Eklat im Gesundheitsausschuss:AfD-Abgeordneter kapert Ausschuss-Vorsitz
|
Er war der Meinung, dass ihm der Posten zusteht. Darum hat AfD-Mann Ziegler kurzerhand den Vorsitz des Gesundheitsausschusses an sich gerissen. Die anderen Parteien sind entsetzt.
Kay-Uwe Ziegler (Archiv)
Quelle: dpa
Die AfD-Fraktion hat im Gesundheitsausschuss des Bundestages einen Eklat provoziert. Nach übereinstimmender Darstellung von Abgeordneten der Ampel-Koalition und der Union nahm der AfD-Abgeordnete Kay-Uwe Ziegler zu Beginn der Sitzung den Platz der amtierenden Ausschussvorsitzenden Kirsten Kappert-Gonther (Grüne) ein und erhob Anspruch auf die Sitzungsleitung.
Die anderen Abgeordneten hätten die Sitzung daraufhin boykottiert, bis Ziegler den Platz wieder aufgab. Die AfD-Fraktion wollte nach eigener Aussage mit der Aktion darauf aufmerksam machen, dass ihr der Vorsitz zustehe.
AfD-Mann tauschte laut SPD einfach Namensschild aus
Die anderen Fraktionen warfen der AfD einen Verstoß gegen parlamentarische Regeln vor. "Morgendliche Sitzblockaden sind der Würde des Parlaments nicht angemessen", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Tino Sorge (CDU), der Nachrichtenagentur AFP. Und:
Den Ausschussbetrieb im Deutschen Bundestag zu stören, hat mit demokratischen Gepflogenheiten nichts zu tun.
„
Tino Sorge (CDU)
Der SPD-Abgeordnete Christos Pantazis sprach von einem "skandalösen Verhalten", das nicht hinnehmbar sei. Pantazis schilderte die Vorgänge in dem Ausschusssaal: Ziegler "tauschte das Schild der Vorsitzenden und weigerte sich trotz Aufforderung des Sekretariats, den Platz zu räumen", erklärte Pantazis. "Damit wollte er unrechtmäßig die Sitzungsleitung übernehmen." Die Sitzung konnte den Angaben zufolge deshalb erst mit Verspätung beginnen.
AfD kündigte Provokation in Schreiben an
Gemäß Verteilschlüssel im Bundestag steht theoretisch der AfD-Fraktion der Vorsitz in dem Gremium zu - allerdings wollen die anderen Fraktionen nicht zulassen, dass die AfD den Ausschussvorsitz antritt.
In einem Schreiben an die Ausschussmitglieder, das der AFP vorlag, hatten Ziegler und der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Martin Sichert, das Vorgehen vorab angekündigt und gerechtfertigt. Nach mehr als zwei Jahren habe sich die AfD-Fraktion entschlossen, "unseren Anspruch auf den Ausschussvorsitz zur heutigen Ausschusssitzung deutlicher als bisher zum Ausdruck zu bringen", schreiben sie. Sie kündigten an:
Zur heutigen Sitzung wird deshalb der durch unsere Fraktion bestimmte Vorsitzende, Kay-Uwe Ziegler, den Vorsitz übernehmen.
„
Kay-Uwe Ziegler und Martin Sichert, AfD-Fraktion
Nach Angaben der AfD-Fraktion gab Ziegler nach etwa 15 Minuten den Vorsitzendenplatz wieder frei, weil die Ausschussmitglieder der anderen Fraktionen die Sitzung boykottiert hätten.
Zahlreiche Massendemonstrationen richteten sich jüngst gegen die AfD. Doch trotz Gegenwind gewinnt die Partei neue Mitglieder. Andere hingegen steigen aus. Wer sind diese Menschen?10.03.2024 | 3:15 min
Mihalic: AfD meint es "mit ihren umstürzlerischen Plänen ernst"
Der AfD-Abgeordnete Sichert warf den anderen Fraktionen seinerseits nach der Sitzung undemokratisches Verhalten vor. Durch deren Verhalten werde es der AfD-Fraktion "verunmöglicht, die uns gemäß Geschäftsordnung des Bundestags und Vereinbarungen im Ältestenrat zustehenden Ausschussvorsitze mit Leben zu füllen", erklärte Sichert. Dies sei "ein Schlag ins Gesicht der Millionen AfD-Wähler, die ein Anrecht auf gleichwertige Repräsentation haben".
AfD verliert und BSW wächst: Was die Umfragewerte bedeuten
"Mit der amtsanmaßenden Besetzung des Ausschussvorsitzes im Gesundheitsausschuss wurde eine weitere Grenze überschritten, das ist versuchte Selbstermächtigung", kritisierte hingegen Irene Mihalic, parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, gegenüber dem RND.
Die Masken bei der AfD sind schon lange gefallen. Sie ist eine rechtsextreme Partei und bedient sich unglaublich undemokratischer Methoden.
„
Irene Mihalic, parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion
Bei den Vorgängen im Gesundheitsausschuss werde deutlich, dass die AfD es "mit ihren umstürzlerischen Plänen ernst meint".
Im ZDF-Interview lieferte sich AfD-Fraktionsgeschäftsführer Bernd Baumann ein Wortgefecht mit Dunja Hayali. Aussagen zum Demo-Wochenende oder dem Potsdam-Treffen waren inkorrekt.
Um dir eine optimale Website der ZDFmediathek, ZDFheute und ZDFtivi präsentieren zu können, setzen wir Cookies und vergleichbare Techniken ein. Einige der eingesetzten Techniken sind unbedingt erforderlich für unser Angebot. Mit deiner Zustimmung dürfen wir und unsere Dienstleister darüber hinaus Informationen auf deinem Gerät speichern und/oder abrufen. Dabei geben wir deine Daten ohne deine Einwilligung nicht an Dritte weiter, die nicht unsere direkten Dienstleister sind. Wir verwenden deine Daten auch nicht zu kommerziellen Zwecken.
Zustimmungspflichtige Datenverarbeitung • Personalisierung: Die Speicherung von bestimmten Interaktionen ermöglicht uns, dein Erlebnis im Angebot des ZDF an dich anzupassen und Personalisierungsfunktionen anzubieten. Dabei personalisieren wir ausschließlich auf Basis deiner Nutzung der ZDFmediathek, der ZDFheute und ZDFtivi. Daten von Dritten werden von uns nicht verwendet. • Social Media und externe Drittsysteme: Wir nutzen Social-Media-Tools und Dienste von anderen Anbietern. Unter anderem um das Teilen von Inhalten zu ermöglichen.
Du kannst entscheiden, für welche Zwecke wir deine Daten speichern und verarbeiten dürfen. Dies betrifft nur dein aktuell genutztes Gerät. Mit "Zustimmen" erklärst du deine Zustimmung zu unserer Datenverarbeitung, für die wir deine Einwilligung benötigen. Oder du legst unter "Einstellungen/Ablehnen" fest, welchen Zwecken du deine Zustimmung gibst und welchen nicht. Deine Datenschutzeinstellungen kannst du jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in deinen Einstellungen widerrufen oder ändern.