Die US-Delegation spricht im Zusammenhang mit den Ukraine-Verhandlungen von "echten Fortschritten", so ZDF-Korrespondentin Heike Slansky. Putin hingegen dämpfe die Erwartungen.24.03.2025 | 1:51 min
Trotz aller bisherigen Gespräche der US-Seite mit den Kriegsparteien
Russland und
Ukraine über eine zeitweilige Waffenruhe ist ein Ende der Kampfhandlungen bisher nicht in Sicht.
Ändern soll sich das mit neuen Verhandlungen in Saudi-Arabien, wenn US-Vermittler mit Vertretern Russlands und der Ukraine sprechen. Erste Gespräche wurden schon am Sonntag geführt, am Montagmorgen stehen die Gespräche der US-Vertreter mit den Russen an.
Worum geht es bei den Verhandlungen in Riad?
Washington erwartet von Moskau und Kiew, dass die Waffen bald schweigen. Die Ukraine bekräftigte vorab ihre Bereitschaft zu einer 30-tägigen Waffenruhe und will dafür vor allem die technischen Details klären. Gegenstand soll dabei zuerst eine auf Energieanlagen begrenzte Waffenruhe sein, wobei Präsident
Wolodymyr Selenskyj Wert darauf legte, zivile Infrastruktur einzuschließen.
Moskau betonte nach einem Telefonat von Kremlchef
Wladimir Putin und US-Präsident
Donald Trump, dass von russischer Seite bereits eine Feuerpause für Luftschläge gegen Energieanlagen in Kraft sei. Das hatte Putin nach dem Gespräch am Dienstag angewiesen.
Die Angriffe auf angebliche militärische Ziele in der Ukraine mit Drohnen und Gleitbomben gehen aber weiter. Für ein Ende dieser Schläge bräuchte es aus russischer Sicht weitere Gespräche - zu Moskaus Bedingungen. Kiew sieht darin die Absicht Moskaus, den Krieg in die Länge zu ziehen.
Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew mit Kampfdrohnen angegriffen. Nach Angaben der Behörden kamen dabei sechs Menschen ums Leben, darunter ein Kind.23.03.2025 | 0:22 min
Aus russischer Sicht soll es in Riad konkret auch um eine Initiative zur sicheren Schifffahrt im Schwarzen Meer gehen, im Raum steht der US-Vorschlag einer Feuerpause für das Gewässer.
Wer redet bei den Gesprächen mit wem - und wie laufen sie ab?
Der von US-Präsident Donald Trump für die Ukraine eingesetzte Sondergesandte Keith Kellogg erklärte vorab, dass verschiedene Teams die Verhandlungen führten. Neben seinem Team gebe es eines vom nationalen Sicherheitsberater der USA, Mike Waltz, und eines vom US-Außenministerium. Kellogg sagte, dass einerseits in einem Raum mit den Ukrainern gesprochen werde, in einem anderen mit den Russen. Geplant sei eine Pendelei zwischen den Seiten.
Die Ukraine schickt etwa Verteidigungsminister Rustem Umjerow zu den Gesprächen. Seinen Kanzleichef Andrij Jermak hatte Präsident Selenskyj zum Chefunterhändler ernannt. Weder Ukrainer noch Russen entsenden diesmal Vertreter ihrer Außenministerien, wie beide Seite vorab mitteilten.
Russland ist in Riad laut Kreml mit dem Außenpolitiker Georgi Karassin, Chef des Auswärtigen Ausschusses im Föderationsrat, und dem Geheimdienstler Sergej Besseda vertreten. Der 70 Jahre alte Besseda ist Berater des Inlandsgeheimdienstes FSB, war in Krisenzeiten in Kiew tätig und gilt als Vertrauter von Kremlchef Putin.
Welche Zielsetzungen verfolgen die US-Verhandler?
Ein kurzfristiges Ziel der Amerikaner ist eine Feuerpause für das Schwarze Meer. Prinzipiell geht es Washington aber darum, Putin zur raschen Beendigung des Angriffskrieges zu bewegen. Trump hatte im Wahlkampf ein rasches Kriegsende versprochen, kommt nun aber kaum voran.
Langfristig verfolgen die
USA auch das Ziel, die Beziehungen zu Moskau wieder zu verbessern - nicht zuletzt wegen der wachsenden Sorge über das enge Bündnis zwischen Russland und
China.
Lange hieß es: Mit Putin redet man nicht. Doch am Dienstag haben Donald Trump und Wladimir Putin telefoniert, um über die Ukraine zu sprechen. Was steckt dahinter?21.03.2025 | 32:32 min
Was bedeuten die Gespräche für die Ukraine?
Für die Ukraine geht es bei den Gesprächen um das eigene Überleben. Militärisch steht sie schwer unter Druck. Verliert das Land den Rückhalt des Westens und damit die Militärhilfen, kann es dem russischen Ansturm nicht widerstehen. Also muss Kiew dem Weißen Haus zumindest seinen guten Willen präsentieren, auch wenn die im Vorfeld gehandelten Zugeständnisse für einen Frieden - Verzicht auf einen Nato-Beitritt, aber auch auf große eigene Gebiete zugunsten des Angreifers Russland - die Führung innenpolitisch unter Druck setzen.
Für die Ukraine ist es wichtig, dass sie im Gegenzug für eigene Zugeständnisse Sicherheitsgarantien erhält. Das Vertrauen in den Kriegsgegner Russland ist dabei gering. Daher setzt Kiew auf internationale Friedenstruppen.
Der Krieg dauert noch immer an. Wie geht es den Menschen in der Ukraine? Inwieweit stehen sie noch hinter der Politik ihres Präsidenten Wolodymyr Selenskyj?21.03.2025 | 1:46 min
Wie verhält sich Russland?
Russland spielt angesichts seiner Erfolge an der Front bei der Einnahme von Gebieten auf Zeit und will so den Druck auf die Ukraine erhöhen, um immer größere Zugeständnisse zu erzwingen. Moskau gibt sich in den Gesprächen mit den Amerikanern zwar bereit zu Verhandlungen über eine friedliche Lösung. Zugleich hat der Kreml eine zunehmende Militarisierung in Europa im Blick und wirft vor allem der EU vor, mit ihren Waffenlieferungen und der "Finanzierung des Kiewer Regimes" an einer Fortsetzung des Krieges interessiert zu sein.
Putin habe sich kaum bewegt, sagt Nicole Deitelhoff vom Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung. Die Forderungen Russlands seien für die Ukraine unannehmbar.18.03.2025 | 5:17 min
Putin machte immer wieder deutlich, dass es ohne ein Ende der westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine und ohne einen Stopp der Mobilmachung in dem Nachbarland kein Ende der Kampfhandlungen geben könne.
Er besteht zudem weiter darauf, dass die Ukraine auf einen Beitritt zur
Nato und mindestens auf ihre von Russland kontrollierten Gebiete verzichtet, was etwa ein Fünftel des Landes ausmacht.
Welche Aussichten auf Erfolg gibt es?
Eine schnelle Lösung ist in diesem komplexen Konflikt nicht in Sicht. Auf die von den USA vorgeschlagene und von der Ukraine befürwortete Waffenruhe für 30 Tage will sich Russland bisher nicht einlassen, um Kiew keine Atempause in dem Krieg zu verschaffen.
Kremlchef Putin dürfte Trump weiter mit kleinen Zugeständnissen bei Laune halten. Ihm geht es vor allem, wie er sagt, um eine Wiederaufnahme der Beziehungen zu den USA und um ein Ende der Sanktionen, damit der Handel zwischen beiden Ländern wieder blüht und die Wirtschaft gewinnt.
Eine vollwertige Waffenruhe sei aber äußerst unwahrscheinlich, solange etwa Europa seine militärische Unterstützung der Ukraine fortsetze, sagt die russische Politologin Tatjana Stanowaja.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
Quelle: dpa