Begleitetes Trinken: Lauterbach fordert Abschaffung

    FAQ

    Gesundheitsminister einig:Forderung: Schluss mit begleitetem Trinken

    von Laura Schäfer
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    Alkohol trinken, wenn die Eltern dabei sind? Das ist in Deutschland erlaubt. Wenn es nach Karl Lauterbach und den Länder-Gesundheitsministern geht, soll dies verboten werden.

    05.07.2024, Berlin: Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, nimmt an der Sitzung des Bundesrats teil.
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    Karl Lauterbach hat dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gesagt, dass er das sogenannte begleitete Trinken abschaffen möchte. Auch wenn Erwachsene beim Alkoholkonsum der Jugendlichen dabei seien, ändere dies nichts an der Schädlichkeit, zitiert das Medium den SPD-Politiker. Seine Äußerungen werden von Politikern und dem Suchtbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert, begrüßt.

    Alkohol ist vor allem für Jugendliche ausgesprochen gesundheitsschädlich. Deswegen ist das sogenannte begleitete Trinken vollkommen überholt und auch fahrlässig.

    Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen

    Pro Jahr müssen knapp 12.000 Kinder und Jugendliche aufgrund von Alkoholvergiftungen stationär aufgenommen werden. Die Zahl der Jugendlichen, die Alkohol konsumiert, fällt zwar, aber immer häufiger kommt es zu sogenanntem Binge-drinking, also Vollrausch. Die WHO ruft weltweit zu Präventionsmaßnahmen auf - und dazu gehört auch die "Durchsetzung eines gesetzlichen Mindestalters für den Erwerb".
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    Begleitetes Trinken - was ist erlaubt?

    Das Jugendschutzgesetz sieht unter Paragraf 9 Absatz 1 Nummer 1 vor, dass "Bier, Wein oder weinähnliche Getränke oder Schaumwein oder Mischungen von Bier, Wein, weinähnlichen Getränken oder Schaumwein mit nichtalkoholischen Getränken an Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren" weder abgegeben noch verzehrt werden dürften.
    Doch in Absatz 2 folgt die Ausnahme: Denn dies gelte nicht, "wenn Jugendliche von einer personensorgeberechtigten Person begleitet werden". Diese Sorgeberechtigten sind gewöhnlich Eltern.
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    Was soll geändert werden?

    Eine, die sich über Lauterbachs Aussagen freut, ist Stefanie Drese, Gesundheitsministerin von Mecklenburg-Vorpommern. Sie hatte bei der Gesundheitsministerkonferenz Mitte Juni einen Antrag gegen das begleitete Trinken eingebracht. Dieser wurde einstimmig angenommen.

    Ziel muss die Verringerung des Ausmaßes von Alkoholkonsum sein. Um dies zu erreichen, gilt es, den frühen Einstieg in den Konsum zu verhindern oder zumindest zu verzögern, riskantes Konsumverhalten frühzeitig zu erkennen und diesem entgegenzuwirken sowie Abhängigkeit vorzubeugen.

    Stefanie Drese, Gesundheitsministerin von Mecklenburg-Vorpommern

    Wie gefährlich ist Trinken für Unter-16-Jährige?

    Der ärztliche Leiter des Suchtbereichs des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) in Hamburg, Rainer Thomasius, befürwortet die angestrebte Abschaffung.

    Die Regel, dass unter Aufsicht der Eltern oder anderer Angehöriger 14-Jährige trinken dürfen, ist aus suchtpräventiver Sicht eine Katastrophe, weil sie eher anregt und verführt, als einen präventiven Sinn zu haben.

    Rainer Thomasius, ärztlicher Leiter des Suchtbereichs des UKE

    Alkoholkonsum trage bei männlichen Jugendlichen zu Gewalthandlungen bei und bei weiblichen Jugendlichen zu ungewollten sexuellen Handlungen. Es komme häufiger zu Konflikten mit Gleichaltrigen, Familie, Polizei und in der Schule.
    Alkohol habe aber auch Effekte auf das Gehirn der Jugendlichen mit dem Ergebnis, dass weniger Hirnmasse funktionsfähig sei, sagt Thomasius. Dadurch könnten Aufmerksamkeits-, Konzentrations-, Lernstörungen und Intelligenzverlust auftreten. Eine große Gefahr sei außerdem, dass sich eine Alkoholabhängigkeit entwickle.
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    "Es ist scheinbar normal, wenn 15-, 16-, 17-Jährige am Wochenende losziehen und feiern und das Feiern ganz eng mit dem Alkoholkonsum verbinden", meint der Suchtexperte. Dies sei "absolut problematisch". Jugendliche sollten wissen, dass man auch Spaß ohne Alkohol haben könne. Und eine Gruppe sei als Vorbild gefordert: die Eltern.

    Eltern müssen zu Hause ein gutes Vorbild abgeben - und im Beisein der Kinder möglichst keinen Alkohol konsumieren.

    Rainer Thomasius, ärztlicher Leiter des Suchtbereichs des UKE

    Wie ist die Regelung in anderen europäischen Ländern?

    Der Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, betont, dass es eine Regelung wie in Deutschland in Westeuropa nicht gebe. Tatsächlich darf man bei unseren europäischen Nachbarn erst etwas später Alkohol konsumieren.
    In Dänemark dürfen Personen ab 16 Jahren laut Gesetz Wein und Bier erwerben. Der Konsum ist nicht gesetzlich geregelt. In Frankreich ist der Kauf von Alkoholika erst mit der Volljährigkeit gestattet. Konsumieren dürfen Jugendliche aber schon ab 16 Jahren, wenn die Eltern dabei sind. In Großbritannien gibt es eine ähnliche Regelung: Alkohol darf nicht an Minderjährige verkauft werden. Allerdings dürfen Menschen ab 16 Jahren ein Bier oder Cider in einem Restaurant trinken, wenn eine volljährige Person die Bestellung aufgibt.
    In der Schweiz darf man ab 16 Jahren Bier und Wein kaufen und konsumieren. Gleiches gilt für Österreich. In Italien dürfen Minderjährige keinen Alkohol kaufen. Spanien ist strenger: Sowohl der Kauf als auch der Konsum von Alkohol - inklusive Bier und Wein - sind für Minderjährige verboten.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: Jugendschutz in Europa

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