Sollte die AfD verboten werden? Debatte im moma-Duell

    Debatte im moma-Duell:Sollte die AfD verboten werden?

    von Philipp Dietrich
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    Ein Parteiverbot - es ist das schärfste Schwert der Demokratie. Im moma-Duell diskutieren Marco Wanderwitz (CDU) und Linda Teuteberg (FDP), ob die AfD verboten werden sollte.

    Moma Duell: AfD Verbot, ja oder nein?
    Sollte die AfD als Partei verboten werden? Marco Wanderwitz von der CDU-Landesgruppe Sachsen und Linda Teuteberg vom FDP-Bundesvorstand diskutieren im moma-Duell.17.10.2024 | 11:55 min
    Eine Gruppe von Bundestagsabgeordneten von CDU, SPD, Grünen und Linken hält die AfD für verfassungswidrig und will das vom Bundesverfassungsgericht prüfen lassen.
    Grundlage des Verfahrens bildet das Grundgesetz, Artikel 21. Darin heißt es unter anderem: "Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig."
    17.06.2024, Berlin: Ein Aufkleber mit dem Logo der Kampagne liegt bei einer Pressekonferenz zur bundesweiten Kampagne «Menschenwürde verteidigen - AfD-Verbot jetzt!» im Haus der Demokratie und Menschenrechte.
    CDU-Politiker Wanderwitz wirbt seit Monaten für ein AfD-Verbot. Doch die Kritik ist groß. Und: Rechtswissenschaftler schätzen die Chancen des Antrags sehr unterschiedlich ein.13.10.2024 | 2:42 min
    Der Initiator des fraktionsübergreifenden Antrags, Marco Wanderwitz von der CDU, sieht die Demokratie durch die AfD schon jetzt stark gefährdet. Sie hätte bei zwei Landtagswahlen, zuletzt in Brandenburg und davor in Thüringen, Sperrminoritäten erreicht und könne damit bei Richterwahlen auf Landesebene mitwirken.
    Bei der Konstituierung des Thüringer Landtags habe der Alterspräsident der AfD versucht, das Prozedere zu missbrauchen, und musste dann vom Landesverfassungsgericht korrigiert werden. "Da sieht man schon Teile des Problems", sagt Wanderwitz im ZDF.

    Teuteberg: Verbotsantrag unklug und riskant

    Auch die Bundestagsabgeordnete Linda Teuteberg von der FDP ist sich der Gefahren für die staatliche Ordnung bewusst, hält aber einen AfD-Verbotsantrag durch den Bundestag "politisch wie juristisch für unklug und riskant".
    Ein Redner wirft einen Schatten auf die Bühnenrückwand mit AfD-Schriftzug auf einer Veranstaltung.
    Schon in Kürze könnte der Bundestag eine umstrittene Frage diskutieren: Die nach einem möglichen Verbot der AfD. Es gibt zwar Befürworter, aber auch kritische Stimmen.13.10.2024 | 4:11 min
    Er sollte nicht aus dem Bundestag kommen: "Denn einen vollen Zugriff auf die Erkenntnisse der Nachrichtendienste haben nur Regierungen". Von dort gebe es aber bisher keinen Antrag. Ein Verbot sei "so ein Ausnahmeinstrument, dass es sitzen muss, wenn man es anwendet". Außerdem dürfe sich Demokratie nicht ihren Schneid abkaufen lassen, indem sie angesichts ihrer Verächter nicht erstmal all ihre anderen Mittel genutzt habe.
    Hier widerspricht Wanderwitz. Natürlich sei ein Verbot das allerletzte Instrument, aber ein Verbotsverfahren dauere lange, zwischen anderthalb und vier Jahren: "Und je später wir anfangen, desto länger wird es dauern, bis wir zu einem hoffentlich erfolgreichen Verfahren kommen. Und 'Bedenke die Folgen vom Ende' ist in der Tat das, was uns leitet."

    Wenn wir ein erfolgreiches Verfahren in Karlsruhe hinbekommen, dann gibt es danach keine AfD mehr. Und das ist unser Ziel.

    Marco Wanderwitz, CDU

    Linda Teuteberg möchte es der AfD nicht durch einen Verbotsantrag leicht machen, wünscht sich themenbezogene Debatten, etwa eine parlamentarische Aufarbeitung der Corona-Pandemie: "Weil wir die Grundrechte nicht mit den Vertretern abstruser Verschwörungserzählungen alleinlassen dürfen."

    Die AfD gibt oft einfache, aber falsche Antworten auf komplexe Fragen.

    Linda Teuteberg, FDP

    Ziel sei der Beweis, dass die Demokratie keine Angst vor Debatten habe, lernfähig und korrekturfähig sei. Es gelte, Menschen zu erreichen, "die nichts mit Fremdenfeindlichkeit am Hut haben und trotzdem Migration rechtsstaatlich begrenzen wollen".
    Bundesverfassungsgericht
    "Ein Parteiverbot zielt darauf ab, Freiheit dadurch zu schützen, dass man Freiheit beseitigt", so der ehemalige Bundesverfassungsrichter Peter Müller.23.01.2024 | 7:55 min

    Wanderwitz: AfD in Sachsen besonders radikal

    In seiner Heimat Sachsen sei die AfD besonders radikal, sagt Wanderwitz. Sie werde durch das Landesamt für Verfassungsschutz seit geraumer Zeit als gesichert rechtsextrem eingestuft.
    86 Prozent ihrer Wähler hätten die Partei - laut Nachwahlbefragung - "deshalb gewählt, weil sie ist, wie sie ist". Eine rechtsradikale Partei werde gewählt, weil sie rechtsradikal sei. "Ich fürchte, diese Wählerinnen und Wähler irgendwie abzuholen, wird eine sehr schwierige Angelegenheit."
    "Aufstieg rechts! Wie die AfD wurde, was sie ist": Vor einem dunklen Raum sind sechs Personen angeordnet: Oben im Hintergrund die Köpfe von Bernd Lucke, Frauke Petry und Björn Höcke. Unten im Vordergrund Olaf Henkel, Alexander Gauland und André Yorulmaz.
    Bei ihrer Gründung 2013 war die AfD eine konservativ-bürgerliche Partei, gerichtet vor allem gegen die Euro-Rettungspolitik. Heute gilt sie in Teilen als gesichert rechtsextrem. 08.10.2024 | 43:48 min
    Zum Abschluss gibt Wanderwitz einen Ausblick auf den Verlauf seiner Initiative. Diese sei jetzt in den Fraktionen diskutiert worden, nun sammelten er und seine Kolleginnen und Kollegen Unterschriften für den Antrag im Bundestag und brächten dann den Antrag ins Parlament ein. Wie es damit weiter gehe, würden die kommenden Wochen und Monate zeigen.
    Sicher sei, dass es bis zur Bundestagswahl 2025 keine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts geben werde, selbst wenn der Antrag im Parlament angenommen würde.
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