AfD verlor nach Protesten in Umfragen - legt aber wieder zu

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    Ein Jahr nach der Protestwelle:Wie die AfD in Umfragen verlor - aber nun zulegt

    von Marie Ries
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    Anfang 2024 gingen Hunderttausende gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Jetzt, ein Jahr später, kurz vor der Bundestagswahl, stellt sich die Frage: Was bleibt davon?

    Berlin, Platz der Republik, 150.000 Menschen protestieren vor dem Reichstag gegen Rechtsextremismus
    Demo gegen rechts in Berlin (Archivbild)
    Quelle: laif

    Im vergangenen Jahr gingen in ganz Deutschland - in Groß- und in Kleinstädten, im Norden und Süden, Osten und Westen - Menschen auf die Straße, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren.

    Umstrittene "Correctiv"-Recherche löste Proteste aus

    Die Proteste folgten auf eine Recherche des Medienhauses "Correctiv" zu einem Treffen von Rechtsextremen, Politikern und Unternehmern in Potsdam, veröffentlicht vor einem Jahr. Heute sind manche Aspekte der Recherche strittig. Sie führte Anfang 2024 zu einer Protestwelle, bei der Fachleute teils von der größten seit Gründung der Bundesrepublik sprechen. Viele der Proteste richteten sich auch gegen die AfD, die bis dahin ihre besten Umfragewerte seit der letzten Bundestagswahl erzielt hatte. 
    So haben sich Umfragen für die AfD entwickelt

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    Kurz nach Erscheinen der Recherche fallen die Umfragewerte der AfD deutlich. Doch in der Entwicklung zeigt sich auch: In der zweiten Jahreshälfte steigen die Werte für die AfD wieder. Mit 21 Prozent verzeichnet sie im aktuellen Politbarometer ihren höchsten Wert seit Januar 2024 und liegt nur noch einen Punkt unter Vorjahres-Niveau.
    Die Bilderserie zeigt große Proteste in Deutschland:
    Deutschland / DDR, Berlin: Protestveranstaltung gegen den Mauerbau auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag - 01.05.1962
    Deutschland - Nordrhein-Westfalen - Bonn: Sternmarsch als Protest gegen die geplante Notstandsgesetzgebung, Teilnehmer der Kundgebung - 11.05.1968
    NATO-Soldaten am 22.10.1983 in Bonn bei einer Großkundgebung mit über 400.000 Teilnehmern gegen atomare Aufrüstung und die Stationierung von Cruise Missiles und Pershing 2 Raketen
    Montagsdemo auf dem damaligen Leipziger Karl Marx Platz (heute Augustusplatz) und auf dem Ring am 16.10.1989.
    Zwischen einer halben und einer Millionen Menschen haben am 04.11.1989 in Ost-Berlin bei der größten Demonstration in der Geschichte der DDR ihren Unmut über die herrschende SED zum Ausdruck gebracht.
    Berlin: Mehr als 500.000 Menschen demonstierten am Samstag den 15. Februar 2003 unter dem Motto NEIN zum Krieg gegen Irak - NO war on Iraq! gegen einen drohenden Krieg gegen den Irak.
    Teilnehmer bei der Abschlußkundgebung einer Anti-Atomkraft-Demonstration auf dem Münchner Königsplatz., 28.05.2011
    In sieben deutschen Staedten sind am Samstag (17.09.2016) Hunderttausende Gegner der geplanten Freihandelsabkommen mit den USA und Kanada, TTIP und Ceta, auf die Strasse gegangen.
    Mehr als 200.000 Menschen sind am Freitag (20.09.2019) in Berlin dem Aufruf von "Fridays for Future" zum Klimastreik gefolgt.
    Menschen protestieren in Berlin für Frieden in der Ukraine, 27 Februar 2022
    Berlin, Platz der Republik, 150.000 Menschen protestieren vor dem Reichstag gegen Rechtsextremismus

    1962: Demo gegen Mauer in Berlin

    Am 1. Mai 1962 protestieren West-Berliner auf dem Platz der Republik gegen die Mauer und für die Menschen im Ostteil der Stadt. Geschätzt nehmen an der Demo mehr als 700.000 Menschen teil.

    Quelle: ullstein bild


    So hat sich der politische Einsatz von Protestierenden verändert

    Ist also von der Protestwelle keine nachhaltige Wirkung geblieben? Laut den Expertinnen Nina-Kathrin Wienkoop und Lisa Bogerts vom Institut für Protest- und Bewegungsforschung ist dies nicht ganz richtig. "Nur die Umfragewerte der AfD als Messung von Erfolg und Effekten von Protesten zu nehmen, greift zu kurz. Durch die Proteste sind neue Bündnisse und neues Engagement entstanden", so Wienkoop.
    In einer Studie im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung haben die beiden Forscherinnen Beweggründe und Effekte der Demos untersucht und dazu Protestierende in Hamburg und Dresden befragt.
    Seit den Demonstrationen Anfang 2024 ...

    ZDFheute Infografik

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    Nur zwei Prozent der Befragten gaben an, sich seit der Protestwelle in einer Partei zu engagieren. Aber mehr als die Hälfte von ihnen führt nun häufiger politische Diskussion, jeder Dritte engagiert sich stärker bei Protesten.

    Die Protestwelle hatte einen deutlichen Politisierungseffekt für die Protestierenden selbst.

    Dr. Nina-Kathrin Wienkoop, Vorständin des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung

    Und auch durch Wahlbeteiligung wird der Erfolg von Protestwellen den Expertinnen zufolge sichtbar. Bei der Europawahl 2024 war diese in Deutschland so hoch wie seit der ersten Europawahl 1979 nicht mehr.
    Tobias Rausch (AfD), verfolgt die Ältestenratssitzung des Landtages von Sachsen-Anhalt
    Eine AfD-Kundgebung trifft in Magdeburg auf lautstarke Gegenproteste.23.12.2024 | 1:37 min
    Ob und inwiefern die Proteste gegen rechts Einfluss auf die Bundestagswahl im Februar haben werden, ist laut den Forscherinnen ungewiss. Denn: Gerade der Zeitpunkt der Wahl erschwere eine Einschätzung.

    Die Vorverlegung der Bundestagswahlen schwächt die Mobilisierung von Protesten, denn die beruhen oft auf längerfristig aufgebauten Strukturen und Kampagnen.

    Dr. Lisa Bogerts, Protestforscherin am Institut für Protest- und Bewegungsforschung

    Redaktion: Kathrin Wolff

    Stimmung in Deutschland
    :Bundestagswahl: So steht es in den Umfragen

    Welche Partei führt in den Umfragen zur Bundestagswahl? Welche Koalitionen wären möglich? Wie bewerten die Befragten Scholz, Merz und Habeck? Die wichtigsten Zahlen im Überblick.
    von Robert Meyer
    Ein Diagramm von den Verteilungen der Parteien in den Umfragen. Im Hintergrund weht vor dem Bundestag eine Deutschland-Fahne

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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