Dutzende US-Polizeirekruten bei Grundausbildung gestorben

    Anwärter in Polizeiakademien:USA: Dutzende Rekruten bei Training gestorben

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    29 Rekruten sind in den USA letzten zehn Jahren in Polizeiakademien gestorben. Viele von ihnen schon am ersten Trainingstag - darunter auch der 41-jährige Ronald Donat.

    Dieses von der Jackson Law Firm zur Verfügung gestellte Foto zeigt Vincent Parks, hinten links, kurz vor seinem Zusammenbruch während einer Polizeiausbildung an einem heißen Nachmittag im Juli 2022
    Schon früh in der Ausbildung müssen US-Polizeirekruten ein hartes Training überstehen. Für manche von ihnen ist das lebensgefährlich.
    Quelle: AP

    Ronald Donat wollte unbedingt Polizist werden. Doch jetzt drohte sein Traum zu platzen. Der 41-Jährige hatte in der Polizeiakademie in einem Vorort von Atlanta im US-Staat Georgia gerade eine Serie von Liegestützen, Sprints und Klimmzügen absolviert und nun hatte er Mühe zu stehen. "Du bist tot", rief ein Sergeant nach Angaben mehrerer Klassenkameraden Donat zu und wies ihn an, sich auf den Boden zu setzen.
    Aber der Rekrut, ein haitianischer Immigrant bei seinem dritten Versuch, einen Polizistenjob zu ergattern, dachte nicht ans Aufgeben. Er schaffte es auf die Beine und schloss sich der nächsten Übung an. Doch es dauerte nicht lange, da brach er zusammen. 100 Minuten nach dem Beginn des Trainings an jenem Tag im Oktober 2021 war Ronald Donat tot, wie aus Unterlagen hervorgeht, die von der Nachrichtenagentur AP eingesehen wurden.
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    Wassermangel, Hitzeschlag, Verletzungen

    Donat ist nur einer von mindestens 29 Rekruten, die in den vergangenen zehn Jahren während ihrer Grundausbildung in Polizeiakademien in den USA starben, wie die AP herausfand. Ein texanischer Rekrut brach zusammen, nachdem Ausbilder ihm nur Minuten zuvor die Bitte um Wasser abgeschlagen hatten. In Arkansas starb ein Kadett, der gezwungen worden war, mit langen Hosen in glühend heißer Mittagssonne zu rennen.
    Ein Auszubildender in North Carolina, der während eines einstündigen Hindernislaufes keine Pausen zum Wassertrinken hatte, wies noch eine Stunde nach seinem Tod eine Körpertemperatur von 41 Grad auf. Viele, wie Donat, starben am ersten Trainingstag.
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    Experten überrascht von neuen Erkenntnissen

    Mehr als zwei Drittel der Fälle haben sich seit 2020 ereignet. Die Zunahme fällt in eine Zeit, in der die Polizei ihren Nachwuchs zunehmend aus einem gemischteren Angebot von oft auch etwas älteren Bewerbern rekrutiert, weil Personalmangel herrscht.
    Experten zeigten sich überrascht von den AP-Erkenntnissen, die auf eingehender Prüfung von Listen über Todesfälle von Polizisten in jedem US-Staat, Unterlagen in Sachen Arbeitsplatzsicherheit und Medienberichten basieren. Und sie sagen, dass viele der Fälle hätten verhindert werden können. David Jude, ein pensionierter Kommandeur und Ausbilder an der Akademie der Staatspolizei in Kentucky, findet:

    Training sollte keinen einzigen Tod zur Folge gaben, geschweige denn 29.

    David Jude, pensionierter Kommandeur

    Bill Alexander, CEO des National Law Enforcment Memorial in Washington, sagt, dass die Zahl der Todesfälle verringert, aber wahrscheinlich nicht ganz vermieden werden könne, wenn man die Art der Polizeiarbeit bedenke, die Verfolgung und Festnahmen aggressiver Verdächtiger einschließe.

    Erbkrankheit kann Rolle bei physischer Anstrengung spielen

    Schwarze Rekruten machten fast 60 Prozent der Toten aus - ein unverhältnismäßig hoher Anteil, weil Bundesstatistiken zufolge insgesamt nur 12 Prozent der örtlichen Polizeikräfte Schwarze sind. Viele der Betroffenen hatten eine Anlage zur Sichelzellkrankheit. Die Erbkrankheit wirkt sich üblicherweise nicht auf ihr tägliches Leben aus. Aber sie kann im Zuge von extremen physischen Anstrengungen, Dehydrierung oder hohen Körpertemperaturen den Blutfluss beeinträchtigen und Muskelabbau verursachen.
    In sehr seltenen Fällen kommt es zum Zusammenbruch und Tod. Bis zu drei Millionen schwarze US-Bürger weisen sie auf, aber die meisten betroffenen Erwachsenen wissen es nicht, wie Wissenschaftler sagen.

    Kein Test auf verbreitete Erbkrankheit

    Ronald Donat war hoffnungsfroh, als er in der Akademie der Polizeiabteilung von Gwinnett County in Lawrenceville antrat. Ein Arzt, der ihn im Auftrag der Behörde untersuchte, erklärte ihn für gesund. Gemäß den üblichen Prozeduren in den meisten Polizeiabteilungen im Land untersuchte er Donat nicht auf eine Anlage zur Sichelzellkrankheit hin.
    Gleich am ersten Tag hatten Akademie-Mitarbeiter einen intensiven einstündigen Workout geplant - ein Ritual, das physische und mentale Fitness testen soll. Donat hatte 45 Minuten mitgehalten, bevor er zusammenbrach und aufhörte zu atmen. Ein Gerichtsmediziner befand, dass Donats Herzrhythmus unnormal und das Organ deshalb vergrößert gewesen sei. Eine Sichelzell-Anlage, wie sie in einigen anderen Autopsieberichten als beitragender Faktor aufgeführt ist, wird nicht erwähnt.
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    Quelle: dpa

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    Quelle: AP
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