Bündnis weltoffenes Thüringen:Schweigende Mehrheit will laut werden
von Daniela Sonntag
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Es ist das größte und breiteste Zivilbündnis, das sich je im Freistaat formiert hat. Das Ziel: Laut und deutlich werden für die Demokratie.
Sie haben Banner, Flyer, Infostände und einen Plan: Im Thüringer Superwahljahr mit Kommunal-, Europa- und Landtagswahl will das Bündnis weltoffenes Thüringen sehr laut und sehr öffentlich für demokratische Werte eintreten.
Heute hat sich der Zusammenschluss verschiedenster Akteure öffentlich vorgestellt. Mit dabei sind Verbände, Theater, Sozialeinrichtungen, Kirchen, Hunderte Einzelpersonen und auch etliche kleine und große Unternehmen. Mittlerweile insgesamt mehr als 3.000 Unterstützer - noch nie hat sich in Thüringen ein derart breites Bündnis gebildet.
Zusammenschluss ist lange geplant
Die Initiative ist dabei keine Reaktion auf die jüngsten Enthüllungen rund um das rechte Potsdamer Geheimtreffen - sondern ein lange geplanter Auftritt. Mitinitiator Eric Wrasse von der europäischen Jugendbildungsstätte in Weimar hatte schon im vergangenen Sommer angefangen, Mitstreiter zusammenzutrommeln. Menschen, die nicht mehr nur zuschauen wollen, wie Plätze und Debatten in Thüringen von Rechtsextremisten dominiert werden.
"Jetzt heißt es einfach darauf hinzuschauen, dass die überwiegende Mehrheit nach wie vor demokratisch gesinnt ist", so Bodo Ramelow (Die Linke), Ministerpräsident von Thüringen.25.01.2024 | 5:53 min
Wir möchten wirklich ein Zeichen setzen, dass wir mit großer Sorge auf das blicken, was im Moment in Thüringen passiert. Und dass wir es nicht hinnehmen wollen, dass eine rechtsextreme Partei die Geschicke dieses Landes bestimmt.
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Eric Wrasse, Mitinitiator Bündnis weltoffenes Thüringen
Dass das Bündnis sich jetzt vorstellt, trifft nun auch mit der bundesweiten Protestwelle zusammen. Die Demonstrationen - auch in Thüringen - haben bei vielen in der stillen Mehrheit Hoffnungen geweckt und sie motiviert, lauter zu werden. Öffentlich Position beziehen seien viele "nicht unbedingt geübt", sagt Wrasse.
"Wir sehen, dass am rechten Rand ausgegrenzt wird. Das ist grob verfassungswidrig", so Bundesinnenministerin Nancy Faeser, SPD. "Wir wollen eine offene und tolerante Gesellschaft."25.01.2024 | 9:34 min
Mich freut, dass viele von uns, glaube ich, den Ernst der Stunde erkannt haben und gesagt haben, wenn wir das jetzt nicht machen, wenn wir jetzt nicht Haltung zeigen, dann ist es vielleicht zu spät.
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Eric Wrasse, Mitinitiator Bündnis weltoffenes Thüringen
Wirtschaftsstandort Thüringen im Fokus
Dem Bündnis geht es deshalb darum, nicht nur auf die Extreme zu reagieren, sondern ihre eigene Vorstellung einer weltoffenen, vielfältigen und proeuropäischen Gesellschaft in Thüringen zu zeigen. Und wie wichtig das auch für Thüringen als Wirtschaftsstandort ist - ein Standort, der Nachwuchs und Fachkräfte dringend braucht.
Im Herbst wird in Thüringen gewählt. Die AfD rechnet sich gute Chancen aus, die Macht zu ergreifen. Viele kämpfen - auch auf kommunaler Ebene - gegen einen möglichen Rechtsruck. 08.01.2024 | 2:17 min
So stehen auch viele Unternehmer und Firmen auf der Unterstützerliste, wie zum Beispiel die Jenoptik AG. Schon im November hatte der Konzern die Kampagne "Bleib Offen" für Diversität und Weltoffenheit gestartet. Jetzt ist das Unternehmen auch beim Bündnis dabei, denn das vertrete die gleichen Werte, sagt Sabine Klisch, Kommunikationsdirektorin bei Jenoptik.
AfD-Hochburgen als Ziel
"Wir sind ja ein Unternehmen, das aus Jena, aus Thüringen kommt, aber international tätig ist mit 4.500 Mitarbeitern - davon 1.700 hier in Thüringen aus mehr als 30 Nationen. Und das allein beschreibt schon, wie wichtig es für uns ist, ein offenes Willkommensklima zu haben."
Das Bündnis will in den nächsten Monaten für Vernetzung untereinander sorgen. So wollen sie auf Social Media präsent sein, es soll Fachtagungen geben und Konzerte. Und sie hoffen, dass sie auch auf dem Land Menschen neu und anders erreichen können. Dort, wo die AfD ihre Hochburgen hat und es für viele kleinere Initiativen schwerer ist, Flagge zu zeigen.
Zeichen von Solidarität und Stärkung
"Wir nehmen das auch so wahr, dass (es) sie stärkt, also das ist wirklich ein Zeichen von Solidarität. Und gerade kleinere Bündnisse - so wie jetzt im Saale Orla Kreis - profitieren auch davon und wir können gemeinsam auch mehr bewirken", sagt Wrasse.
Die AfD ist auf dem Vormarsch - obwohl sie in drei Bundesländern als "gesichert rechtsextrem" gilt. Sollte die Partei verboten werden?22.12.2023 | 14:26 min
Doch wie weit wird das tragen? Im Saale-Orla Kreis ist am Wochenende Stichwahl zwischen AfD und CDU, es geht um den Landratsposten. Im ersten Wahlgang lag der AfD Kandidat deutlich vorn.
Daniela Sonntag ist Redakteurin im ZDF-Studio Thüringen in Erfurt
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