US-Zölle: Wie China im Handelskonflikt mit den USA reagiert
Analyse
Handelskonflikt um Zölle:China: Hart zu den USA, offen für die Welt
von Miriam Steimer, Guangdong
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Waren, die sich in Fabrik-Hallen stapeln, Durchhalte-Propaganda und übergewichtige Amerikaner an Nähmaschinen: Wie China auf den Handelsstreit reagiert.
Die US-Zölle treffen Chinas ohnehin schon angeschlagene Wirtschaft.17.04.2025 | 2:35 min
Cai Meiqin steht vor einem Stapel aus Holz und Pappkarton. Sie befürchtet, dass dieser Haufen noch größer wird. In den Kisten sind zum Beispiel Tische, Maßanfertigungen für Kunden in Amerika. Doch wegen der hohen Zölle, die für die Einfuhr in die USA fällig wären, lagert sie diese Pakete nun zunächst mitten in ihrer Fabrik - erstmal abwarten.
Morgens nach dem Aufstehen checke sie immer zuerst den aktuellen Zoll-Stand, der sich ja nahezu täglich ändere, sagt die Chefin in ihrer Möbel-Werkstatt im Süden Chinas. Während sich die Zollspirale zwischen den USA und China munter weiterdreht, sind auf den staatlich kontrollierten Social-Media-Plattformen drei Slogans allgegenwärtig.
Im chinesischen Guangzhou findet die Internationale Handelsmesse statt. Die Stimmung bei den chinesischen Handelspartnern ist aktuell gemischt, berichtet Miriam Steimer.17.04.2025 | 1:08 min
Clips auf TikTok: "China wird nicht nachgeben"
"Diese Tasche kostet Sie in einer Hermès-Boutique 38.000 US-Dollar. Aber was kostet sie in der Herstellung?" So beginnen eine Menge Videos, die - in Chinas Fabriken aufgenommen - gerade auf TikTok gepostet werden, der westlichen Ausgabe der chinesischen App.
Chinas staatlich kontrollierte Medien berichten gerne über diesen Trend, der angeblich US-Verbrauchern einen Nervenzusammenbruch beschere, wenn sie die Produktionskosten ihrer Luxus-Artikel erfahren (im Falle des Taschen-Videos: 1.400 US-Dollar). Denn das passt in Pekings Erzählung, nach der Washington mit seinen Zöllen vor allem das eigene Volk treffe.
Wegen Trumps aggressiver Zollpolitik wolle sich China als attraktiver Handelspartner präsentieren, so Ökonomin Weber. Dabei setze Peking trotz Protektionismus auf Freihandel. 16.04.2025 | 16:48 min
Wirtschaft in China angeschlagen
Auch wenn die Staatsführung angekündigt hat, das Zahlen-Spiel aus Washington nicht weiter mitzuspielen, da es in einem Zoll-Krieg keine Gewinner gebe, heißt es gleichzeitig: China sei bereit "bis zum Ende zu kämpfen". Darauf bereitet die Staatspropaganda das Volk vor. Denn Peking ist im Gegensatz zu Donald Trumps erster Amtszeit zwar besser vorbereitet, hat sich wirtschaftlich unabhängiger aufgestellt. Doch das Land ist auch empfindlicher: Die Zölle treffen Chinas ohnehin schon angeschlagene Wirtschaft.
Xi Jinping kontert Donald Trump
Der Unterschied zwischen der Kommunikation aus Washington und Peking könnte kaum größer sein: Auf der einen Seite US-Präsident Donald Trump, der prahlt, die Länder würden bei ihm Schlange stehen, ihm - so wörtlich - "den Arsch küssen" und um einen Deal betteln.
Der Zollstreit zwischen China und den USA spitzt sich weiter zu. "Für Chinas Wirtschaft ist das Ganze eine Katastrophe", so ZDF-Korrespondentin Miriam Steimer.11.04.2025 | 1:51 min
Auf der anderen Seite die ruhige, jede Silbe betonende Stimme von Staats- und Parteichef Xi Jinping, der im gewohnt langatmigen Stil ankündigt, in einer Zeit des rasanten globalen Wandels mit Risiken und Herausforderungen "werden wir nur durch Solidarität und Zusammenarbeit zwischen den Ländern in der Lage sein, Frieden und Stabilität in der Welt zu verteidigen, um die globale Entwicklung und den Wohlstand zu fördern".
Reaktionen auf Social Media: "So geht man nicht mit China um"
Im Netz drücken sich Chinesinnen und Chinesen wie so oft mit Humor aus: Zum Beispiel mit Videos - mit künstlicher Intelligenz entworfen - in denen übergewichtige Amerikaner in Zeitlupe nähen oder Handys zusammenbauen, um so China-Geschwindigkeit zu ersetzen und "Amerika wieder großartig zu machen".
"Chinas Wirtschaft ist in den vergangenen zwei Quartalen überraschend deutlich gewachsen. Seit Oktober bis Ende März gleichbleibend ein Plus von knapp fünfeinhalb Prozent", berichtete Sina Mainitz.16.04.2025 | 0:56 min
In einem anderen rechnen sie mit US-Vizepräsident J.D. Vance ab, dem sie den Ausdruck "chinesische Bauern" übelnehmen. Ihm wird unterstellt, Eyeliner zu benutzen. Deshalb kontert in dem Video ein Junge mit Strohhut sein Zitat folgendermaßen: "Vizepräsident Vance, ich bin ein chinesischer Bauer. Ist Ihnen klar, dass Ihre Zollpolitik zu steigenden Preisen für Ihren Eyeliner führen wird."
Xi Jinping präsentiert China als zuverlässigen Partner
Peking braucht nicht mehr zu machen, als sich zurückzulehnen und nichts zu tun, um neben dem neuen Mann im Weißen Haus wie ein ruhiger und zuverlässiger Partner zu wirken. Gerade ist Xi Jinping auf seiner ersten Auslandsreise für dieses Jahr: in Vietnam, Malaysia und Kambodscha. Nachdem er schon nach einer der ersten Zoll-Spiral-Drehungen dazu aufgefordert hatte, näher mit den Nachbarstaaten zusammenzurücken.
Kambodschas König Norodom hat den chinesischen Staatschef Xi empfangen. Wegen der US-Zölle will Xi neue Allianzen schließen. Dafür war er bereits in Vietnam und Malaysia.17.04.2025 | 0:18 min
Propaganda aus Peking: "China ist die stabilste Supermacht"
Peking macht dieses Angebot nicht nur Europa, sondern auch Staaten, die bisher eher auf der Feindes- als der Freundesliste standen. Im Peking-Propaganda-Sprech: "China wird darauf bestehen, 'Hände zu schütteln', statt 'Fäuste zu schwingen', 'Mauern einzureißen', statt 'Barrieren zu errichten' und 'zu verbinden', statt zu 'entkoppeln'."
Es sind die Narrative, mit denen Chinas Staatsführung das eigene Volk und Produzenten wie Cai Meiqin und ihre 25 Mitarbeitenden in der Möbelfabrik auf harte Zeiten einschwört.
Miriam Steimer ist Korrespondentin für Ostasien und leitet das ZDF-Studio in Peking.
Quelle: dpa
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