Was kommt jetzt: Ampel-Aus? Weiter so? Minderheitsregierung?
FAQ
Wie geht's weiter in Berlin?:Ampel-Aus? Weiter so? Minderheitsregierung?
von Dominik Rzepka
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Platzt die Ampel? Oder würden SPD und Grüne alleine weitermachen, ohne die FDP? Diese Szenarien werden in Berlin durchdacht - wie wahrscheinlich sind sie?
Die Koalition streitet um den richtigen Kurs in der Wirtschaftspolitik und bringt sich damit an den Rand des Scheiterns. Findet sie wieder zusammen oder droht das Ampel-Aus?04.11.2024 | 2:48 min
Was spricht für ein Ampel-Aus?
Dass die Ampel-Partner bei zentralen wirtschaftspolitischen Vorstellungen teils diametral unterschiedliche Auffassungen haben. Und dass sich die Tonlage in der Koalition teils heftig verschärft hat.
Finanzminister Christian Lindner (FDP) fordert in einem 18-seitigen Papier, auf neue staatliche Ausgaben zu verzichten sowie eine Abkehr der Klimaziele. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) plädiert für Investitionen auf Pump und will an den Klimazielen festhalten. Wie soll das zusammengehen?
Zentral dürfte aber die Frage sein, ob sich die FDP einen strategischen Vorteil davon verspricht, die Koalition zu beenden. Würde sie dafür vom Wähler belohnt werden? Oder zumindest von ihrer Kernwählerschaft? Würde das reichen, um mehr als fünf Prozent zu bekommen? Diese Fragen sind derzeit offen.
"Ich bin mir nicht sicher, dass diese Regierung jetzt sofort zerplatzt", sagt ZDF-Korrespondent Wulf Schmiese zum Streit der Ampelregierung um das Lindner-Papier. 04.11.2024 | 1:30 min
Was spricht gegen ein Ampel-Aus?
Dass in der Regel derjenige, der eine Regierung verlässt, eben gerade nicht belohnt wird. Und so findet derzeit eine Art Schwarzer Peter-Spiel statt. Nach dem Motto: Wer zuerst zuckt, verliert.
Die FDP hat zuletzt den Druck auf die SPD erhöht. Lindner sagt im ZDF, er wolle jetzt Vorschläge der Anderen hören, vor allem der SPD. Es klingt fast so, als wolle er der SPD einen Grund liefern, die Koalition zu beenden.
Kanzler Olaf Scholz (SPD) geht darauf aber derzeit nicht ein. Es gehe darum, in ernsten Zeiten die Herausforderungen zu bewältigen. Er lässt Lindners Provokationen abperlen:
FDP-Chef Christian Lindner hat die Klärung des jüngsten Ampel-Streits um die Wirtschaftspolitik angekündigt. Seine Vorschläge lägen auf dem Tisch, jetzt seien die anderen dran.03.11.2024 | 8:48 min
Könnten auch die Grünen die Ampel beenden?
Eher nein. Die Grünen befinden sich nach den schlechten Wahlergebnissen im Osten und dem Rücktritt der Parteispitze in der Krise. Mitte November müssen die zwei Bewerber um den Parteivorsitz, Franziska Brantner und Felix Banaszak, erst einmal gewählt werden.
Habeck macht am Montag außerdem klar, dass der Bruch der Koalition derzeit unverantwortlich wäre und nennt den Krieg gegen die Ukraine und die Wahl in den USA.
Und weiter: "Hängepartie oder Handlungsfähigkeit, das ist hier die Alternative. Ich bin eindeutig dafür, dass wir Letzteres, nämlich die Handlungsfähigkeit, in dieser herausfordernden Zeit beweisen."
Die Ampel befindet sich nach dem wirtschaftspolitischen Positionspapier von Lindner in ihrer wohl bislang größten Krise. Einschätzungen von Wulf Schmiese.04.11.2024 | 1:15 min
Wie wahrscheinlich ist eine Minderheitsregierung?
Das wäre tatsächlich eine der Optionen für die SPD. Sollte die FDP die Koalition verlassen, könnten SPD und Grüne alleine weitermachen und versuchen, im Bundestag wechselnde Mehrheiten zu organisieren.
SPD-Pateichefin Saskia Esken schließt das am Montag jedenfalls nicht aus. Auf die Frage, ob die SPD auf dieses Szenario vorbereitet sei, sagt sie:
Dieses Szenario gilt aber als unwahrscheinlich, weil Rot-Grün keine Mehrheit hat.
Bundeskanzler Scholz und Finanzminister Lindner trafen sich im Kanzleramt zu einem Krisengespräch. Thema war wohl der Ampel-Streit um die Wirtschaftslage in Deutschland.04.11.2024 | 0:27 min
Wie geht's weiter?
Mit weiteren Gesprächen. Am Dienstagmorgen werden nach ZDFheute-Informationen Scholz, Habeck und Lindner erneut zusammentreffen und reden. Am Mittwochabend findet dann der Koalitionsausschuss statt.
Die FDP erhöht weiterhin den Druck. FDP-Fraktionschef Christian Dürr etwa fordert "strukturelle Reformen". Es sei jetzt zwölf Uhr.
Wirtschaftsminister Habeck lässt aber bereits Kompromissbereitschaft erkennen. Die frei gewordenen Milliarden, die für den Chiphersteller Intel vorgesehen waren, könnten auch in den Haushalt fließen, sagt er. Das hatte Lindner gefordert. Es ist zumindest ein vages Zeichen für Entspannung.