Ausschluss aus AfD-Delegation: Krah sorgt weiter für Streit

    Ausschluss aus AfD-Delegation :EU-Parlament: Krah sorgt weiter für Streit

    Dorthe Ferber
    von Dorthe Ferber
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    Spitzenkandidat Krah wurde aus der AfD-Delegation im EU-Parlament ausgeschlossen, die Partei darf aber trotzdem nicht wieder in die rechte ID-Fraktion. Das sorgt nun für Streit.

    Wahlkampfauftritt AfD-Europaspitzenkandidat Krah in Holzkirchen
    Die Luft wird dünn für Maximilian Krah: Nach seiner Äußerung zur SS hat seine Partei ein Auftrittsverbot für ihn verhängt. Sein Amt im Bundesvorstand legt er nieder.23.05.2024 | 1:54 min
    Raus mit dem skandalumwitterten Spitzenkandidaten Maximilian Krah aus der AfD-Delegation im EU-Parlament, wieder rein in die rechte ID-Fraktion - so hatten es sich wohl Alice Weidel und Tino Chrupalla erhofft. Doch die AfD bleibt draußen, entschied die ID - und Krah sucht den Machtkampf.
    Es sollte ein Befreiungsschlag nach einem Wahlkampf voller Pannen sein: Die frisch gewählten EU-Parlamentarier der AfD schlossen gleich nach der Wahl Maximilian Krah aus ihrer Delegation aus. Damit kamen sie der extremen Rechten in Frankreich entgegen: Marine Le Pen vom französischen Rassemblement National hatte wegen Krah für den Ausschluss der AfD aus der EU-Fraktion "Identität und Demokratie" (ID) gesorgt.

    Trotz Krah-Rauswurf: Die AfD muss draußen bleiben

    Nur heißt es auch nach dem Krah-Rauswurf weiter in der ID: Die AfD muss draußen bleiben. Die AfD hatte nach dem Krah-Ausschluss René Aust, Nummer drei ihrer Kandidatenliste, zu ihrem Delegationsleiter bestimmt. Seither bemüht sich Krah, seinen Rauswurf zum Richtungskampf in der AfD zu stilisieren: Aust beuge sich auf Wunsch der Parteiführung den Wünschen des Auslands.
    Krah selbst beruft sich auf den Wählerwillen, er habe als Spitzenkandidat für das bislang bundesweit beste Ergebnis der AfD gesorgt. Krahs Gegner verweisen darauf, dass das Wahlergebnis ohne seine Skandale wohl besser ausgefallen wäre.

    Delegationsleiter Aust wird "Verrat" vorgeworfen

    Krahs Unterstützer bezichtigen den neuen Delegationsleiter Aust des "Verrats". Aust wird im Netz als "Lügner", "schwacher Mann" oder "Mamas Liebling" tituliert. Eine Anspielung darauf, dass er nur eine Marionette Alice Weidels sei, entsprechende Bilder kursieren.
    Rechtsextreme Medien wie das Compact-Magazin haben eine Petition gestartet, Krah wieder in die Delegation aufzunehmen, Tausende hätten in kurzer Zeit unterzeichnet.
    Weidel: "Brandmauern werden fallen"
    "Ich glaube, dass der Druck auf Merz viel zu groß wird, dass auch dort die Ost-Landeschefs der CDU ausscheren werden und die Brandmauer zur AfD einreißen werden", so die Co-Parteichefin Alice Weidel (AfD).13.06.2024 | 7:31 min
    René Aust kündigte zunächst an, sich zur Debatte äußern zu wollen, mit "nachprüfbaren Fakten statt Legendenbildung". Kurz drauf sagte er das Statement wieder ab. Er sei darum gebeten worden, schrieb Aust, man brauche als Partei nicht noch mehr Spektakel.
    Die Auseinandersetzung mit den Krah-Unterstützern eskalierte daraufhin weiter.

    Höcke springt Aust zur Seite - und schießt gegen Weidel

    Dann meldet sich Thüringens Parteichef Björn Höcke mit einer überraschenden Solidaritätsadresse für René Aust. In einer - gemeinsam mit seinem Co-Parteichef Stefan Möller verfassten - Mitteilung verurteilt er die "zutiefst ehrenrührige Kampagne gegen unseren Thüringer Parteifreund und Kollegen René Aust".
    Höcke erinnert Krah an die bevorstehenden Landtagswahlen und schießt noch gegen Alice Weidel und Tino Chrupalla: Es sei enttäuschend, dass die Bundesspitze drei Tage nach Beginn der Kampagne nicht die Gelegenheit genutzt habe, dem Vorwurf des Verrats zu widersprechen.
    Auch wenn Höcke sich plötzlich gegen Krah wendet, den er bislang unterstützt hat, so bleiben Krah und seine Anhänger doch ein Problem für die Parteispitze. Und das zwei Wochen vor dem Bundesparteitag, auf dem sich Weidel und Chrupalla zur Wiederwahl stellen.

    Angst vor der "Melonisierung" der AfD

    Krah stilisiert sich zur Ikone der AfD-Jungwähler und Symbolfigur derer, die eine "Melonisierung" der AfD befürchten: Eine Partei, die allzu radikale Positionen zugunsten einer Anschlussfähigkeit an die Mitte aufgibt.
    So verübelt ein Teil der AfD Weidel und Chrupalla, dass Krah erst aus dem Wahlkampf und dann aus der Delegation verbannt wurde.
    Junge Wähler und die AfD
    Seit 2019 konnte sie enorm zulegen: Bei der Europawahl erreichte die AfD 16 Prozent der Stimmen der 16- bis 24-Jährigen – ein Zuwachs von 11 Prozentpunkten. Woran liegt das?12.06.2024 | 2:43 min
    Ein vermutlich größerer Teil der Partei nimmt es der Bundesspitze hingegen übel, dass mit dem Spitzenkandidaten Krah der Wahlkampf Schaden genommen hat, die AfD im Europaparlament nun erstmal ohne Fraktion ist und so weniger Geld und Rechte hat.
    Dorthe Ferber ist Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio Berlin.
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