UN-Welternährungsbericht 2024:Welche Lösungen helfen gegen Hunger auf der Welt?
von Rosalie Röhr
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Auf dem afrikanischen Kontinent leidet jeder fünfte Mensch an Hunger. Extremwetter, der Ukraine-Konflikt und Covid-19 haben die Situation verschlimmert. Doch es gibt Lösungen.
Jedes Jahr hält die UN in ihrem Welternährungsbericht fest, welche Regionen der Welt am meisten unter Hungern leiden.
Quelle: dpa
Die Vereinten Nationen haben sich ein hohes Ziel gesetzt: Bis 2030 wollen sie den Hunger weltweit beenden. Doch die Realität ist weit davon entfernt. Die Corona-Pandemie hat das Problem der Unterernährung verschärft. Einer von elf Menschen ist davon betroffen. 2019 waren es noch 7,5 Prozent der Weltbevölkerung.
Ohne Nil kein Ägypten: er ermöglicht Landwirtschaft, Bevölkerungswachstum, Wohlstand. Doch der Klimawandel verschärft die Wasserknappheit und ein Streit mit Äthiopien kocht hoch.29.08.2023 | 16:55 min
Unterernährung als Folge der Klimakrise
Die Klimakrise mit anhaltenden Dürren oder Überschwemmungen hat massive Ausmaße angenommen: Ernten werden zerstört, Tiere verenden, damit verlieren Millionen weltweit ihre Lebensgrundlage. Die, die am wenigstens haben, trifft es am Härtesten: Schwächelnde Wirtschaft, weniger Jobs und steigende Preise haben viele Menschen in die Unterernährung getrieben. Auch der Krieg in der Ukraine ist einer der Gründe für steigenden Hunger: Getreide und Düngemittel aus Osteuropa kommen nicht mehr an.
Hungersnot steigt in Teilen Afrikas
In vielen afrikanischen Ländern wird der Hunger schlimmer. Laut dem Welternährungsbericht ist auf dem Kontinent jeder Fünfte betroffen. Und glaubt man den Prognosen, wird sich dieser Zustand erstmal nicht ändern. Ganz im Gegenteil: Bis 2030 rechnen Experten damit, dass sich das Problem sogar verschärft.
Die Dürre in Kenia verschärft sich. Wanderhirten kämpfen tagtäglich mit Hunger, Durst und Armut. Kilometerweit ziehen sie durch trockenes Land, denn jeder Tropfen Wasser bedeutet Hoffnung für die unterernährten Menschen. 26.07.2023 | 13:53 min
Katastrophenzustand im südlichen Afrika ausgerufen
Vor allem im südlichen Afrika herrscht aktuell eine Rekorddürre. Es ist die schlimmste Trockenperiode seit über 100 Jahren: Malawi, Sambia und Simbabwe haben Anfang diesen Jahres den nationalen Katastrophenzustand ausgerufen.
Das wiederkehrende Klimaphänomen El Niño, das vor allem auf der Südhalbkugel verstärkt für extremes Wetter sorgt, brachte die große Trockenheit - in den betroffenen Gebieten gab es so wenig Regen wie in 40 Jahren nicht.
Auswirkungen von El Niño
Blütenmeer in der Wüste: Im Oktober 2015 setzte El Niño ein außergewöhnliches Naturschauspiel in Gang: Die Atacama-Wüste im Westen Südamerikas erblühte. Sie gehört zu den trockensten Wüsten der Welt, doch Regenfälle erweckten die Pflanzen zum Leben, deren Samen Jahrzehnte lang die Trockenheit überdauern können.
Quelle: dpa
Mehr als 24 Millionen Menschen im südlichen Afrika leiden wegen der extremen Wetterbedingungen unter Nahrungsmittel- und Wasserknappheit, erklärt Lola Castro, Regionaldirektorin fürs südliche Afrika des Welt-Ernährungs-Programm der UN.
Für kleine landwirtschaftliche Betriebe eine Katastrophe, weiß Castro: "Die ganze Familie hat dann nichts zu essen, keine medizinische Versorgung, keine Möglichkeit die Kinder zur Schule zu schicken."
Notfallplan für Simbabwe: klimarobuste Pflanzen
Stark zugespitzt hat sich die Situation in Simbabwe. Die Wirtschaft des südafrikanischen Landes hängt stark von der Landwirtschaft, den Kleinbauern und ihren Betrieben ab.
Dazu kommt, dass Simbabwe vor dem Ukraine-Krieg rund die Hälfte seines Bedarfs an Weizen und Düngemittel aus Osteuropa gedeckt hat. Diese Lücke muss jetzt geschlossen werden. Die Vereinten Nationen wollen dem durch Notfall-Pläne entgegenwirken. Ein Ansatz dafür ist, den Anbau von Pflanzen robuster gegenüber Extremwetter zu machen.
Klimarobuste Landwirtschaft - das kann bedeuten, von Monokultur auf Mischkulturen umzustellen oder solarbetriebene Bewässerungsanlagen zu nutzen.
Immer häufiger schließen sich Kleinbauern und Kleinbäuerinnen zusammen, um gemeinsam neue Lösungen zu finden und sich zum Beispiel Traktoren und Kosten zu teilen.
Die Hungerkrise im Sudan sei menschengemacht, sagen Forscher. Ohne internationalen Druck auf die Kriegsparteien, würden diese die Taktik des Aushungerns weiterführen.
Golineh Atai, Kairo
mit Video
Mehr Geld um Landwirtschaft anzupassen
Volantiana Raharinaivoc ist für die UN vor Ort, betreut Projekte in Simbabwe und arbeitet mit den Bauern an Lösungen: "Wir müssen uns besser an die Bedingungen anpassen und mit neuen Anbaumethoden experimentieren."
Saaten, Bewässerungsmethoden, Unwetterwarnsysteme, dafür benötigt es Investitionen. Aber woher soll das Geld kommen? Wenn der Hunger bekämpft werden soll, muss mehr ankommen.
Um diese neue Normalität zu bewältigen, steht bisher nicht annähernd genug Geld zur Verfügung. Das macht der Welternährungsbericht der UN einmal mehr deutlich.
Der Zustand der Ernährungssicherheit und Ernährung in der Welt ist ein jährlicher Bericht, der gemeinsam von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), dem Welternährungsprogramm (WFP) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellt wird.
Palmiro Ocampo ist Koch in der Edelgastronomie: Lebensmittel wegwerfen ist für ihn ein Tabu. Um den Hunger in seinem Land zu bekämpfen, gibt er sein Wissen an Suppenküchen weiter.
von Svenja Rudolph
Rosalie Röhr arbeitet im ZDF- Studio Johannesburg.
Quelle: ZDF
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