Steinmeier: Menschen mit Corona-Aufarbeitung zurückgewinnen

    Aufarbeitung der Corona-Pandemie:Steinmeier will "Menschen zurückgewinnen"

    Patrick Müthing Autorenbild
    von Patrick Müthing, Berlin
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    In der Corona-Pandemie haben viele Menschen an der Demokratie gezweifelt, sagt Bundespräsident Steinmeier. Sie müssten zurückgewonnen werden sagt er - und fordert Aufarbeitung.

    Aufarbeitung der Corona-Pandemie
    Die Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur gesellschaftlichen Aufarbeitung der Corona-Pandemie.14.03.2025 | 20:35 min
    Für die Grundschulleiterin Maxi Brautmeier-Ulrich wirkt Corona bis heute nach. Die Zeit der Schulschließungen habe bei Kindern und Jugendlichen tiefe Narben hinterlassen.

    Es ist ganz viel, was uns jetzt beschäftigt und was auch nicht mal eben wieder weggeht.

    Maxi Brautmeier-Ulrich, Grundschulleiterin

    Sie habe sich damals gar nicht vorstellen können, dass Schulen bundesweit geschlossen werden. Auch wenn sie es anfangs geschafft habe, kreative Lösungen zu finden, um mit der neuen Situation umzugehen, würden die Folgen der Maßnahmen bis heute nachwirken.

    Man kann dass nicht aufholen, was dann an Schädigungen und Nicht-Erfahrungen stattgefunden oder nicht stattgefunden hat.

    Maxi Brautmeier-Ulrich, Grundschulleiterin

    Das Gespräch im Video:
    Maxi Brautmeier-Ulrich
    Für die Grundschullehrerin Maxi Brautmeier-Ulrich aus Paderborn haben Schulschließungen während Corona das Vertrauen in Schule und das Bildungssystem dauerhaft gestört.14.03.2025 | 1:03 min

    Aufarbeitung, um Demokratie zu stärken

    Die Grundschulleiterin ist ein von zehn Gästen, die von dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zu einer Diskussion eingeladen wurde. Gleich zu Beginn macht der Bundespräsident klar, dass genau das, der Austauschen über das Erlebte, während der Pandemie zu wenig stattgefunden habe.

    Ich bin überzeugt, dass es entscheidend ist für unsere Demokratie, dass wir als Gesellschaft wieder miteinander ins Gespräch kommen, und das sehe ich auch als meine Aufgabe als Bundespräsident an.

    Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

    Steinmeier fährt fort, dass der deutschen Demokratie in seinen Augen während der Pandemiezeit etwas ganz Wesentliches fehlte: "das Gespräch mit sich selbst. Ein Gespräch, das sie, die Demokratie, doch so dringend braucht, auf das die Demokratie angewiesen ist."
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    Steinmeier: Wahlergebnisse zeigen Defizite bei Aufarbeitung

    Steinmeier spricht von Narben bei Menschen, die ihre Angehörige in der Pandemie verloren haben und von Narben bei jungen Menschen, welche besonders unter den Kontaktsperren gelitten hätten. Auch deswegen fordert er erneut eine rasche Aufarbeitung der Pandemie.
    Es sei unabdingbar, so der Bundespräsident, "dass Transparenz hergestellt wird und wir damit möglichst viele Menschen zurückgewinnen, die in der Zeit der Pandemie an Demokratie, an den Institutionen gezweifelt haben".

    Nach den jüngsten Wahlergebnissen ist die Aufgabe vielleicht noch dringender und größer geworden.

    Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

    Dabei gehe es seiner Auffassung nach nicht darum, nach Schuldigen oder Sündenböcken zu suchen, sondern um Ansätze, um für künftige Krisensituationen besser gewappnet zu sein. Dies schütze auch die Demokratie, und das sei die große Aufgabe unserer Zeit, so Steinmeier.
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    Kritik an Ampel, Bitte an neue Regierung

    Aufklärung werde auch von der Bevölkerung gefordert, so Steinmeier. Er bedauere, dass in der letzten Legislaturperiode keine Einigung darüber möglich gewesen sei. Dabei blickt er auch auf die kommende Regierung. Er vertraue darauf, dass der Bundestag und die neue Bundesregierung "diese Chance auch sehen werden".
    Die Ampel-Parteien haben sich bis zuletzt nicht auf einen gemeinsamen Weg der Aufarbeitung einigen können. SPD, FDP und Grüne forderten unterschiedliche Modelle der Aufarbeitung. Die FDP forderte eine "Enquete-Kommission, die SPD sah unterschiedliche Optionen mit einem Bürgerrat oder einer Bund-Länder-Regierungskommission. Die Grünen plädierten für eine Kombination aus "Enquete-Kommission" und Bürgerrat.
    Die Oppositionsparteien AfD und BSW forderten einen Untersuchungsausschuss - scheiterten dafür allerdings an den benötigten Stimmen.
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    Was sich die Diskussionsteilnehmer wünschen

    Eingeladen im Schloss Bellevue waren Gäste aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft. Mit einigen hatte Steinmeier bereits während der Pandemie Kontakt. Unter anderem Menschen aus dem Medizinwesen, der Pflege, der Forschung, eine Grundschulleiterin, ein Bürgermeister, die Leiterin eines Hotels. Auch wenn die Diskussion viel mehr ein Austausch war, war spürbar, dass die Zeit allen noch sehr präsent ist.
    Der Bundespräsident beendet die Diskussion mit einer Frage nach den Wünschen zur Aufarbeitung. Eine Aufarbeitung wollen alle Beteiligten, sie wünschen sich Einigkeit, weniger Spaltung, konkrete Lehren und bessere Vorbereitung auf zukünftige Krisensituationen.
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