USAID: "Ich habe alles verloren in den letzten Tagen"
Interview
USAID: Folgen der Einsparungen:"Ich habe alles verloren in den letzten Tagen"
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Trumps Staatsabbau hält Tausende Regierungsmitarbeitende in Atem. Nun prasseln Kündigungen bei Auftragsnehmern der Behörde für Entwicklungshilfe ein. Auch Helen ist betroffen.
Per Dekret stoppte Trump milliardenschwere Auslandshilfen, viele verloren ihre Arbeit in der Entwicklungshilfe. Mitarbeiter der Behörden protestieren gegen die Kündigungen.
Quelle: AFP
Helen, wie wir sie hier nennen, bekam am 14. Februar einen Anruf. Darin wurde ihr mitgeteilt, dass sie entlassen ist. Die Anfang 30-Jährige hat in der internationalen Konfliktprävention gearbeitet, für einen Auftragnehmer, der von USAID finanziert wurde. Durch das Einfrieren der Konten durch die Regierung, konnte USAID die Finanzierung nicht weiterführen - Helens Projekt wurde beendet.
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ZDFheute: Was haben Sie in den vergangenen Tage erlebt? Wie wurde mit Ihnen kommuniziert?
Helen: Die Leute erfahren teilweise durch E-Mails, dass ihre Verträge gekündigt wurden, und das ist die einzige Information, die sie erhalten. Es gibt keine Kommunikation. Das ist wirklich frustrierend.
Arbeitslosigkeit ist eine beängstigende Aussicht, vor allem, weil ich nie damit gerechnet habe. Ich habe mich immer sicher gefühlt, weil ich einen sicheren Arbeitsplatz in dieser Branche hatte.
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Kurz bevor uns gesagt wurde, dass wir die Arbeit einstellen sollen, hatte ich einen Vertrag für eine neue Eigentumswohnung unterschrieben. Ich war wirklich aufgeregt, es passierte viel. Faktisch kann ich jetzt nicht mehr in der Stadt bleiben, ohne einen Job zu haben. Also muss ich dorthin zurückziehen, wo meine Familie lebt. Ich habe alles verloren in den letzten Tagen. Es gibt also eine Menge Emotionen, eine Menge zu verarbeiten im Moment.
ZDFheute: Was bekommen Sie aus ihrem ehemaligen Arbeitsumfeld mit?
Helen: Als Teil des Arbeitsverbotes wurde auch ein Kommunikationsverbot ausgesprochen. Das heißt, USAID durfte nicht mit uns kommunizieren. Es fand keinerlei Informationsaustausch statt. Alles, was ich weiß, weiß ich aus zweiter Hand von Kollegen, die theoretisch noch angestellt sind. Im Rahmen meiner Arbeit haben wir mit vielen Menschen im Ausland zusammengearbeitet.
Uns war es nicht erlaubt, mit irgendjemandem in offizieller Funktion als Vertreter eines USAID-Vertragspartners zu sprechen. Ich konnte also niemandem mailen. Ich melde mich bei meinen internationalen Kollegen als Freundin.
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Ich schaue nach ihnen, ob in Ghana oder Kambodscha, und frage nach, wie es ihnen geht.
Ich glaube, sie sind genauso verwirrt und verängstigt und unsicher wie wir. Und sie sind auch einfach unglaublich traurig. Sie haben ihr Leben gegeben für ein Projekt, an das sie fest glauben.
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Ich hatte einen Kollegen, der hier in DC mit uns gearbeitet hat. Er kommt aus Haiti und sie mussten ihn zurück nach Haiti schicken, was eine wirklich beängstigende Situation für ihn ist. Es gibt viele Bandenkriege und bevor er nach DC kam, musste er sich vor den Banden verstecken.
Es gibt sehr viele Social-Media-Plattformen, auf denen wir alle Informationen austauschen, auch wie es uns geht. Was ich weiß, ist, dass alle persönlich, menschlich gesehen, einfach am Boden zerstört sind.
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ZDFheute: Was passiert hier gerade, wie sehen Sie das?
Helen: Ich denke, man kann mit Fug und Recht sagen, dass es wirklich beängstigend ist, zu sehen, was in diesem Land passiert, wie die Rechtsstaatlichkeit zerfällt, wie der Präsident die Macht an sich reißt. Wir haben eine sehr dezentralisierte Regierung. Es ist also wirklich beängstigend, das zu sehen und sich zu fragen, was als nächstes kommt.
Was ist das Endspiel hier? Wir sind die größte Demokratie der Welt und der Zerfall passiert so einfach. In der Schule hört man manchmal von Ländern, die in einen Bürgerkrieg verwickelt sind, und man denkt sich, dass das eine Weile dauert, aber manchmal auch nicht.
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Es fällt mir schwer, die Nachrichten einzuschalten, weil ich es einfach nicht kann, schon allein wegen meiner eigenen mentalen Gesundheit.
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ZDFheute: Was werden Sie tun?
Helen: Ich bin seit ein paar Jahren in dieser Branche tätig. Ich habe eine Ausbildung. Ich habe Berufserfahrung, die ich hoffentlich weitergeben kann. Ich glaube an den öffentlichen Dienst und daran, für die Regierung zu arbeiten. Aber die Regierung stellt keine Leute mehr ein und versucht, alle zu feuern. USAID, wie es war, wird es nie wieder geben. Ich kann jetzt eigentlich nur noch versuchen, in den Privatsektor zu gehen. So wie tausende andere Entlassene.
Das Interview führte Nele Aulbert, Washington D.C.
Quelle: dpa
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