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Trauer in Aschaffenburg:"Wir sind nur noch am Weinen"
von Caroline Drees, Aschaffenburg
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Nach der Messerattacke in Aschaffenburg sitzt der Schock tief. Die Menschen kommen zusammen, um ihre Trauer zu teilen. Der Oberbürgermeister warnt zugleich vor Rachegedanken.
Nach der tödlichen Messerattacke in Aschaffenburg stellen sich nun Fragen. Haben die Behörden im Umgang mit dem Täter versagt und welche Konsequenzen müssen nun folgen?23.01.2025 | 2:22 min
Die Menschen stellen Kerzen auf, legen Blumen und Kuscheltiere ab. Sie beten gegen die Ohnmacht, versuchen, sich gegenseitig Halt zu geben. Aschaffenburg ist fassungslos, ratlos. Was hier passiert ist, die Messerattacke auf eine Kita-Gruppe, das kann man nicht begreifen. Ein Angriff am helllichten Tag in einem Park mitten in der Stadt - das sorgt bei vielen Menschen für Angst. Ein zweijähriges Kind und ein 41 Jahre alter Mann starben bei der Tat.
Eine Mutter, die mit ihrem Kind regelmäßig in dem Park spazieren geht, sagt nach dem Messerangriff:
Eine andere Mutter beschreibt die Stimmung in der Stadt als sehr angespannt. Sie habe Hubschrauber über ihrer Wohnung gehört, schnell Nachrichten von Freunden bekommen, ob es ihr und ihrer Familie gut gehe. Zunächst wusste niemand, wer alles betroffen ist. Die Frau hat vor allem der Tod des zweijährigen Kindes schockiert:
Einen Tag nach dem tödlichen Angriff auf eine Kindergartengruppe in Aschaffenburg ist die Trauer überall spürbar. Peter Theisen berichtet von den Eindrücken der Menschen.23.01.2025 | 0:59 min
Eine ganze Stadt unter Schock
Einen Tag nach der Tat scheinen die Menschen so langsam zu begreifen, was hier passiert ist. Die Stadt trauert. Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) legt einen Kranz am Tatort nieder. Viele sind gekommen, um Anteil zu nehmen. Bei einer Gedenkveranstaltung sagt eine Frau:
"Ich bin immer noch sehr unter Schock. Ich habe eigentlich gar keine Wörter dafür", sagt eine andere Frau und zündet eine Kerze an. Ein junger Mann, der immer mit dem Fahrrad durch den Park zur Arbeit fährt, sagt: "Man kann sich nirgendwo aufhalten, weil immer was passieren könnte."
Oberbürgermeister Herzing zeigt sich stark betroffen, er könne sich nicht entsinnen, wann ihn eine Tat so berührt habe. Es fühle sich an, als sei sein eigenes Kind gestorben. Die schrecklichen Bilder würden sich in das Gedächtnis der Stadt eingraben.
Viele Menschen fühlen sich nicht mehr sicher
Der Park, in dem sich die Tat ereignete, steht wegen Drogenkriminalität und Gewalttaten bereits seit vergangenem November im Fokus der Behörden. Die Streifenpolizei war verstärkt präsent. Viele Menschen hätten sich dort insbesondere abends und nachts nicht sicher gefühlt, sagt Herzing. Man müsse mit der Erkenntnis leben, dass eine absolute Sicherheit nicht möglich sei.
"Diese Gewissheit macht mir Angst, sie macht uns allen Angst. Aber wir können und dürfen die Tat eines einzelnen niemals einer gesamten Bevölkerungsgruppe zurechnen, auch wenn wir wütend sind", sagt der Oberbürgermeister.
Nach dem tödlichen Messerangriff ist das Entsetzen in Aschaffenburg groß. Zugleich ist eine politische Debatte entbrannt. Die ZDF-Reporter Peter Theißen und Bernd Benthin berichten.23.01.2025 | 2:12 min
Oberbürgermeister warnt vor Rachegedanken
Der Oberbürgermeister mahnte, jetzt zusammen zu halten. Aus so einer furchtbaren Tat dürften keine Spirale der Gewalt und des Hasses, keine Rachegedanken entstehen. Vielmehr sollten die Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen liegen.
Am Abend veranstaltet das Bündnis "Aschaffenburg ist Bunt" ein stilles Gedenken im Park. Am Sonntag soll eine Trauerfeier stattfinden. Zusätzlich liegt ein Kondolenzbuch im Lichthof des Rathauses aus. Für die Hinterbliebenen wird ein Spendenkonto eingerichtet.
Drei Schwerverletzte weiter im Krankenhaus
Die drei Schwerverletzten liegen weiterhin im Krankenhaus, befinden sich aber außer Lebensgefahr, wie ein Polizeisprecher sagt. Der Tatverdächtige, ein 28-jähriger Afghane, hatte ein zweijähriges Mädchen aus Syrien mit einem Küchenmesser in den Hals gestochen. Eine Erzieherin brach sich den Arm, ein weiterer Mann wurde am Oberkörper verletzt.
Ein zweijähriger Junge marokkanischer Herkunft und ein 41- jähriger Passant wurden bei dem Messerangriff getötet. Der Mann soll eingeschritten sein, um die Kinder zu schützen. Er zahlte dafür mit seinem Leben.
Caroline Drees ist Redakteurin im ZDF-Landesstudio Bayern.
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