Aschaffenburg: Retter aus Somalia wird nicht abgeschoben

Somalier erhielt Duldung:Aschaffenburg-Retter wird nicht abgeschoben

|

Ein Somalier hatte geholfen, den Attentäter von Aschaffenburg aufzuhalten. Der Mann hat anschließend eine Duldung erhalten und wird wohl nicht abgeschoben.

Bayern, Aschaffenburg: Zahlreiche Kerzen und Blumen sind im Park Schöntal in Gedenken an die Opfer des tödlichen Messerangriffs aufgestellt. Archivbild
Ein Somalier half, den Attentäter von Aschaffenburg aufzuhalten. Abgeschoben wird der Retter wohl erstmal nicht
Quelle: dpa

Ein mutiger Helfer bei der Verfolgung des mutmaßlichen Angreifers von Aschaffenburg muss Deutschland trotz eines abgelehnten Asylantrags vorerst nicht verlassen. Eine Abschiebung des somalischen Staatsbürgers nach Italien "steht bis auf Weiteres nicht im Raum", teilte eine Sprecherin des bayerischen Innenministeriums auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Zuvor hatte das "Main-Echo" berichtet, dass der Mann ausreisepflichtig sei.
Anschläge in Deutschland: Spur nach Russland?
Mannheim, Aschaffenburg, München: Mehrere Anschläge erschütterten Deutschland im Vorfeld der Bundestagswahl. Neue Daten-Recherchen deuten nun Richtung Russland.06.04.2025 | 3:06 min

Aschaffenburg-Retter wird nicht abgeschoben

Das Innenministerium teilte dazu mit, Berichte über eine drohende Abschiebung des Mannes beruhten auf einem "Missverständnis". Der Somalier habe eine Duldung erhalten, vor allem weil er bei den Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Angreifer von Aschaffenburg als wichtiger Zeuge gilt. Diese Duldungen würden regelmäßig befristet erstellt und verlängert, sagte eine Ministeriumssprecherin. "So auch hier."



Im Asylrecht bezeichnet die "Duldung" einen vorübergehenden Aufenthaltsstatus für ausreisepflichtige Ausländer, die aus bestimmten Gründen nicht abgeschoben werden können. Es handelt sich dabei nicht um eine Aufenthaltserlaubnis, sondern um die befristete Aussetzung der Abschiebung.
Zu sehen ist eine weibliche gelesene Person in Polizeiuniform mit dem Rücken zur Kamera.
Das subjektive Sicherheitsgefühl steht nicht immer in direktem Zusammenhang mit der objektiven Sicherheitslage. Seit Aschaffenburg wird das Thema mit Migration verknüpft. 19.02.2025 | 2:37 min

Asylantrag war schon im Mai 2024 abgelehnt worden

Nach dpa-Informationen war der Asylantrag des Mannes im Zuge eines sogenannten Drittstaatenbescheids schon im Mai 2024 abgelehnt worden - also deutlich vor den Ereignissen in Aschaffenburg im Januar 2025. Auch eine Klage gegen die Ablehnung scheiterte.
Laut bayerischem Innenministerium war der Somalier nämlich zunächst nach Italien eingereist und dort schon als Flüchtling anerkannt worden. Nach den Regeln des sogenannten Dublin-Verfahrens ist es nicht vorgesehen, dass in diesem Fall noch mal in einem anderen EU-Land Asyl gewährt wird.
Kyrath bei Lanz
Michael Kyrath verlor seine Tochter 2023 bei einem Messerangriff in Brokstedt. Nach dem Angriff in Aschaffenburg fordert er bei Lanz Antworten von SPD-Politikerin Klara Geywitz.31.01.2025 | 1:24 min

Somalier ist "Beispiel für Zivilcourage"

Laut Innenministerium kann der mutige Helfer trotzdem darauf hoffen, länger in Deutschland bleiben zu dürfen: Die Ausländerbehörde werde als nächsten Schritt einen Antrag des Somaliers auf Erteilung einer Beschäftigungserlaubnis genehmigen, teilte das Ministerium in München mit.

So kann er wunschgemäß arbeiten, seinen Lebensunterhalt möglichst bald selbst bestreiten und die Integrationsbemühungen intensivieren - und so die Voraussetzungen für eine Bleibeperspektive in Deutschland eröffnen, wenn er das möchte.

Bayerisches Innenministerium

Der Somalier habe "bei der schrecklichen Gewalttat in Aschaffenburg in herausragender Weise Entschlossenheit und Mut bewiesen", teilte das Ministerium mit. "Er hat sich um Aschaffenburg und Bayern verdient gemacht und ein Beispiel für Zivilcourage gegeben, das Anerkennung und höchsten Respekt verdient."
Laut "Main-Echo" soll der Mann im Mai vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) die Christopherus-Medaille für seinen Einsatz erhalten. Die Staatskanzlei habe die Echtheit eines Dankesschreibens von Söder an den Mann bestätigt. Auf dpa-Anfrage äußerte sich die Staatskanzlei zunächst nicht dazu.

Icon von whatsapp
Quelle: dpa

Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

Quelle: dpa

Mehr zum Thema Innere Sicherheit