Trump, Musk, Zuckerberg: Die neue Lust am alten Rom

    Tech-Milliardäre in USA:Trump und Co: Die neue Lust am alten Rom

    Cornelius Janzen ist ZDF-Redakteur und Reporter bei 3sat Kulturzeit.
    von Cornelius Janzen
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    Elon Musk nennt Amerika das "neue Rom", Mark Zuckerberg sieht Kaiser Augustus als Vorbild, auch Donald Trump bewundert die alten Römer. Doch warum sind sie in den USA so gefragt?

    Dieses Bild wurde mit Künstlicher Intelligenz erstellt
    Das Römische Reich als Vorbild für Zuckerberg, Musk und Trump? Der italienische Autor Aldo Cazullo erklärt, warum die Vergleiche hinken. Das Bild ist von einer KI generiert.20.02.2025 | 11:02 min
    "Wie oft denken Sie an das Römische Reich?" Diese Frage eines Users auf Instagram hat vor zwei Jahren in den Sozialen Medien einen regelrechten Hype ausgelöst. Es gibt viele Videos, in denen Frauen Männer fragen, wie oft sie an Rom denken.
    Auch Elon Musk antwortete auf der Plattform "X" wie unzählige andere auch auf diese Frage mit den Worten: "Jeden Tag". In einem seiner Posts teilte Musk ein Meme, das den römischen Feldherrn Sulla mit dem Weihnachtsmann verglich. Sulla führte Listen der Feinde Roms - wer darauf stand, war dem Tod geweiht. Nach dem Amtsantritt von Donald Trump zitierte Musk Sulla erneut auf "X" mit "Nemo me impune lacessit" - "Niemand kann mir Schaden zufügen, ohne die Konsequenzen spüren zu bekommen."

    Zuckerberg bewundert das Römische Reich

    Elon Musk befindet sich mit seiner Liebe zu den alten Römern in der Tech-Branche in bester Gesellschaft. Meta-Chef Mark Zuckerberg bewundert ebenfalls das Römische Reich. So heißen seine Kinder August, Maxima und Aurelia. In einem Interview mit dem US-Magazin "The New Yorker" erklärte er, dass Latein für ihn wie Programmieren sei. Augustus, der für die "Pax Romana" und damit für einen mehr als 200 Jahre währenden Frieden im Römischen Reich sorgte, sei für ihn ein Vorbild, weil er mit seiner Idee eines Friedens im Römischen Reich etwas wagte, das zuvor niemand für möglich gehalten hatte.
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    Doch Zuckerberg weiß, dass Rom nicht nur ein Friedensprojekt war - schließlich hatte das Imperium stets auch die Ausdehnung von Macht vor Augen. Lange Zeit beendete Zuckerberg Meetings mit dem Ausruf "Domination" (Herrschaft). Auf T-Shirts trägt er heute lateinische Sinnsprüche wie "Aut Zuck aut nihil" (Entweder Zuck oder nichts) und "Carthago delenda est" (Karthago muss zerstört werden), ein Motto des römischen Senators Cato, der jede seiner Reden vor dem römischen Senat mit diesem Satz beendete und damit die Zerstörung des größten Rivalen Roms forderte.

    Musk posiert oft in Römer-Kleidung

    "Als Mark Zuckerberg seine Flitterwochen in Italien verbrachte, sagte seine Frau Priscilla, es sei, als wären sie zu dritt. Denn Zuckerberg ließ sich neben jeder Statue von Augustus fotografieren. Und Elon Musk hat sich selbst zum 'Imperator des Mars' ernannt und posiert in den Sozialen Medien oft wie ein Römer gekleidet", sagt der italienische Journalist Aldo Cazzullo. Für ihn ist die Rom-Liebe von Musk und Zuckerberg Schlüssel zum Selbstverständnis der Tech-Unternehmer.

    Diese Männer sehen sich nicht nur als digitale Herrscher der Welt, sie sehen sich als Herrscher der globalen Gemeinschaft insgesamt.

    Aldo Cazzullo, Autor und Journalist

    Er hat ein Buch über die anhaltende Bedeutung des Römischen Reiches für die westliche Welt geschrieben. Die Idee eines ewigen Imperiums sei nie verschwunden. Gerade Big-Tech-Kapitalisten seien wie Cäsaren, die nach Aufstieg, Eroberung und Herrschaft strebten. Für Zuckerberg sei Facebook nicht nur ein persönliches Imperium, sondern eine Neuauflage des Römischen Reiches mit fast drei Milliarden Menschen. Mit seiner Vision, eine Gemeinschaft so groß wie die ganze Welt zu vereinen, fühle sich Zuckerberg wie ein moderner Augustus.
    Über eine Videoeinblendung unterhält sich US-Miliardär Elon Musk mit Alice Weidel (r), Bundesvorsitzende der AfD, beim Wahlkampfauftakt der AfD.
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    Was steckt hinter der Bewunderung für das alte Rom?

    Auch US-Präsident Donald Trump habe aus seiner Bewunderung für das Römische Reich nie einen Hehl gemacht.

    Zuckerberg, Musk oder Trump geht es darum zu zeigen, dass die USA das neue Rom sind.

    Aldo Cazzullo, Autor und Journalist

    Damit lassen sie auch Ideen hochleben, die eng mit der Gründung der Vereinigten Staaten zusammenhängen: Die US-Verfassung ist von der Römischen Republik inspiriert, der Wahlspruch "E Pluribus Unum" (aus vielen eins). Ein Motto, das den Dollarschein und US-Pässe ziert. Wie das Römische Reich sollte die neue Nation bei seiner Gründung Einzelstaaten vereinen und Menschen verschiedener Herkunft integrieren. Auch der Regierungssitz sollte nach dem Willen der Gründerväter an die "ewige Stadt" Rom erinnern - das Kapitol, Sitz des Parlaments in Washington. Benannt nach einem der sieben Hügel Roms.
    An Rom zu erinnern, heißt bei Trump, Musk und Zuckerberg also auch, an eine uramerikanische Tradition anzuknüpfen. Und dabei das Gefühl einer überlegenen Kultur heraufzubeschwören, deren kulturelle Macht weit über das eigene Territorium reichen soll.

    Trumps Abschottungspolitik weit weg vom alten Rom

    Mit den Sozialen Medien übten die neuen Herrscher einen Einfluss aus, von dem Augustus nicht einmal träumen konnte, sagt Cazzullo. Wie selektiv und historisch ungenau die Stilisierung von Amerika als dem neuen Römischen Reich sei, offenbare sich am Ende jedoch vor allem in Trumps Politik der Abschottung.

    Die Römer waren offen für Einwanderung und Integration. Man konnte Römer werden, egal woher man kam, welche Hautfarbe man hatte oder zu welchem Gott man betete.

    Aldo Cazzullo, Autor und Journalist

    "Trump hingegen wollte beispielsweise mit der geplanten Mauer zu Mexiko einen anderen Weg gehen - ein großer Widerspruch zur Politik der Römer und zum amerikanischen Traum."
    Cornelius Janzen ist ZDF-Redakteur und Reporter für 3sat Kulturzeit.

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