Luftwaffenstützpunkt Holzdorf: Region hofft auf Aufschwung
"Zeitenwende" bei der Bundeswehr:Süd-Brandenburg: Aufschwung durch Aufrüstung?
von Dorte Störmann
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Der Bundeswehrstandort Holzdorf wird zum wichtigsten Luftwaffenstützpunkt Ostdeutschlands ausgebaut. Für die bislang abgehängte Region bedeutet das: eine neue Zukunftsperspektive.
Der Militärflughafen in Holzdorf soll für das Luftabwehrsystem Arrow 3 ausgestattet werden. Damit soll eine Lücke in der Luftverteidigung geschlossen werden. Doch nicht alle in der Region sind dafür.25.03.2025 | 2:01 min
Geruhsam geht es zu in Herzberg. Südlichster Zipfel Brandenburgs, gleich um die Ecke die Grenze zu Sachsen und Sachsen-Anhalt. Nur noch weniger als 9.000 Einwohner leben in der hübsch renovierten Kreisstadt von Elbe-Elster - zumindest noch. Denn Demographen sagten jahrelang eine schrumpfende Bevölkerungsentwicklung voraus, wie fast überall auf Brandenburgs Land.
Holzdorf soll Drehpunkt für Luftwaffe werden
Doch nun könnte alles ganz anders kommen. Im Juni 2022 beschloss die Ampelregierung ein 100-Milliarden-Euro Sondervermögen für die Bundeswehr. Und bald wurde klar: der nahe Fliegerhorst Holzdorf soll schnellstmöglich für 700 Millionen Euro zum militärischen Drehpunkt ausgebaut werden:
mit Deutschlands erstem Arrow Flugabwehrsystem und
47 schweren Transporthubschraubern.
Neue Milliardenausgaben zur Aufrüstung sind geplant, um Deutschlands Verteidigung zu sichern und unabhängiger zu machen. Doch wo mangelt es derzeit und was benötigt die Bundeswehr?05.03.2025 | 2:53 min
Flugabwehrsystem Arrow 3 soll Ende 2025 in Betrieb gehen
Tatsächlich laufen die Bauarbeiten bereits, abgeschottet von der Öffentlichkeit, hinter Zäunen des Fliegerhorsts Holzdorf. Aber auch in der nahen Annaburger Heide - wo eine Radaranlage entsteht.
Beide Baustellen sind über Internetkartensysteme bereits gut zu erkennen. Ende 2025 soll das Arrow 3-System schon "anfangsbefähigt" sein, spätestens 2030 soll "vollumfängliche" Einsatzbereitschaft erreicht sein.
Grafik Raketenabwehr Arrow 3.
Quelle: ZDF
Für Herzbergs parteilosen Bürgermeister Karsten Eule-Prütz ist der Ausbau des Fliegerhorsts:
Eule-Prütz hat seit der Entscheidung viel zu tun - denn er weiß: Die Chance kommt so schnell nicht wieder: Die Bundeswehr schreibt am Standort Holzdorf 700 Stellen aus. Und dazu hat die Stadt Herzberg bei Rüstungskonzernen für den Standort geworben. Mit Erfolg:
Der Radarspezialist Hensoldt wird Mitte Mai seinen neuen Stützpunkt am Rande von Herzberg eröffnen - mit bis zu 100 Arbeitsplätzen.
Airbus soll später im Jahr kommen - mit bis zu 150 teils hochspezialisierten Jobs.
Niedrige Geburtenrate in Herzberg
Nicht alle neuen Arbeitskräfte werden direkt nach Herzberg ziehen, das ist dem Bürgermeister klar. Aber er hofft auf so einige, samt Familien.
Es ist eine Riesenchance, dass wir neue Einwohner gewinnen.
Das sei auch dringend nötig - denn momentan gäbe es etwa 50 Geburten. Um die Einwohnerzahl zu halten, brauche man aber um die 200.
Wegen der niedrigen Geburtenrate und wenig Zuwanderung stehen im Osten Kitas teilweise leer. Die Gemeinde Bad Tabarz will jetzt mit einem Kinder- und Jugendcampus gezielt junge Familien anlocken.08.02.2025 | 4:42 min
Land Brandenburg will Infrastrukturprojekte fördern
Auch das Land Brandenburg setzt auf Zuzug und stellt bis zu 100 Millionen Euro Infrastrukturunterstützung in Aussicht.
Und dafür findet sich in der bisher strukturschwachen Region überall Verwendung. Besonders wichtig: Der Ausbau der direkten Bahnverbindung nach Berlin. Schon ab 2027 soll der Berliner Hauptbahnhof im Stundentakt in etwas mehr als einer Stunde erreichbar sein. Bisher fährt nur alle zwei Stunden ein Zug. Fast abgeschlossen ist auch die Planung einer neuen Kita. Und auch ein neues Gewerbegebiet ist angedacht.
Angesichts der Bedrohung durch Russland und der Probleme mit den USA gewinnt der Jahresbericht zum Zustand der Bundeswehr an Relevanz. Wie kann Deutschland darauf reagieren?11.03.2025 | 2:32 min
Nicht alle Herzberger stehen hinter Aufrüstung der Region
Und was sagen die Herzberger zur Entwicklung? Die Allermeisten hoffen auf eine Zeitenwende. Auch Ramona Albrecht, die in einer weitgehend verlassenen ehemaligen Geschäftsstraße eine Musikschule betreibt. Sie weiß aber, es gibt auch Sorgen.
Ich kenne Befürchtungen von vielen Menschen, die ängstlich sind.
„
Ramona Albrecht, Musikschul-Besitzerin in Herzberg
So mancher habe Angst, Herzberg könne zur Zielscheibe werden. Hinzu kommt, dass AfD und BSW bei der letzten Bundestagswahl zusammen über 50 Prozent der Zweitstimmen holen konnten. Beide Parteien lehnen per se die Aufrüstungspläne der Bundesregierung ab.
Ostdeutschland hat bei der Bundestagswahl mehrheitlich AfD gewählt. In Mecklenburg waren es 35 Prozent der Wählerinnen und Wähler. Warum? Eine Spurensuche im Nord-Osten.08.03.2025 | 4:47 min
Wie vielen seiner Mitbürger wäre auch Bürgermeister Eule-Prütz Aufschwung ohne Aufrüstung lieber. Doch Holzdorf ist schon seit den 80er Jahren Luftwaffenstützpunkt, die Menschen seien Militär gewöhnt. Und demnächst sei Holzdorf eben auch: einer der wohl bestbewachten Orte Ostdeutschlands.
Dorte Störmann berichtet aus dem ZDF-Studio in Brandenburg.
Quelle: dpa
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