Kreml-Propaganda: Wer steckt hinter "Voice of Europe"?

    Exklusiv

    Kreml-Propaganda in Europa:Wer steckt hinter "Voice of Europe"?

    von D. Gebhard, A. Ginzel, J. Klaus
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    Über die pro-russische Propagandaplattform "Voice of Europe" soll Schmiergeld an europäische Politiker geflossen sein. Eine Spurensuche in Osteuropa.

    Maximilian Krah bei "Voice of Europe"
    Politiker aus mehreren EU-Ländern sollen über die prorussische Propagandaplattform "Voice of Europe" Geld erhalten haben. Erstmals meldet sich nun der Eigentümer zu Wort.14.05.2024 | 8:40 min
    Es war eine der spektakulärsten Enttarnungen von Russlands langem Arm - mitten in Europa. Das Propagandamedium "Voice of Europe" soll genutzt worden sein, um europäische Politiker zu schmieren und Desinformationen zu verbreiten. Das Netzwerk war Ende März von der tschechischen Regierung enttarnt und auf die Sanktionsliste gesetzt worden.
    Als Finanzier von "Voice of Europe" gilt der Oligarch Viktor Medwedtschuk. Lange Zeit war er der wichtigste pro-russische Oppositionspolitiker der Ukraine. 2021 wurde er wegen Hochverrats unter Hausarrest gestellt, bei einem Gefangenenaustausch gelangte er 2022 nach Russland. Von dort aus soll er das Propaganda-Netz gesponnen haben. Doch wer steckt noch dahinter? Eine Spurensuche in Osteuropa.

    Ein Firmen-Eigentümer, der nichts von seiner Firma weiß

    Laut Handelsregister wurde "Voice of Europe" am 14. März 2023 in Prag als Firma registriert. Der polnische Staatsbürger Jacek J. wurde von Notar Roman H. als Eigentümer eingetragen. Wir suchen und finden Jacek J. in Polen. Es ist das erste Mal, dass er sich äußert. Vor einigen Wochen hat der polnische Staatsschutz ABW seine Wohnung durchsucht.

    Um ehrlich zu sein, ich habe von dieser Webseite erst erfahren, als die ABW zu mir kam. Es war ein Schock für mich, da ich nie an solchen Dingen teilgenommen habe.

    Jacek J., Eigentümer von "Voice of Europe"

    Früher war Jacek J. Personenschützer, aus gesundheitlichen Gründen sei er Rentner, reise viel mit seiner Lebenspartnerin. Er vermutet, auf Reisen könnten Daten abgeflossen sein.

    Wir waren oft touristisch in Tschechien unterwegs, und ich bin überrascht, dass dort irgendwo unsere Daten durchgesickert sind. So könnte es passiert sein.

    Jacek J., Eigentümer von "Voice of Europe"

    Auch seine Lebenspartnerin wurde ins tschechische Handelsregister eingetragen. Ebenfalls am 14. März 2023 erwarb Elena S. die Briefkastenfirma "Wrap one" - zumindest auf dem Papier. Registriert hatte das erneut Notar Roman H. Seine Partnerin habe nie solche Geschäfte in Prag gemacht, betont dagegen Jacek J.
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    Der schweigsame Notar Roman H.

    Wurden Jacek J. und Elena S. Opfer eines Identitätsdiebstahls? Der Notar Roman H. müsste es wissen. Ein Kontaktversuch in seiner Kanzlei in Prag scheitert. Auf schriftliche Nachfrage schreibt Roman H. gegenüber ZDF frontal:

    Leider kann ich Ihnen keine Auskunft erteilen, da ich als Notar zur Verschwiegenheit verpflichtet bin.

    Roman H., Notar

    Wir fahren zum ehemaligen Sitz von "Voice of Europe" in Prag, der nur wenige Straßen von H.s Kanzlei entfernt liegt. Der Portier in dem Bürogebäude kann sich noch gut an die Mieter erinnern.

    Die waren sehr verschlossen, haben nie guten Tag oder auf Wiedersehen gesagt.

    Portier am ehemaligen Sitz von "Voice of Europe"

    Von links: Armin Laschet, Tino Chrupalla, Maybrit Illner, Melanie Amann, Siegfried Russwurm, Juli Zeh
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    Einer, der hier ein- und ausgegangen sein muss, ist Artem Martschewskyj. Er soll für die Propaganda-Inhalte bei "Voice of Europe" verantwortlich gewesen sein. Und er steht im Verdacht, Geld an AfD-Politiker gezahlt zu haben. Die bestreiten das. Vor Ort jedenfalls erkennt der Portier Martschewskyj wieder. Den angeblichen Besitzer von "Voice of Europe", den Polen Jacek J. hingegen, hat er hier noch nie gesehen.
    Ein schweigsamer Notar, eine Desinformationsplattform in Prag, Briefkastenfirmen, deren registrierte Eigentümer angeblich nichts davon wissen. In halb Europa ermitteln Staatsanwaltschaften zu möglichen Schmiergeldzahlungen und Spionage-Vorwürfen.

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