als 100.000 Menschen grundsätzlich nicht bereit seien, eine Arbeit anzunehmen, ist schlicht falsch." Nicht einmal ein Prozent der arbeitsfähigen Bürgergeld-Empfängerinnen und -Empfänger könnten als "Totalverweigerer" eingestuft werden.

    Nullrunde 2025 wahrscheinlich

    Empfängerinnen und Empfänger von Bürgergeld müssen sich auf eine mögliche Nullrunde im kommenden Jahr einstellen. Anfang 2024 seien die Regelbedarfssätze im Vergleich zu den Vorjahren stark gestiegen, sagte eine Sprecherin des Arbeitsministeriums. Dies habe an der hohen Inflation vorher gelegen.

    Wir rechnen im Moment damit, dass angesichts der jetzt rückläufigen Preissteigerungsraten wahrscheinlich nach jetziger Lage zum 1. Januar 2025 es auch sein kann, dass es keine Erhöhung geben wird.

    Sprecherin des Arbeitsministeriums

    Anfang 2024 waren die Beträge, die die Beziehenden von Grundsicherung erhalten, insgesamt um zwölf Prozent gestiegen.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa

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