Hälfte der Wasserinfrastruktur im Gazastreifen beschädigt

    Satellitenfotos vom Gazastreifen:Hälfte der Wasser- und Abwasseranlagen kaputt

    Oliver Klein
    von Oliver Klein
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    Im Krieg wurden Hunderte Wasser- und Abwasseranlagen im Gazastreifen beschädigt oder zerstört, wie Satellitenbilder zeigen. Für die Bevölkerung hat das katastrophale Folgen.

    Internally displaced Palestinians in Rafah, southern Gaza
    Müll und Abwasser in einem Camp für Geflüchtete in Rafah - die Hälfte der Infrastruktur für Wasser im Gazastreifen ist zerstört oder beschädigt.
    Quelle: epa

    Im Gazastreifen stauen sich Abwässer in den Straßen und Zeltunterkünften der Geflüchteten, Hilfsorganisationen berichten von katastrophalen hygienischen Bedingungen. Sauberes Wasser war auch schon vor Beginn des Kriegs eine begrenzte Ressource - nun herrscht ein dramatischer Mangel. Denn viele Wasserwerke, Tanks, Kläranlagen und Leitungen sind durch israelische Angriffe schwer beschädigt oder ganz zerstört, wie Satellitenbilder zeigen.
    Die "BBC" analysierte mehr als 600 Anlagen für die Wasser- und Abwasserversorgung, anhand einer Standortliste des örtlichen Wasserversorgers. Dafür verglichen die Reporter hochaufgelöste, aktuelle Satellitenbilder mit Fotos aus der Zeit vor dem Krieg. Das Ergebnis: Etwa die Hälfte der Wasser-Infrastruktur ist kaputt.
    Satellitenbilder von Chan Junis im Süden des Gazastreifens zeigen zwei große Wasserspeichertanks, die im Krieg stark beschädigt wurden:
    Satellitenbild von Chan-Junis vor dem Krieg - zu erkennen sind zwei große Wassertanks
    Satellitenbild von Chan-Junis, die Wassertanks nach der Zerstörung

    Wassertanks in Chan-Junis vor dem Krieg

    Auf einem Satellitenbild von Chan-Junis vor etwa einem Jahr sind zwei große Wassertanks zu erkennen.

    Quelle: Planet Labs PBC


    Alle Kläranlagen in Gaza außer Betrieb

    Dass es in Wohnungen und Häusern überhaupt noch fließendes Wasser gibt, sei "sehr unwahrscheinlich", zitiert die "BBC" Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Die Abwasserversorgung funktioniert offenbar gar nicht mehr: Von sechs Kläranlagen wurden vier beschädigt oder zerstört. Die verbleibenden zwei mussten laut "BBC" wegen Treibstoffmangels oder anderer Versorgungsengpässe ihren Betrieb einstellen.
    Vorher-Nachher-Satellitenbilder der Kläranlage in Bureij, direkt an der Grenze des Gazastreifens - mehrere Gebäude und die Solarmodule für die Stromversorgung wurden durch den Krieg zerstört:
    Satellitenbild der Kläranlage von Bureij im Gazastreifen. Zu erkennen sind Gebäude und eine Solaranlage.
    Satellitenbild der Kläranlage - zu sehen sind zerstörte Gebäude und die zerstörte Solaranlage

    Kläranlage im Gazastreifen vor der Zerstörung

    So sah die Kläranlage von Bureij noch im Sommer des vergangenen Jahres aus.

    Quelle: Planet Labs PBC


    Schäden von über 17 Milliarden Euro

    Auf Satellitenbildern sind nicht einmal alle Schäden an der Infrastruktur erkennbar. Die Zahl der ausgefallenen Anlagen ist vermutlich also noch höher, auch weil manche aufgrund von Treibstoffmangel möglicherweise nicht voll funktionsfähig sind. Dazu kommt: Im Januar gab es einen Angriff auf ein zentrales Wartungslager, berichtet "BBC". Es sei mit seinen Ersatzteilen für die Wasser- und Abwasserdienste im Gazastreifen von zentraler Bedeutung gewesen - Reparaturarbeiten seien nun noch mal zusätzlich erschwert, heißt es.
    Nach einer Schätzung der Weltbank und der Vereinten Nationen verursachte der Krieg alleine an der kritischen Infrastruktur im Gazastreifen Schäden in Höhe von über 17 Milliarden Euro. Dies entspricht den Angaben zufolge 97 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Gazastreifen und Westjordanland im Jahr 2022. Dabei erfasste der Bericht nur die Schäden, die von Oktober 2023 bis einschließlich Januar entstanden seien. 
     New York: Die von den Vereinten Nationen zur Verfügung gestellte Aufnahme zeigt den UN-Sicherheitsrat im UN-Hauptquartier während einer Sitzung zur Lage im Gazastreifen.
    Der UN-Sicherheitsrat diskutiert über eine neue Resolution zum Gaza-Krieg. Darin wird ein sofortiger Stopp des israelischen Militär-Einsatzes in Rafah gefordert.29.05.2024 | 0:23 min

    Manche haben nicht mal einen halben Liter Wasser am Tag

    Hilfsorganisationen wie "Ärzte ohne Grenzen" warnen vor schlimmen Gesundheitsfolgen für die Bevölkerung, weil der Wassermangel Auswirkungen auf Hygiene und Sanitärversorgung habe. Vor allem die Zahl der Durchfallerkrankungen ist "katastrophal gestiegen", zitiert "BBC" Natalie Roberts, die Geschäftsführerin von §Ärzte ohne Grenzen UK§. Auch Fälle von Hepatitis A treten seit Monaten vermehrt auf.
    Im Süden des Gazastreifens, wo besonders viele Geflüchtete auf engstem Raum zusammenleben müssen, ist der Wassermangel besonders dramatisch: Einige Palästinenserinnen und Palästinenser seien gezwungen, mit nicht mal einem halben Liter Wasser täglich auszukommen, berichten Hilfsorganisationen.

    Kinder im Gazstreifen an Dehydrierung gestorben

    Kiryn Lanning vom Internationalen Rettungskomitee erzählt, Mitarbeitende hätten eine Unterkunft besucht, in der 10.000 Menschen insgesamt nur 4.000 Liter Wasser pro Tag bekommen hätten. In einer anderen Unterkunft müssten sich 8.000 Menschen zwölf Latrinen teilen.

    Das UNRWA beklagt bei X mangelnder Hygieneund Wassermangel

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    Von einem "beispiellosen medizinischen Notfall" schreibt das UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA am Donnerstag bei X. Nach Angaben von Ärzten der Organisation "Medizinische Hilfe für Palästinenser" seien bereits Kinder an Dehydrierung und Hunger gestorben. Die Weltgesundheitsorganisation warnt, Krankheiten könnten im Gazastreifen letztlich mehr Menschen das Leben kosten als der Krieg.

    Nahost-Konflikt
    :Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

    Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.
    Menschen und Retter tragen den bedeckten Körper eines Gefangenen, der aus den Trümmern eines Hauses gezogen wurde, aufgenommen am 18.11.2024
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    Quelle: mit Material von dpa, AP

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