AfD in Brandenburg: Von Mäßigung ist keine Rede mehr

    Brandenburg:AfD im Wahlkampf: Keine Spur von Mäßigung

    Nicola Albrecht
    von Nicola Albrecht
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    Sachsen und Thüringen haben gewählt - in weniger als zwei Wochen folgt Brandenburg. Für die AfD dort gilt offenbar: Erfolg sichert sich die Partei nicht mit gemäßigten Positionen.

    Thüringen, Arnstadt: Christoph Berndt, Fraktionsvorsitzender der AfD im brandenburgischen Landtag
    Ein Scharfmacher im Dozenten-Look: Hans-Christoph Berndt ist Spitzenkandidat der AfD in Brandenburg.
    Quelle: dpa

    Für die AfD ist klar: Der Erfolg in Thüringen, wo die Partei unter Führung von Björn Höcke als gesichert rechtsextrem gilt, war weitaus größer als in Sachsen. Und so justiert Brandenburgs AfD knapp zwei Wochen vor der Landtagswahl nach: Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt ist ein enger Vertrauter Höckes, wenn auch nicht so bekannt. Beide teilen dieselbe Ideologie.
    Auch Berndt ist ein Scharfmacher, auch wenn er zwei Gesichter zu haben scheint. Aggressiv im Ton fabuliert er auf seinen Wahlkampfbühnen vom "Kartell der Altparteien", verbreitet den Verschwörungsmythos vom geplanten "Bevölkerungsaustausch" und redet von der "Verneinung des weißen Mannes".
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    Brandenburg: Berndt setzt auf Strahlkraft der AfD

    In Cottbus sehen wir ihn bisweilen umgeben von den geschniegelt herausgeputzten jungen Extremisten aus der Jungen Alternative, der Nachwuchsorganisation der AfD. Er wirkt dann aber mit seiner Nickelbrille und dem "Dozenten-Look", wie der Uni-Professor mit seinen Studierenden. So intellektuell und professoral gibt sich der studierte Mediziner auch gerne im Einzelgespräch. Er ist zudem niemand, der wie Höcke, einen Personenkult um sich pflegt.
    Berndt setzt auf die Kraft, die die Partei ausstrahlt und radikalisiert geschickt aktuelle Vorschläge rund um das Thema Geflüchtete - das Top-Thema für die Menschen in Brandenburg. So heißt es beispielsweise nach dem Terrorangriff in Solingen aus der AfD Brandenburg, man müsse Asylbewerber von öffentlichen Veranstaltungen ab sofort pauschal ausschließen. Ein Vorschlag, der ganz offensichtlich an die NS-Rassengesetzgebung anknüpft.
    Mann im Auto
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    AfD-Mann verlässt Diskussion: Der übliche Eklat

    Als es genau um diesen Vorschlag bei einer Spitzenkandidatenrunde in Potsdam am vergangenen Sonntag ging, eskalierte die Diskussion unter den Politikern. Berndt wollte die vorab eingereichte Frage eines Bürgers, "auf welcher Rechtsgrundlage denn dieses Betretungsverbot für Flüchtlinge bei öffentlichen Veranstaltungen umgesetzt werden soll", nicht beantworten.
    Dem BSW-Kandidaten Robert Crumbach, der Berndt mit der Frage "Wollen Sie, dass die Leute blaue oder lila Anstecker tragen?" provozierte, rief er nur noch zu:

    Wollen Sie weiter zusehen, dass die Leute abgeschlachtet werden?

    Hans-Christoph Berndt, AfD-Spitzenkandidat in Brandenburg

    Wenig später verlässt Berndt die Bühne mit der Begründung, er komme zu wenig zu Wort. Die Diskussion sei ausschließlich die Show des amtierenden Ministerpräsidenten Dietmar Woidke. Er wolle nicht länger "Ornament" der Veranstaltung sein.
    Mit diesem Akt greift er in die bei der AfD bewährte Trickkiste und zieht den auch schon von Parteichefin Alice Weidel und anderen genutzten Joker des geplanten und inszenierten Bühnenabgangs. Seine Anhänger überzeugt er damit durchaus, es stützt die Opferrolle, die sich die AfD gerne selbst zuteilt.
    Bildmontage: Portraitaufnahme von Björn Höcke - linke Seite: aktuelles Foto und rechte Seite älteres Foto von Björn Höcke
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    Worum es der AfD im Landtagswahlkampf geht

    Berndt macht nun noch zweieinhalb Wochen bis zur Wahl das, was die AfD auch bislang erfolgreich macht, er geht zu den Wahlkampfständen in jedem Dorf, bringt zur Unterstützung Tino Chrupalla oder Weidel aus dem Bundesvorstand der Partei mit und nutzt jede Gelegenheit einen Post auf X oder einem anderen Social-Media-Kanal zu senden, lässt sich von Propaganda-Plattformen interviewen, die er "alternative Medien" nennt.
    Denn die AfD Brandenburg hat gleich zwei Ziele: Sie will stärkste Kraft werden und so viele Stimmen für sich gewinnen, dass eine Sperrminorität erreicht wird. Dazu könnten 26,5 Prozent reichen - aktuell steht sie in der jüngsten Umfrage bei 27 Prozent. Alle anderen Parteien haben erklärt, dass sie das verhindern wollen.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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