Jeder Fünfte in Deutschland von Armut bedroht

    Statistisches Bundesamt:Jeder Fünfte in Deutschland von Armut bedroht

    |

    Armut bleibt ein großes Problem in Deutschland. Das zeigen neue Zahlen des Statistischen Bundesamts. Demnach ist jeder Fünfte hierzulande von Armut bedroht.

    Eine Frau sucht in einem Mülleimer nach Leergut.
    Laut dem Statistischen Bundesamt galten 2023 21,2 Prozent der Deutschen als armutsgefährdet. Etwa 5,7 Millionen Menschen seien sogar von erheblicher Armut betroffen gewesen.10.04.2024 | 0:20 min
    Rund ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland ist weiterhin von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. 17,7 Millionen Betroffene gab es im vergangenen Jahr, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Der Anteil an der Bevölkerung betrug 21,2 Prozent.
    Gegenüber dem Vorjahr blieben die Zahlen nahezu unverändert. 2022 waren 17,5 Millionen Menschen oder 21,1 Prozent der Bevölkerung betroffen.
    Als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht gilt, wer ein Einkommen unter der Armutsgefährdungsgrenze hat, dessen Haushalt von erheblichen materiellen und sozialen Entbehrungen betroffen ist oder wer in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung lebt. Knapp 14,3 Prozent der Bevölkerung waren demnach 2023 armutsgefährdet.
    Berlin: Der Bericht zur Armutsentwicklung liegt am Rande der Bundespressekonferenz unter dem Motto «Armut in der Inflation» des Paritätischen Gesamtverbandes auf einem Tisch.
    Rund 14,2 Millionen Menschen in Deutschland waren 2022 von Armut betroffen, besonders häufig Alleinerziehende. So der Paritätische Wohlfahrtsverband in seinem Armutsbericht.26.03.2024 | 1:33 min

    Wann gilt man als armutsgefährdet?

    Ein Mensch gilt als armutsgefährdet, wenn er über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. Im vergangenen Jahr lag die Schwelle für einen Alleinlebenden bei 1.310 Euro netto im Monat. Bei zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren lag er bei 2.751 Euro netto im Monat.
    6,9 Prozent der Bevölkerung waren von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen. Konkret bedeutet das, dass die Lebensbedingungen der Betroffenen wegen des fehlenden Geldes deutlich eingeschränkt waren. Sie waren beispielsweise nicht in der Lage, ihre Rechnungen zu zahlen.
    SGS Barnick Butterwegge
    Weder Transferleistungen noch der Mindestlohn seien so erhöht worden, dass man über die Runden komme, so der emeritierte Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge. Er fürchtet, dass die Armut künftig zunimmt.27.03.2024 | 4:28 min
    9,8 Prozent der Bevölkerung unter 65 Jahren lebten in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbsbeteiligung. Diese Situation liegt vor, wenn die Erwerbsbeteiligung der erwerbsfähigen Haushaltsmitglieder zwischen 18 und 64 Jahren im Jahr vor der Erhebung weniger als 20 Prozent betrug.

    Deutschland nur Durchschnitt in der EU

    Die Zahlen basieren auf einer Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) in Europa. Für 2023 lagen bislang nur wenige Daten aus anderen Ländern zum Vergleich vor. 
    Von den vorliegenden Ergebnissen war der Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohter Menschen in Tschechien mit zwölf Prozent am niedrigsten. Vorläufiger Spitzenreiter war Bulgarien mit 30 Prozent. 2022 lag Deutschland mit einem Anteil von 21,1 Prozent knapp unter dem EU-Schnitt von 21,6 Prozent.

    Hohe Ausgaben
    :Wenn Ende Januar das Geld fehlt

    Viele Menschen bekommen die gestiegenen Preise richtig zu spüren - besonders Ende Januar. Und die Zahl derer, die von Armut bedroht sind, wächst.
    von Luisa Houben
    Typical: Frau zählt Münzen
    mit Video
    Quelle: AFP, dpa

    Mehr zu Armut in Deutschland