COP29 in Baku:Einigung beim Emissionshandel ein Durchbruch?
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Schon am ersten Tag der UN-Klimakonferenz gibt es eine Einigung. Aserbaidschan feiert die vereinbarten Standards für den Emissionshandel bereits als "Durchbruch". Ist es einer?
Baku: Der Präsident der COP28, Sultan al-Jaber (l), übergibt den Hammer an den Präsidenten der COP29, Muchtar Babajew, auf dem U.N.-Klimagipfel der COP29.
Quelle: Peter Dejong/AP/dpa
Am ersten Tag der UN-Klimakonferenz (COP29) in Aserbaidschan haben sich die Teilnehmerstaaten auf einheitliche UN-Standards für den globalen Handel mit Emissionsgutschriften geeinigt und damit einen großen Schritt getan, um Staaten das Erreichen ihrer Klimaziele zu erleichtern.
Fast 200 Nationen stimmten am Montag in Baku einer Reihe wichtiger Grundregeln zu. Damit wurde ein Mechanismus in Gang gesetzt, der seit dem Pariser Abkommen von 2015 erwartet worden war.
COP29-Präsident spricht von "Durchbruch"
COP29-Präsident Muchtar Babajew sprach von einem "Durchbruch". Er erklärte jedoch, dass noch weitere Anstrengungen zur Regelung des Emissionshandels erforderlich seien.
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Bei diesem Handel können Staaten und Unternehmen für Klimaschutzprojekte - etwa das Pflanzen von Bäumen, den Schutz von Lebensräumen oder das Ersetzen umweltschädlicher Kohle durch saubere Alternativen - sogenannte Gutschriften erwerben. Eine Gutschrift entspricht einer Tonne eingesparten Kohlenstoffdioxids.
ZDF-Reporter: "Durchbruch, der sehr kritisch gesehen wird"
"Es ist ein Durchbruch, der sehr kritisch gesehen wird. Vor allem von Klimaschützern", berichten die ZDF-Umweltreporter Elisa Miebach und Andreas Stamm. Die Regelung sei ohne große Debatten durchgedrückt worden - "von einer aserbaidschanischen COP-Präsidentschaft, die unter dem Verdacht steht, eher für die Interessen der Öl- und Gasindustrie zu lobbyieren".
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Seien die Regeln aber zu lasch, drohe Greenwashing, also eine Art Ablasshandel, der nur auf dem Papier stehe. "Solche Betrügereien gab es schon häufiger bei von Firmen organisierten Zertifikathandel", so die ZDF-Reporter.
Autos, Benzin, Gas: All das gibt es auch "klimaneutral", dank CO2-Zertifikaten. Zu schön, um wahr zu sein - oder? Eine frontal-Recherche.
UN arbeiteten seit 2015 an Regeln für Emissionshandel
Seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 hatten die Vereinten Nationen an Regeln gearbeitet, die es Ländern und Unternehmen ermöglichen, Gutschriften auf einem transparenten und globalen Markt untereinander auszutauschen.
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Ein früherer Versuch, die Kohlenstoffmärkte im Rahmen des Pariser Abkommens zu regulieren, war bei der COP28 im vergangenen Jahr in Dubai von der EU und Entwicklungsländern als zu lasch abgelehnt worden.
Die nun in Baku erzielte Einigung ermöglicht eine Ausarbeitung von Regeln zur Berechnung der Anzahl der Gutschriften, die ein bestimmtes Projekt erhalten kann. Allerdings müssen Experten zufolge noch weitere Rahmenbedingungen ausgehandelt werden.
Umwelt-NGO: Einigung "von enormer Bedeutung"
Laut Erika Lennon vom Zentrum für Internationales Umweltrecht (CIEL) ist die Einigung vom Montag "von enormer Bedeutung". Diese öffne die Tür zu einem Markt, der auf den Handel mit qualitativ hochwertigen Emissionsgutschriften mit UN-Standards ausgerichtet sei, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.
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Sobald ein solcher Markt für den Emissionshandel eingerichtet und in Betrieb ist, könnten Länder - vor allem reiche Industriestaaten, die viele Treibhausgase ausstoßen - ihre Emissionen ausgleichen, indem sie Gutschriften von Ländern kaufen, die ihre eigenen Emissionen bereits über das versprochene Maß hinaus reduziert haben. Diese Käufer könnten die Gutschriften dann nutzen, um - zumindest auf dem Papier - ihre Emissionen zu senken und damit die nationalen Klimaziele zu erreichen.
Bisher hat sich dieser Markt außerhalb jeglicher internationaler Regeln entwickelt und wurde hauptsächlich von Unternehmen genutzt, die mit dem Handel von Emissionsgutschriften CO2-Neutralität beanspruchen wollten.