Ukraine-Krieg: Ukrainische Offensive stoppt Russland nicht

    Russischer Vormarsch im Donbass:Ukrainische Offensive stoppt Moskau nicht

    von Christian Mölling und András Rácz
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    Moskaus Truppen nähern sich der logistisch wichtigen Stadt Pokrowsk im Donbass. In Kursk rücken die ukrainischen Soldaten zwar weiter vor, aber langsamer. Der aktuelle Überblick.

    Die Besatzung eines Mehrfachraketenwerfers bereitet sich darauf vor, auf ukrainische Positionen zu feuern.
    Der russische Widerstand gegen die Offensive der Ukraine wird größer.
    Quelle: epa

    Anders als von der Ukraine anfänglich erhofft, hat Russland keine nennenswerten Einheiten aus seiner Donbass-Offensive in die Region Kursk umgruppiert. Stattdessen rücken die russischen Streitkräfte weiter vor, insbesondere in Richtung Pokrowsk.

    Russland rückt auf logistisches Zentrum vor

    Russlands Truppen sind nur noch etwa zehn Kilometer von Pokrowsk entfernt - einer Stadt mit 60.000 Einwohnern in der Vorkriegszeit, die ein wichtiges logistisches Zentrum ist. Die Straße von Pokrowsk nach Kostjantyniwka ist die wichtigste Nachschubroute der ukrainischen Streitkräfte, die Tschassiw Jar und den gesamten nördlichen Teil der Donbass-Front verteidigen.
    Wenn Russland also Pokrowsk zu belagern beginnt, wird dies auch für die ukrainischen Soldaten, die versuchen, die weiter östlich und nordöstlich gelegenen Linien zu halten, zu erheblichen Versorgungsproblemen führen.
    Putin chairs Russia Security Council meeting amid Ukrainian offensive in Kursk region
    Nach dem Vordringen ukrainischer Truppen in die Region Kursk haben russische Behörden die Lage zu einem nationalen Notstand hochgestuft. Die Ukraine setzt ihre Offensive fort.10.08.2024 | 2:00 min
    In der Zwischenzeit hat der russische Druck auf andere Abschnitte der Frontlinie spürbar nachgelassen, vor allem in der Region Saporischschja und im südlichen Teil des Donbass. Dies sind die Regionen, aus denen Russland kampferprobte, aber dezimierte Militäreinheiten in die Region Kursk verlegt hat, um den ukrainischen Vormarsch zu stoppen. Bislang jedoch vergeblich.

    Ukrainischer Vormarsch in russischer Region Kursk

    Die ukrainischen Truppen rücken in der Region Kursk unterdessen weiter vor und erweitern das von ihnen kontrollierte Gebiet. Sie haben bereits die Stadt Korenewo eingenommen.
    Am Freitag gelang es der Ukraine, eine wichtige Brücke über den Fluss Seim bei Gluschkowo zu zerstören. An diesem Sonntag meldete Kiew, eine weitere wichtige Brücke nahe des Dorfes Swannoje getroffen zu haben.
    Dies erschwert die Lage der russischen Truppen, die auf der südlichen und südöstlichen Seite des Flusses festsitzen, erheblich. Der Seim ist ein recht breiter Fluss - an den meisten Stellen misst er 40 bis 50 Meter. Daher versucht Russland bereits, eine Pontonbrücke zu bauen, damit seine Soldaten nicht abgeschnitten werden.
    17.08.2024, Russland, Kursk: Auf diesem vom Pressebüro des ukrainischen Verteidigungsministeriums zur Verfügung gestellten Foto wird eine strategisch wichtige Brücke über den Fluss Seym von ukrainischen Truppen zerstört, die ihren Vorstoß in die russische Region Kursk fortsetzen.
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    Erfolgreiche Präzisionsangriffe auf ukrainische Ziele

    Der russische Widerstand wird jedoch größer. Russland hat mit dem Bau von Befestigungsanlagen entlang der Hauptstraße von Sumy-Kursk begonnen, um zu verhindern, dass ukrainische Truppen näher an die Regionalhauptstadt herankommen.
    Außerdem hat Russland in letzter Zeit eine Reihe erfolgreicher Präzisionsangriffe auf wichtige ukrainische Ziele durchgeführt, wobei Langstrecken-Aufklärungsdrohnen und Iskander-Raketen zum Einsatz kamen. Mindestens eine, höchstwahrscheinlich aber zwei HIMARS-Abschussrampen, sowie ein MiG-29-Kampfflugzeug wurden zerstört, was die Ukraine auch einräumte. Auch Flugabwehrsysteme wurden getroffen.
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    Ukrainische Soldaten nicht mehr in Region Belgorod

    Zudem stellte sich heraus, dass der russische Widerstand in der Region Kursk unorganisiert und schwach war, während die russischen Kräfte in der benachbarten Region Belgorod viel besser vorbereitet waren.
    Während die Ukraine zunächst auch in die Region Belgorod eindrang, wurden die Soldaten aufgrund starker Befestigungen, Minen sowie Artillerie- und Drohnenangriffen gezwungen, ihre Stellungen aufzugeben und in die Ukraine zurückzukehren. Seit dem 16. August sind die ukrainischen Streitkräfte Berichten zufolge nicht mehr in der Region Belgorod präsent.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
    Seit Mai gilt in der Ukraine ein neues Mobilisierungsgesetz. Männer zwischen 25 und 60 Jahren müssen sich registrieren lassen. Viele versuchen, vor dem Kriegsdienst zu flüchten.14.08.2024 | 6:26 min

    Große Zahl russischer Kriegsgefangener

    Während der fast zweiwöchigen Offensive nahm die Ukraine eine noch nie dagewesene Anzahl russischer Soldaten und Angehöriger der russischen Nationalgarde gefangen. Die Gesamtzahl der Gefangenen hat Berichten zufolge Tausend überschritten.
    Unter den gefangenen Russen befinden sich mindestens 200 bis 250 wehrpflichtige Soldaten und mehrere Kämpfer des tschetschenischen 141. Motorisierten Spezialregiments. Die Zahl der Kriegsgefangenen ist für Russland offenbar tatsächlich besorgniserregend, denn Moskau hat bereits die nächste Runde des Gefangenenaustauschs mit Kiew eingeleitet - alle früheren Austausche wurden von den Ukrainern initiiert.
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
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