Waffengesetze in der USA: Tennessee: Waffen im Unterricht
Neues Waffenrecht in Tennessee:Mit der Pistole in die Schule gehen
von Heike Slansky
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Neuerdings können Lehrer im US-Bundesstaat Tennessee bewaffnet zur Schule gehen. Es ist die politische Antwort der Mehrheit der Republikaner auf eine tödliche Schulschießerei.
Lehrer bewaffnen – so will der US-Bundesstaat Tennessee für mehr Sicherheit an Schulen sorgen. Aber geht das wirklich auf? Und was bedeutet die Debatte für den US-Wahlkampf? 03.07.2024 | 6:18 min
Der Schock sitzt immer noch tief: Im März 2024 in der Umgebung von Nashville im US-Bundesstaat Tennessee - mit einem Sturmgewehr hatte eine Schützin eine Grundschule überfallen. Drei Kinder und drei Lehrer sterben im Kugelhagel. Schon wieder bricht in den USA die Debatte vom Zaun: schärfere Waffengesetze - ja oder nein?
Kinder erschossen: Angreiferin hatte Manifest
Tennessees politische Antwort auf den Amoklauf ließ nicht lange auf sich warten. Lehrer dürfen künftig bewaffnet zum Unterricht gehen. Eine Entscheidung, die trotz heftiger Kontroversen die Mehrheit der Republikaner durchgeboxt hat.
logo! erklärt, wieso in den USA so viele Menschen eine Waffe besitzen und was das mit einem alten Gesetz zu tun hat.13.04.2023 | 1:26 min
Republikaner: Mit Waffen aufgewachsen
Gary Stidham ist ein wahrhaftiger amerikanischer Patriot. Seit 10 Jahren sitzt er für die Republikaner in der Vertretung des Landkreises Sullivan County in Tennessee - ausschließlich mit Gleichgesinnten, allesamt Republikaner. Es gibt keine Opposition. Er versucht uns die Faszination seiner Landsleute für Schusseisen nahezubringen.
So wie viele andere auch ist Gary ganz selbstverständlich mit Waffen zu Hause aufgewachsen. Deshalb sind seiner Ansicht nach auch nicht die Waffen das Problem, sondern manche Nutzer.
Waffengesetze in den USA: Tennessee erlaubt fast alles
In Tennessee gilt mitunter eins der liberalsten Waffengesetze in den USA. Es ist fast alles erlaubt: Das Tragen einer geladenen Schusswaffe - offen oder verdeckt. Überprüfung oder Sicherheitstraining sind nicht nötig.
Oklahoma, Kernland der Republikaner. Ob bei Waffen, Strafrecht, Abtreibung oder Bildung: In dem christlich geprägten US-Bundesstaat haben Konservative das Sagen. Leidtragende sind häufig Frauen.15.12.2023 | 43:13 min
Pädagogen, die Waffen mit in die Schule nehmen wollen, müssen immerhin vor der Bewaffnung ein Training absolvieren, einen Eignungsscheck nachweisen und den jeweils örtlichen Sheriff informieren. Trotzdem haben einige Strafverfolger auch Bedenken.
Das befürchtet der gewählte Sheriff von Sullivan County, auch Republikaner. Er glaubt, Lehrer könnten sich der Waffe nicht so bewusst sein, so wie seine Kollegen bei der Polizei. Trotzdem findet er das neue Gesetz prinzipiell richtig. Es könnte als Abschreckung dienen, meint er.
Bewaffnete Lehrer: Prävention gegen Amokläufe
Wir besuchen die West Ridge Highschool. Obwohl sich neuerdings Lehrer bewaffnen können, macht es hier keiner. Warum nicht? Diese Schule kann sich einen bewaffneten Sheriff leisten, der mit seinen Kollegen für die Sicherheit sorgt. Anders sieht es aber im ländlichen Bereich aus. Dort ist das Geld knapp. Da könnten Lehrer im Ernstfall einspringen. Das Echo unter den Betroffenen meist positiv.
Waffenbesitz ist Grundrecht in den USA
Der Umgang mit Waffen spaltet die amerikanische Gesellschaft. Für die Befürworter geht es ums Prinzip, um die amerikanische Identität. Sie berufen sich auf den zweiten Zusatzartikel der US-Verfassung - ein Grundrecht, dass jeder Amerikaner das Recht hat, Waffen zu tragen.
Privater Waffenbesitz in den USA: 55 Erschossene jeden Tag
Gegen den Waffenkult kämpfen Abgeordnete der Demokraten, klar in der Minderheit in Tennessee und trotzdem hoffnungsfroh. Gloria Johnson, auch Lehrerin von Beruf, ist entsetzt über die neue Rechtslage in ihrem Heimatstaat. In ganz Amerika stimmt ihr zwar eine Mehrheit zu, aber im Bundesstaat Tennessee steht sie weitgehend auf verlorenem Posten.
Noch mehr Waffen lösen das Problem nicht, sagt sie uns. Vielmehr müsse verhindert werden, dass überhaupt Waffen ins Schulgebäude gelangen.
Waffen auch für psychisch Erkrankte
Statistisch gesehen, steht Tennessee weit oben bei Todesfällen durch Schusswaffen. Dass sogar psychisch Erkrankte Waffen besitzen können, findet der Commissioner aus Sullivan, Gary Stidham, nicht problematisch. Allerdings meint er, dass es viel mehr psychologische Hilfsangebote geben müsste.
Amerika und der Waffenwahn: Ein politisch aufgeladenes Thema, besonders im Wahlkampf. Bewaffnen oder entwaffnen: Es ist ein emotional geführter Kampf mit anscheinend unüberwindbaren Differenzen.
Heike Slansky berichtet als Korrespondentin im ZDF-Studio Washington aus den USA.
Der langjährige Chef der einflussreichen National Rifle Association (NRA), Wayne LaPierre, hat seinen Rücktritt erklärt. Ihm wird vorgeworfen, Gelder veruntreut zu haben.