Warschauer Aufstand 1944: Ursachen, Motive und Ziele
FAQ
80. Jahrestag:Das passierte beim Warschauer Aufstand 1944
von Lukasz Galkowski
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Am 1. August jährt sich der Warschauer Aufstand zum 80. Mal. Er wird in Deutschland oft mit dem Ghettoaufstand von 1943 verwechselt. Was waren seine Ziele?
Die Soldaten der Heimatarmee während des Aufstands1944.
Quelle: picture-alliance / akg-images
Der Warschauer Aufstand jährt sich am 1. August zum 80. Mal. 1944 erhob sich die Polnische Heimatarmee gegen die Nazis. Heute wird der Warschauer Aufstand häufig mit dem Warschauer Ghettoaufstand 1943 verwechselt. ZDFheute mit einem Überblick.
Was war der Warschauer Ghettoaufstand 1943 und was der Warschauer Aufstand 1944?
Der Ghettoaufstand 1943 war ein bewaffneter Kampf der jüdischen Widerstandsgruppen. Er scheiterte nach rund vier Wochen am 16. Mai 1943. Das jüdische Viertel wurde in der Folge dem Erdboden gleichgemacht.
Der Warschauer Aufstand war eine militärische Aktion der Heimatarmee, die Teil des polnischen Untergrundstaates war und auf dem gesamten besetzten polnischen Gebiet agierte. Er dauerte vom 1. August 1944 bis zur Kapitulation am 2. Oktober 1944 an.
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Was waren die Motive für den Ausbruch des Warschauer Aufstandes?
Der Warschauer Aufstand hatte zwei Ziele, die eng miteinander verbunden waren:
Die angeschlagenen Deutschen aus der Stadt zu vertreiben: Die Wehrmacht war im Sommer 1944 bereits auf dem Rückzug, die Rote Armee näherte sich Warschau. Die Stadtbewohner konnten sehen, wie verletzte Wehrmachtsoldaten von der Ostfront durch die Stadt zogen. Die Nachricht vom Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli weckte die Hoffnung, dass der NS-Staat kollabieren würde. Die Polen gingen davon aus, dass das der geeignete Moment für einen bewaffneten Aufstand sei und die Deutschen keinen großen Widerstand leisten würden.
Der heranrückenden Roten Armee bei der Befreiung der Stadt zuvorzukommen und eine polnische Verwaltung zu installieren, bevor es die Sowjets tun konnten. Bei der Befreiung anderer Städte wie Wilna, Lemberg (beide vor dem Zweiten Weltkrieg Teil des polnischen Staates) oder Lublin hatte sich nämlich bereits zuvor gezeigt, dass die Sowjets sich nicht an Absprachen hielten, Offiziere der Heimatarmee verhafteten und eine kommunistische Verwaltung installierten. In Warschau fürchtete man deshalb, mit der Einnahme der Stadt durch die Rote Armee endgültig in die Einflusssphäre der Sowjetunion zu fallen oder gar eine Sowjetrepublik zu werden, wenn man keinen Versuch unternehmen würde, die Befreiung aus eigener Kraft zu schaffen.
Jedes Jahr am ersten August Gedenken die Menschen in Polen den Gefallenen des Warschauer Aufstands. An diesem Tag 1944 erhoben sich fast 50.000 aufständische Polen mit dem Ziel, ihre Hauptstadt selbstständig von den Deutschen zurückzuerobern.31.07.2024 | 2:26 min
Der Führung der Heimatarmee war allerdings bewusst, dass der Aufstand nur gelingen kann, wenn die Rote Armee gleichzeitig die Deutschen militärisch unter Druck setzt. Der Zeitpunkt musste daher genau getimt werden: Wenn absehbar war, dass die Sowjets kurz davor sind, mit dem Angriff auf Warschau zu beginnen. Weil es jedoch keine direkte Kommunikation zwischen der Heimatarmee und Roten Armee gab, konnte die Aktion nicht koordiniert werden. Was die Polen zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Die Einteilung der Einflusszonen zwischen den Westalliierten und Stalin ist bereits ein Jahr zuvor in Teheran beschlossen worden.
Wie verlief der Warschauer Aufstand?
Die Planung der Heimatarmee schlug fehl. Die Rote Armee blieb mit ihren Truppen am östlichen Weichselufer stehen und sah aus der Ferne tatenlos zu, wie der Aufstand am 1. August 1944 ausbrach. Und die Deutschen dachten nicht daran, die Stadt kampflos aufzugeben und orderten Verstärkungen an. Die Aufständischen waren viel zu schlecht bewaffnet, um gegen eine Armee mit Panzern, Luftwaffe und schwerer Artillerie bestehen zu können - die meisten von ihnen waren nicht einmal mit einer Pistole bewaffnet.
Genau vor 80 Jahren wehrten sich die Warschauer gegen die deutschen Besatzer. Mit wenig Munition und viel Hoffnung. Für ihre Stadt, für Polen, für Freiheit.
von Milena Drzewiecka und Julia Deckarm
Interview
Trotz dieses Ungleichgewichts und obwohl der Aufstand auf höchstens sieben Tage ausgelegt war, leistete die Heimatarmee 63 Tage lang erbitterten Widerstand. Der Preis dafür war extrem hoch: Die Niederlage hatte eine fast völlige Zerstörung der Stadt und den Tod von etwa 200.000 Menschen zur Folge. Der Großteil der Opfer waren Zivilisten, von denen zehntausende bei Massenexekutionen getötet wurden. Die sowjetischen Truppen marschierten erst am 17. Januar 1945 in das Zentrum von Warschau ein.
Wie wird der Warschauer Aufstand heute bewertet?
Die Entscheidung zum Ausbruch wird retrospektiv kritisch diskutiert. Der Aufstand wird von großen Teilen der Forschung als militärisch schlecht vorbereitet und politisch unsinnig bewertet. Es wird einerseits das Heldentum der einfachen Soldaten gewürdigt, andererseits aber die Entscheidung der Heimatarmee-Führung gerügt, diese teils sehr jungen Menschen unvorbereitet in einen - aus heutiger Sicht - wenig aussichtsreichen Kampf geschickt zu haben. Sie wird für die Zerstörung der Stadt durch die Deutschen und den Tod der Zivilisten verantwortlich gemacht.
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Quelle: ZDF
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