Wikileaks: Fragen und Antworten zum Fall Julian Assange
FAQ
Wikileaks-Gründer:Was will Assange auf der Pazifikinsel Saipan?
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Julian Assange sitzt nicht mehr in London im Gefängnis, sondern ist auf dem Weg zu den Marianen-Inseln. Was hat er dort vor? Und wie geht es weiter? Wichtige Fragen und Antworten.
Julian Assange kommt frei. Der Wikileaks-Gründer befindet sich nach einer 14-jährigen juristischen Odyssee auf dem Weg von einem Londoner Hochsicherheitsgefängnis in einen Gerichtssaal auf der Pazifikinsel Saipan. Dort soll er sich am Mittwoch in einer Anklage schuldig bekennen, um freizukommen und in seine Heimat Australien zurückkehren zu können.
Was wird Assange vorgeworfen?
Die USA werfen dem Australier unter anderem Geheimnisverrat vor, weil seine Enthüllungsplattform vertrauliche Informationen über das Vorgehen der US-Streitkräfte im Irak und in Afghanistan veröffentlichte. Zahlreiche Unterstützer sehen Assange dagegen als Journalisten, der mutmaßliche Kriegsverbrechen aufdeckte.
Assange wurde 2010 in Großbritannien zum ersten Mal aufgrund eines schwedischen Haftbefehls wegen des Vorwurfs eines Sexualverbrechens festgenommen. Der Haftbefehl wurde später fallengelassen. Seither stand Assange zeitweise unter Hausarrest, hielt sich sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London auf und wurde seit 2019 im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh festgehalten.
"Julian Assange muss sich schuldig bekennen und hat sich dazu offenbar bereit erklärt. Das ist die Grundlage dieses Deals", berichtet ZDF-Korrespondentin Claudia Bates.25.06.2024 | 3:00 min
Wo liegt Saipan?
Saipan gehört zu den Nördlichen Marianen, einem US-Außengebiet im westlichen Pazifik. Diese Inselgruppe liegt etwa 70 Kilometer nördlich von Guam und erstreckt sich über mehr als ein Dutzend Inseln.
Wie Guam oder Puerto Rico sind die Nördlichen Marianen ein Teil der USA, ohne den vollen Status eines Bundesstaates zu haben. Die Bewohner sind zwar US-Bürger, dürfen aber nicht an den Präsidentschaftswahlen teilnehmen. Saipan beherbergt aber auch US-Bezirksgerichte. Dort soll Assange am Mittwoch um 9.00 Uhr Ortszeit (1.00 Uhr MESZ) vor Gericht erscheinen.
Marianen- Insel Saipan vor Australien
Quelle: ZDF
Warum ist Assange auf dem Weg ausgerechnet dorthin?
US-Staatsanwälten zufolge will Assange vor einem Gericht in der Nähe seiner australischen Heimat aussagen, aber nicht auf dem amerikanischen Festland erscheinen. Saipan hat den Vorteil, dass es relativ nahe an Australien liegt: Die Entfernung beträgt etwa 3.000 Kilometer. Hawaii ist mehr als doppelt so weit entfernt.
"Er muss sich einer Anklage stellen, die nach amerikanischem Recht erhoben wurde", erklärt Emily Crawford, Professorin an der juristischen Fakultät der Universität Sydney. "Es muss das US-Territorium sein, das Australien am nächsten liegt und kein US-Bundesstaat wie Hawaii ist."
"Der australische Premierminister Anthony Albanese hat im Hintergrund mit den Amerikanern verhandelt, um einen Deal für Assange zu erreichen", so ZDF-Korrespondentin Hilke Petersen.25.06.2024 | 3:22 min
In welchem Verhältnis stehen Saipan und die USA?
Die Insel hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Zeitweise war sie eine Kolonie Spaniens, Deutschlands und dann Japans. Dann übernahmen die USA im Zweiten Weltkrieg nach der Schlacht von Saipan 1944 die Kontrolle.
Nachdem die Insel jahrzehntelang unter amerikanischer Kontrolle stand, stimmten die Einwohner 1975 für den Beitritt zu den USA als Territorium. Die Nördlichen Marianen wählten 2008 zum ersten Mal einen Abgeordneten in das US-Repräsentantenhaus, der jedoch keine Stimme im Kongress hat.
Der US-Staatsanwaltschaft zufolge hat sich Assange in einem Anklagepunkt schuldig bekannt, geheime US-Verteidigungsdokumente beschafft und weitergegeben zu haben. Er wird zu einer Haftstrafe von gut fünf Jahren verurteilt, die er bereits verbüßt hat. Wenn der Richter sein Geständnis annimmt, wird Assange nach der Anhörung voraussichtlich nach Australien zurückkehren, wie US-Staatsanwälte erklärten.
Quelle: Frank Augstein/AP/dpa
Julian Assange wurde 1971 in Australien geboren. Er ist Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks. Assange bezeichnet sich selbst als Journalist und beansprucht deshalb die für Medien üblichen Schutzklauseln, wenn es um die Geheimhaltung von Quellen und die Veröffentlichung vertraulicher Informationen geht.
Kritiker werfen ihm vor, er sei ein Selbstdarsteller, der Menschenleben gefährdet habe. Seine Anhänger sehen in ihm dagegen einen Journalisten, der wegen der Aufdeckung von mutmaßlichen US-Kriegsverbrechen ins Visier der Justiz in Washington geraten ist.
Wird Assange ein freier Mann sein?
Ja, sagt Assanges Ehefrau Stella - wenn ein US-Richter den zuvor geschlossenen Deal mit der Justiz des Landes unterschrieben hat.
Es gibt eine Grundsatzvereinbarung zwischen Julian und dem Justizministerium, die von einem Richter in diesem Außengebiet der Nördlichen Marianen unterzeichnet werden muss (...), im Pazifischen Ozean, wo er hingebracht werden soll", sagte Stella Assange am Dienstag dem Radiosender BBC.
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