Vatikan: Museumsangestellte drohen mit Sammelklage
Sammelklage gegen Vatikan?:Aufstand im kleinsten Staat der Welt
von Barbara Lueg und Franceso Conte, Rom
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Schlechte Bezahlung, zu wenige Notausgänge, zu viele Besucher: 49 Vatikan-Angestellte wehren sich gegen ihren obersten Dienstherrn: den Papst. Es ist ein beispielloser Protest.
Angestellte der Vatikanischen Museen wehren sich gegen ihre Arbeitsbedingungen.
Quelle: AP
8 Uhr. Die Sonne klettert über die pompösen Mauern, die den Vatikan umschließen. Unten auf dem Bürgersteig stehen Tausende Touristen in einer schier endlosen Schlange und warten, bis sie endlich drankommen, um die weltberühmten Vatikanischen Museen von innen zu sehen. Sie warten stundenlang. Die Sonne brennt schon. Ein ganz normales Bild in Rom. Doch innen ist gerade gar nichts mehr normal.
Schlechte Arbeitsbedingungen im Vatikanstaat?
Angestellte der Vatikanischen Museen - unter ihnen etliche Hausmeister, ein Restaurator und ein Buchhändler - proben den Aufstand gegen ihren obersten Dienstherrn. Sie drohen mit einer Sammelklage gegen den Vatikanstaat, sollten sich ihre Arbeitsbedingungen nicht deutlich verbessern.
Sie bemängeln schlechte Bezahlung und einen unzureichenden Gesundheitsschutz. Schon lange. Weil in der Vergangenheit aber nichts passierte, so die Angestellten, beschlossen sie nun, einen denkwürdigen Weg zu gehen und baten die im Vatikan berüchtigte Anwältin Laura Sgrò um Hilfe. Der Vatikan hat sich zu den Anschuldigungen noch nicht geäußert.
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Mit einem Brief und sehr deutlichen Worten wandte sich Anwältin Sgrò daraufhin an den spanischen Kardinal Fernando Vérgez Alzaga, Präsident des Governatorats und damit Regierungschef der Staatsverwaltung und drohte mit einer Sammelklage. In dem Schreiben heißt es:
Leihmutterschaft, Geschlechtsanpassungen, Abtreibungen: Der Vatikan sieht all das als Gefahr für die Menschenwürde. Details wurden nun in einer Grundsatz-Erklärung veröffentlicht.
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"Missmanagement der Museumsführung"
Weiter prangert Anwältin Sgrò das "offenkundige Missmanagement der Museumsführung" an. Ganz konkret beklagt die Anwältin im Namen der Angestellten, dass die Höchstgrenze von täglich 24.000 Besuchern in den Vatikanischen Museen um Tausende Personen überschritten werde. Nur zwei Notausgänge seien dort geöffnet, so der Vorwurf.
Vor allem in den heißen Sommermonaten seien weder die Lüftung der Räumlichkeiten noch das Wachpersonal diesem Ansturm gewachsen: Ein einziger Gendarm am Eingang könne nicht für die Sicherheit aller garantieren. Es ist wohl die schwerwiegendste Anschuldigung des Papiers.
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Finanzielle Probleme des Vatikan
Zum Hintergrund: Der Eintritt in die Museen des Vatikans sind eine der wichtigsten Einnahmequellen für den Kirchenstaat, der schon länger mit wachsenden Defiziten kämpft. Allein die Pandemie hatte durch fehlende Einnahmen bereits ein Loch von 53 Millionen Euro gerissen. Dass der Vatikan deshalb die Gehälter der Angestellten einfror und ihnen die während der pandemiebedingten Schließung nicht geleisteten Arbeitsstunden als Fehlzeiten angerechnet hatte, brachte das Fass jetzt zum Überlaufen. Gewerkschaften gibt es im Vatikanstaat keine.
Gegenüber dem ZDF betont Sgrò:
Es sind schwerwiegende Anschuldigungen, die da jetzt zwischen den monströsen Mauern des Kirchenstaats stehen. Inzwischen haben sich weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Anwältin Sgrò gemeldet, die sich einer möglichen Sammelklage anschließen wollen.
Die Vatikan-Regierung hat einen Monat Zeit, zu reagieren. Wenn sie dies nicht tut, droht dem kleinsten Staat der Welt die erste Sammelklage seiner Geschichte.
Barbara Lueg und Franceso Conte arbeiten im ZDF-Studio Rom.
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