Huawei-Technik aus 5G-Netz werfen - wie effektiv ist das?

    Chinesische Abhängigkeit:5G-Netz: Wirklich sicherer ohne Huawei?

    von Laura Rosinus
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    Die Bundesregierung zieht im Juli die Notbremse und will chinesische Technik aus dem 5G-Mobilfunknetz werfen. Zumindest einen Teil davon. Was ist von dem Plan zu halten?

    Thumbnail Die Spur: Sicherheitsrisiko 5G-Netz?
    Die Bundesregierung zieht die Notbremse: Chinesische Technik soll aus dem 5G-Netz ausgebaut werden. Aber wie abhängig sind wir von China im Mobilfunk? Und wie konnte es so weit kommen?31.07.2024 | 28:39 min
    Seit Jahren diskutiert die deutsche Politik darüber, ob man die chinesischen Hersteller Huawei und ZTE aus dem 5G-Netz verbannen soll. "Die heutigen Bedrohungslagen unterstreichen die Bedeutung einer sicheren und resilienten Telekommunikationsinfrastruktur, gerade auch mit Blick auf Gefahren durch Sabotage und Spionage" - das sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) Mitte Juli auf einer Pressekonferenz.

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    Quelle: ZDF/Chris Petri

    Sicherheitsrisiko 5G-Netz? So abhängig ist unser Mobilfunk von China - Sehen Sie die Doku dazu am 31. Juli 2024 ab 22:45 im ZDF

    Um das zu erreichen, hat das Bundesinnenministerium mit den Netzbetreibern Telekom, Telefónica und Vodafone einen Vertrag geschlossen. Der Inhalt: In den nächsten Jahren soll ein Teil chinesischer Komponenten aus dem deutschen 5G-Zugangsnetz ausgebaut werden.
    Im 5G-Kernnetz dürfen nach Ende 2026 überhaupt keine chinesischen Komponenten mehr verbaut sein. Das Kernnetz ist so etwas wie die Schaltzentrale des 5G-Netzes. Nach eigenen Angaben verwenden dort zwei der drei Netzbetreiber schon heute keine chinesische Technik mehr.
    Huawei-Logo
    Laut Bundesregierung sollen deutsche 5G-Mobilfunknetze bis spätestens 2029 völlig ohne technische Komponenten der Hersteller Huawei und ZTE auskommen. 11.07.2024 | 1:36 min

    "Sehr klare Zugeständnisse des Innenministeriums"

    "Es ist sehr klar, dass das ein Kompromiss ist, der im Prinzip darauf gegründet ist, dass kein neues Gesetz verabschiedet werden sollte", bewertet Antonia Hmaidi, Senior Analystin am Mercator Institute for China Studies, den Deal. Damit die Netzbetreiber dem Vertrag mit dem Bundesinnenministerium zustimmen, habe es "sehr klare Zugeständnisse des Innenministeriums" gebraucht, so Hmaidi. "Die Abwägung dieses Mal wurde ganz klar für weniger Kosten und weniger Belastung der Unternehmen getroffen."

    Ob das die richtige Abwägung am Ende war, das weiß man nicht.

    Antonia Hmaidi, Senior Analystin am Mercator Institute for China Studies

    Schätzungen zufolge kommen im 5G-Zugangsnetz 59 Prozent der Komponenten von chinesischen Herstellern - allen voran von Huawei. Dem Unternehmen wird seit Jahren vorgeworfen, unter Kontrolle der chinesischen Regierung zu stehen. Statt eines teuren Austauschs der gesamten Technik wird auch nach Ablauf der vereinbarten Frist das deutsche 5G-Zugangsnetz wohl nicht frei von chinesischen Komponenten sein. Denn nur die kritischen Funktionen der Netzwerkmanagementsysteme sind von dem Deal betroffen.
    Funkmast, davor Aufschrift 5G
    Streamingprobleme - das WLAN setzt plötzlich aus. Eigene Funknetze mit eigenen Frequenzen im 5G-Bereich, könnten Abhilfe schaffen und nützlich sein für die deutsche Wirtschaft. 10.01.2024 | 6:34 min

    5G-Netz - Was ein Deal bedeuten würde

    Es geht hauptsächlich einfach nur um das Vertrauen.

    Adrian Dabrowski, CISPA Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit

    "Die deutsche Regierung hat jetzt gezeigt, wem sie ihren Hausschlüssel anvertraut und wem nicht - beziehungsweise wem sie die Kontrolle über ihre kritische Infrastruktur anvertraut oder nicht," sagt Adrian Dabrowski, Forscher am CISPA Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit.
    In der Umsetzung sei der Deal ein Kompromiss auf vielen Ebenen, so Dabrowski. Durch den habe man zwar einfache Zugriffsmöglichkeiten auf das 5G-Netz entfernt. Aber "solange ich irgendein Netzwerkelement habe - auch wenn es nicht kritisch ist -, eröffnet es immer noch die Möglichkeit eines Hintereinganges in dieses Netzwerk, um dann andere Komponenten anzugreifen, die vielleicht von einem anderen Hersteller sind", so Dabrowski.
    Wirtschaftsminister Habeck in China
    Auf seiner Ostasienreise macht Bundeswirtschaftsminister Habeck Halt in Peking. Bei den Gesprächen soll es vor allem um die wirtschaftlichen Beziehungen gehen, die Habeck selbst als "komplex" bezeichnet.21.06.2024 | 2:40 min

    Abhängigkeit von China - könnte sich was ändern?

    Hinzu komme der lange Zeithorizont. Während Bundesinnenministerin Faeser von einer heutigen Bedrohungslage spricht, verabredet sie mit den Netzbetreibern eine Frist fürs Zugangsnetz von fünf Jahren - wohl, um die Stabilität des Netzes zu gewährleisten. Eine Zeit, in der sich Krisen weltweit zuspitzen könnten.

    Wenn wir über wirtschaftliche Eskalationen sprechen, über Druckmittel, über deutsche Abhängigkeit von China in ganz vielen Bereichen - dann kann sich in den nächsten fünf Jahren super viel verändern.

    Antonia Hmaidi, Mercator Institute for China Studies

    "Und es sieht momentan nicht unbedingt so aus, als würde sich das zugunsten von Deutschland verändern," so Hmaidi.
    Mehr dazu bei "Die Spur: Sicherheitsrisiko 5G-Netz? So abhängig ist unser Mobilfunk von China".

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