Dürre und Brandrodung sorgen dafür, dass in Zentralamerika Hunderttausende Hektar Wald in den vergangenen Monaten zerstört wurden. Leidtragende ist oft die indigene Bevölkerung.
Mittelamerikanische Länder und auch Venezuela haben mit großen Waldbränden zu kämpfen. Schuld ist El Nino - und illegale Brandrodung.
Quelle: dpa
Kaum eine Woche vergeht, ohne dass irgendwo zwischen Panama und Guatemala neue Schreckensmeldungen von Waldbränden die Schlagzeilen in Mittelamerika bestimmen. In dieser Woche meldete das "Institut zur Erhaltung der Wälder (ICF)", dass in Honduras mehr als 150.000 Hektar von Waldbränden betroffen sind.
Mitte April kamen auch aus Nicaragua Berichte über verheerende Zerstörungen: Rund 289.000 Hektar Waldfläche seien bereits verbrannt. Zum Vergleich: das Saarland ist gut 257.000 Hektar groß.
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Aus Guatemala berichtete das "Global Wildfire Information System" (GWIS) 211.432 Hektar verbrannte Fläche. In Costa Rica und Panama ist Wald ungefähr von der Größe Berlins abgebrannt.
Natürliche und provozierte Ursachen für Waldbrände
Die Ursachen sind einerseits die Folgen des Klimawandels, aber auch von natürlichen Phänomenen wie "El Niño", erklärt Francesco Gaetani, regionaler Wissenschaftskoordinator des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) für Lateinamerika.
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Die beiden Faktoren würden Dürren begünstigen, Niederschlagsmuster und -verteilung verändern. Bedingungen, die die Entstehung großer Brände in der gesamten Region begünstigen, sagt Gaetani. Ergänzende menschliche Ursachen wie Brandrodung führten dann zu besonders großen Auswirkungen.
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Umweltkrise in Nicaragua besonders groß
Besonders dramatisch ist die Lage in Nicaragua, wo ein Großteil der Brände auf Territorien wütet, in denen indigene Gemeinden zu Hause sind. Amaru Ruiz von der Stiftung "Fundacion del Rio" berichtet, dass die Brände auf ein "deutliches Vordringen der landwirtschaftlichen Grenze" verweisen. Die Organisation ist nur eine von vielen Umweltschutz-NGO, die die sandinistischen Regierung von Machthaber Daniel Ortega verboten hat.
Die Proteste in Nicaragua 2018 begannen damit, dass Studenten gegen Brandrodung in einem Naturschutzgebiet demonstrierten. Die Regierung schlug die Proteste mit brutaler Gewalt nieder. Es war der Anfang einer bis heute andauernden Politik- und Umweltkrise.
Grenze der landwirtschaftlichen Produktion verschiebt sich immer weiter
Der inzwischen im Exil lebende Oppositions-Politiker Juan Sebastian Chamorro warf der Regierung in der Hauptstadt Managua vor, dass "die Diktatur Ressourcen für Armee und Polizei ausgibt und in Weißrussland nach Militärpanzern sucht, während das Land in Waldbränden versinkt". Laut Chamorro verschiebt sich die Grenze der landwirtschaftlichen Produktion immer weiter, bis in die Biosphärenreservate Bosawas und Indio Maiz hinein.
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80 Prozent provozierte Brände in Guatemala
In Guatemala versuchte die neue Regierung des Präsidenten Bernardo Arevalo mit der Ausrufung des Notstands auf die Lage zu reagieren, wurde aber vom eigenen Kongress blockiert. Rund 80 Prozent der Brände seien bewusst provoziert worden, sagte Arevalo. Dass das Parlament die Bekämpfung der Brände zwischenzeitlich erschweren wollte, lässt erahnen, welche mächtigen Interessen hinter den Bränden stecken.
Mehr Umweltschutz durch neue EU-Regelung?
Um solche umweltzerstörenden Szenarien in Zukunft zumindest zu erschweren, hat die Europäische Union im Juni 2023 eine Verordnung in Kraft gesetzt, die den Handel von Rohstoffen und Produkten, die Entwaldung und Waldschädigung verursachen, verbietet. Bis spätestens Ende diesen Jahres müssen Händler und Unternehmer diese neue Verordnung umsetzen.
Konkret geht es um Produkte aus Soja, Palmöl, Holz, Kaffee, Kakao und Naturkautschuk, aber auch aus der Rinderzucht. Zumindest im Fall Nicaragua wird das nichts nutzen: Hauptnehmer der Agrar-Produkte sind die USA.
In Chile sind bei schweren Waldbränden nach Behördenangaben bislang mehr als 110 Menschen ums Leben gekommen. Präsident Boric warnte vor einer "Tragödie von sehr großem Ausmaß".