Warschauer Aufstand: Steinmeier bittet um Vergebung

    Analyse

    Gedenken an Warschauer Aufstand:"Wir dürfen und wir werden nicht vergessen"

    von Patricia Wiedemeyer, Warschau
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    Vor 80 Jahren schlagen die Deutschen den Warschauer Aufstand brutal nieder. Bundespräsident Steinmeier gedenkt in Warschau der Opfer und wirbt um die deutsch-polnische Versöhnung.

    01.08.2024, Polen, Warschau: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nimmt an einer Kranzniederlegung am Denkmal für die Opfer des Massakers von Wola teil.
    In Polen wird den Opfern des Warschauer Aufstands gegen die Nazis vor 80 Jahren gedacht. Rund 200.000 Menschen wurden damals ermordet, Bundespräsident Steinmeier bat um Vergebung.01.08.2024 | 0:22 min
    Eigentlich macht der Bundespräsident gerade Urlaub in den Bergen, doch für diesen einen Termin unterbricht er ihn. Es sei ihm eine große Ehre, dass er als deutscher Bundespräsident beim Gedenken an den Warschauer Aufstand sprechen dürfe, sagt Frank-Walter Steinmeier am Mittwochabend. Nur einmal zuvor, vor 30 Jahren, war ein anderer deutscher Bundespräsident als Redner hier - Roman Herzog.

    Steinmeier: "Ich bitte gerade heute, und gerade hier, um Vergebung"

    Und es ist natürlich keine leichte Aufgabe, hier als deutscher Präsident zu stehen, 80 Jahre nachdem die deutsche Wehrmacht den Aufstand der polnischen Heimatarmee brutal beendet hat; 80 Jahre nach dem Massenmord an der Zivilbevölkerung und der fast vollständigen Zerstörung Warschaus durch die Nazis. 
    Er bittet das polnische Volk um Vergebung, "wir dürfen und wir werden nicht vergessen, welch unermessliches Leid wir Deutschen über unser Nachbarland gebracht haben, mit welcher Brutalität, mit welchem Vernichtungswillen die deutschen Besatzer gegen die gesamte Bevölkerung vorgegangen sind", sagt Steinmeier, "ich bitte gerade heute, und gerade hier, um Vergebung."

    Applaus und Anerkennung für Steinmeier

    Seine Rede wird Abschnitt für Abschnitt übersetzt, immer wieder gibt es Applaus und Anerkennung für seine Worte, vor allem aber für seine Forderung nach Konsequenzen, die daraus gezogen werden müssten: nie wieder Krieg, nie wieder Besatzung. Daher müsse heute die Ukraine weiter mit allen Mitteln unterstützt werden. Das ist die Botschaft, die zuvor auch der polnische Präsident Andrzej Duda in seiner Rede immer wieder betont hat.
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    Dass die Polen das besonders betonen ist kein Wunder, schließlich folgte nach der deutschen Besatzung die sowjetische. Russische Truppen standen auf der anderen Seite der Weichsel, als die Deutschen den Aufstand niederschlugen, griffen jedoch nicht ein. Die Russen werden von Duda ebenso wie die Deutschen verurteilt. Nie wieder Besatzung - egal ob deutsch oder russisch, es lebe ein freies und unabhängiges Polen.

    Steinmeier trifft Überlebende des Warschauer Aufstands

    Es sind einige wenige Überlebende des Warschauer Aufstands dabei. Mit ihnen hat sich Steinmeier zuvor getroffen, sie erzählen ihm, wie schwer es sei, die grauenhafte Besatzung durch Deutsche und Sowjets zu vergessen. Die Grausamkeit des Krieges möge eine Erinnerung sein, die Freiheit jeden Tag zu schützen, so auch ihre Botschaft.
    Heute Morgen dann, am eigentlichen Jahrestag des Beginns des Aufstandes, trifft sich Steinmeier noch zum Gespräch mit seinem polnischen Amtskollegen. Dass man inzwischen von deutsch-polnischer Freundschaft sprechen könne, sei ein Erfolg, ja, aber es war ein langer Weg bis dahin.

    Deutsch-polnische Versöhnung bleibt ein Thema

    Steinmeier war in seiner Amtszeit bereits acht mal in Polen, mindestens einmal im Jahr. Doch ganz einfach war es nicht in den letzten Jahren mit einer rechten Regierung in Polen und einem Präsidenten, der sehr hart ist in seiner Rhethorik, der die deutsche Schuld sehr deutlich ausspricht, aber wenige Worte der Versöhnung findet. 
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    Wie schwierig es ist mit der deutsch-polnischen Versöhnung zeigte sich dann auch nach der Rede Steinmeiers. Ja, es gab viel Beifall, aber am Ende dann doch auch Zwischenrufe von zahlreichen Zuhörern. "Reparation, Entschädigung", riefen sie immer wieder. Von Politikern aus dem rechten Parteienspektrum in Polen werden sie immer wieder erhoben, die Forderungen nach weiteren Reparationszahlungen.
    Die Bundesregierung weist dies jedoch unter Berufung auf eine polnische Verzichtserklärung von 1953 zurück. Aber das Thema bleibt - trotz aller Bitten um Vergebung und aller Appelle, daraus für die Zukunft zu lernen.
    Patricia Wiedemeyer ist Hauptstadtkorrespondentin des ZDF

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