An bestimmten Tagen:Eintritt für den Venedig-Trip
|
Maßnahme gegen Massentourismus: Venedig testet ein Eintrittsmodell für Besucher. Vorerst für fünf Euro und an bestimmten Tagen im Jahr.
Auf der berühmten Rialtobrücke am Canal Grande drängeln sich die Touristen für ein Instagram-Foto - die Begeisterung für Venedig ist an manchen Tagen geradezu erdrückend. Die Lagunenstadt in Italien als Superlativ des weltweiten Massentourismus, der bislang keine Grenzen zu kennen schien: Vergangenes Jahr reisten nach Schätzungen etwa 15 Millionen Besucher an.
Doch mit dem unkontrollierten Besuchersturm soll an der Lagune jetzt Schluss sein, so der Wunsch des Bürgermeisters von Venedig, Luigi Brugnaro.
Wir starten dieses weltweit einmalige Experiment mit großer Bescheidenheit, wir haben einfach den Wunsch, die Stadt vom Massentourismus zu entlasten.
Luigi Brugnaro, Bürgermeister von Venedig
Und das betreffe konkret die Tage, an denen die Stadt besonders überfüllt ist mit Leuten, die nur für einen Tag kommen, um die Stadt zu sehen, teilt Brugnaro mit.
Jeder Venedig-Tourist braucht jetzt ein Fünf-Euro-Ticket
Künftig muss sich jeder Venedig-Besucher online registrieren lassen und erhält einen QR-Code zu seinem Status. Hotels und Reiseveranstalter übernehmen das. Tagestouristen, und um die geht es, zahlen für das Betreten der historischen Altstadt an Spitzentagen eine Gebühr von vorerst fünf Euro. Die gebührenpflichtigen Tage werden vorher bekanntgegeben.
In einem modernen Kontrollzentrum überwacht die Kommune mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz die Touristenströme. Neben den Daten der Funkzellenabfrage und den Informationen der Kameras, fließt nun auch die neue Datenerfassung über das Online-Anmeldesystem mit ein. Der Leiter des Kontrollzentrums Marco Bertitti sieht darin eine große Hilfe, um "den Massentourismus einzudämmen, der die Stadt unattraktiver macht".
Nicht nur für die Einwohner, die in Venedig leben, sondern auch für unsere Besucher.
Marco Bertitti, Leiter des Kontrollzentrums
Venedig mit Ticket - und vielen Ausnahmen
In diesem Jahr wird die Gebühr an insgesamt 29 Tagen zwischen 8.30 und 16 Uhr erhoben. Ausgenommen sind Übernachtungsgäste, Kinder unter 14 Jahren, die rund 50.000 Bewohner der Stadt sowie deren Verwandte, Berufspendler und Studierende. Kontrolliert wird an den wichtigsten Zugangspunkten.
Wer dagegen verstößt, dem drohen bis zu 300 Euro Strafe. Es ist ein weltweit einmaliger Versuch. Viele andere Hotspots verfolgen das Venedig-Experiment mit großem Interesse und werden sich ein Beispiel nehmen, wenn es denn tatsächlich gelingt, den Massentourismus einzudämmen.
Quelle: mit Material von dpa
Mehr zu Tourismus
Winterorte in Frankreich:Klimawandel: Das Ende des Skitourismus?
Luis Jachmann, Frankreich
mit Video
Nach Krisenjahren wegen Corona:Wie geht es weiter in der Tourismusbranche?
von Anne Stadtfeld