Angriff auf SPD-Politiker Ecke:Tatverdächtiger: rechtsextrem und jugendlich
von Anne Herzlieb
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Nach dem brutalen Überfall auf den SPD-Mann Matthias Ecke zeigt sich: Die mutmaßlichen Täter sind teils minderjährig und haben Kontakte ins rechtsextreme Milieu.
Der sächsische SPD-Europaspitzenkandidat Ecke war am Freitag vergangener Woche in Dresden beim Plakatieren zusammengeschlagen worden.
Quelle: dpa/Robert Michael
Nach dem ersten Schock über die brutale Tat auf Europapolitiker Matthias Ecke (SPD) wird klar: Mindestens ein Tatverdächtiger soll Mitglied der in diesem Jahr gegründeten "Elblandrevolte" sein, einer Nachfolgeorganisation der "Jungen Nationalisten", der Jugendorganisation der NPD, die sich mittlerweile in "Die Heimat" umbenannt hat.
Unter Neonazis zunehmend Jüngere gewaltbereit
Michael Nattke aus dem Kulturbüro in Sachsen beobachtet die Szene seit Jahren. Mitglieder der "Elblandrevolte" hätten seinen Recherchen zufolge noch weitere Verbindungen ins rechtsextreme Milieu wie etwa zu rechten Hooligans der Fanszene Dynamo Dresden und zum neonazistischen "Jugendblock" in Bautzen.
Was wir beobachten ist, dass gewaltbereite Neonazis in den letzten Jahren jünger werden und sich zu neuen Gruppierungen zusammenfinden in Sachsen.
Michael Nattke, Kulturbüro Sachsen
Untereinander sei man über Messengerdienste wie Telegram und soziale Netzwerke wie TikTok vernetzt. Anhand von Fotos auf Instagram lässt sich rekonstruieren, dass Mitglieder der "Elblandrevolte" und Mitglieder des neonazistischen "Jugendblocks" sich gegenseitig bei Demonstrationen unterstützen und Inhalte teilen.
Auf Social Media: Offene Huldigung für Nationalsozialismus
Führungsfigur ist Benjamin M., eine "zentrale Figur der Neonaziszene", so Nattke. M. betreibt den Blog "Balaclava Graphics". Auf Instagram, Telegram, Facebook und YouTube gibt er sich als hipper Influencer, huldigt offen dem Nationalsozialismus, trägt offen die unter Neonazis beliebte Marke "The White Race". Der Slogan der Gruppe: "Jugend ohne Migrationshintergrund".
Rechtsextremismus-Forscher David Begrich beobachtet eine Art "Renaissance neonazistischer Jugendgruppen" in den letzten Jahren. Eine wichtige Rolle dabei spielen extremistische Inhalte, die über die sozialen Medien geteilt werden und oft minderjährige Neonazis zu Taten aufstacheln.
Gefahr durch radikalisierte Jugendliche wächst
"Es gibt eine klare Arbeitsteilung. Es gibt diejenigen, die die Aktionen durchführen und diejenigen, die die Propaganda ins Netz pusten." Meist handele es sich um gut gedrehte, schnell geschnittene Videos.
Das Ziel ist eine Emotionalisierung von Politik und eine Ästhetisierung von Gewalt.
David Begrich, Rechtsextremismusforscher
Hemmschwelle für Gewalt sinkt
Dazu komme, dass die Gewalthemmung in Gruppen sinke. "Radikalisierte Minderjährige stellten eine immer größer werdende Gefahr dar". Zu diesem Ergebnis kommt die NGO "Center for Monitoring, Analyse und Strategie" (CeMas).
Die Nichtregierungsorganisation dokumentiert seit Jahren Desinformationskampagnen, Hass und Hetze in den sozialen Medien und hat in den letzten 13 Jahren rechtsterroristische Taten und Pläne ausgewertet. Co-Geschäftsführerin Pia Lamberty sagte der "Zeit":
Das permanente Abspielen von Inhalten, die Gewalt zeigen, führt irgendwann auch zu realer Gewalt.
Pia Lamberty, CeMAS
Matthias Ecke lässt sich "nicht mundtot" machen
Die Opferschutzorganisation Weißer Ring hat nach den gewalttätigen Angriffen auf Politiker dazu aufgerufen, gegen Hass- und Gewalt-Parolen stärker vorzugehen. "Wer noch Zweifel hatte, ob Gewalt im Internet irgendwann auch Menschen in der analogen Welt gefährlich werden kann, sollte spätestens jetzt eines Besseren belehrt sein", so die Bundesgeschäftsführerin des Weißen Rings, Bianca Biwer.
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Mittlerweile hat sich SPD-Politiker Matthias Ecke selbst zu Wort gemeldet. "Wir haben es mit einer organisierten Verrohung zu tun, die die AfD zusammen mit anderen Strukturen der extremen Rechten erzeugt". Ecke kündigte an, bald wieder in den Wahlkampf zurückzukehren. Von der brutalen Attacke auf ihn werde er sich "nicht mundtot" machen lassen.
Anne Herzlieb ist Reporterin in der ZDF-Redaktion frontal.
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