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Trump oder Harris:Was die US-Wahl für Lateinamerika bedeutet
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Lateinamerika blickt auf die US-Wahl: Trump oder Harris? Auch für die Länder südlich der Vereinigten Staaten eine wichtige Frage. Nicht nur aus wirtschaftlicher Perspektive.
Die Wahl in den USA beschäftigt auch Lateinamerika.
Quelle: AFP
Vielleicht sind es ja doch die lateinamerikanischen Einwanderer, die am Ende den Ausschlag geben, wer am Dienstag die Präsidentschaftswahlen in den USA gewinnt. Donald Trump beleidigte zunächst die Haitianer in Springfield (Ohio) mit der ebenso rassistischen wie falschen Behauptung: "Die essen Katzen und Hunde".
Seine erste Wahl 2016 hatte er unter anderem mit der Pauschalierung gewonnen, die mexikanischen Einwanderer seien durchweg Vergewaltiger. Unmittelbar zum Ende des laufenden Wahlkampfes hieß es auf einer seiner Wahlkampfveranstaltung die Karibikinsel Puerto Rico sei eine Insel aus Müll.
Letzteres könnte eine Beleidigung zu viel gewesen sein, wenn sie auch nicht direkt von Donald Trump stammt. Die Heimat so vieler puerto-ricanischer Einwanderer zu beleidigen, könnte vielleicht den ein oder anderen Latinostämmigen-Wähler noch einmal ins Grübeln bringen.
Ein Trump-Sieg könnte Rechtspopulisten in Lateinamerika stärken
Sollte Trump dennoch gewinnen, dürfte das Verhältnis zwischen den USA und Lateinamerika einmal mehr in den Fokus rücken. Es steht für die Region einiges aus dem Spiel: Handelsbeziehungen, Waffenlieferungen und politische Allianzen. Besonders in El Salvador, Argentinien und Brasilien dürfte die Wahl Wellen schlagen.
Gewinnt Trump, dürfte sich der ohnehin wieder im Aufwind befindliche Bolsonarismus in Brasilien über Rückenwind freuen.
Auch der wirtschaftsliberale Präsident Javier Milei und der wegen seiner knallharten Verhaftungspolitik umstrittene Präsident El Salvadors Nayib Bukele dürften eher glücklich über eine Wahl Trumps sein. Sie alle verbindet eine tiefe Abneigung gegenüber dem Sozialismus.
Verlierer einer Trump-Wahl wäre wohl Brasiliens amtierender Präsident Luiz Inacio Lula da Silva (79), der es mit dem Bolsonaro-Freund wohl deutlich schwerer hätte als mit Kamala Harris.
Für Mexiko steht viel auf dem Spiel
Ein Sonderfall ist Mexiko: Der südliche Nachbar hängt von den USA ab, umgekehrt sind die Vereinigten Staaten auch von Mexiko abhängig. Trump drohte im Wahlkampf mit Strafzöllen auf in Mexiko gebaute Autos. Besonders chinesischen Autoherstellern, die sich bereits nach Fabrikstandorten in den USA erkundigten, sagte Trump den Kampf an.
In seiner ersten Amtszeit ließ Trump das Nafta-Handelsabkommen (USA, Kanada, Mexiko) neu aushandeln. Der Nachfolgevertrag hat den Binnenhandel angeregt und sieht die Besonderheit eines Ausstiegs vor, sollte ein Vertragspartner mit China eine Freihandelszone bilden. Die USA werfen Mexiko vor, zu wenig gegen die Migrationsbewegung aus dem Süden als auch den Drogenhandel zu unternehmen, Mexiko wirft Washington ein Versagen bei der Eindämmung des illegalen Waffenhandels vor, der den Drogenkrieg im Land anheizen soll.
Mexikos neue Präsidentin Claudia Sheinbaum ist seit einem Monat im Amt, der 5. November wird auch für ihre sechsjährige Präsidentschaft von entscheidender Bedeutung sein. Mit Kamala Harris dürfte zumindest im Umgangston eine andere Qualität herrschen, aber auch die demokratische Präsidentschaftskandidatin kündigte Abschiebungen illegal eingereister Migranten an.
Krise in Venezuela könnte zur Bewährungsprobe werden
Gespannt blickt auch Venezuela in die USA. Dort endet am 10. Januar die Präsidentschaft von Nicolas Maduro. Trotz einer offensichtlichen Wahlniederlage ließ sich Maduro zum Wahlsieger erklären und will sich am 11. Januar neu vereidigen lassen. Der Umgang mit dieser Krise wird zum ersten Testfall der künftigen Belegschaft im Weißen Haus.
Brasilien und Kolumbien wollen vermitteln. Ein ehemaliger Berater ließ zuletzt wissen, Trump hege insgeheim eine Bewunderung für Maduros Stärke, Wahlniederlagen nicht zu akzeptieren. Neben Venezuela steht auch der Umgang mit Kuba und Nicaragua auf der Agenda.
Alle drei Linksdiktaturen sind Migrationshotspots in Richtung USA. Venezuela hat ein Viertel seine Bevölkerung, Kuba ein Zehntel verloren. Auch aus Nicaragua hat es Hunderttausende in Richtung USA gezogen.
Biden-Harris-Regierung ließ in Krisen-Regionen abschieben
Und dann ist da auch noch Haiti: Das ärmste Land der westlichen Hemisphäre leidet wegen Naturkatastrophen und Bandenkriegen unter einer humanitären Krise nie da gewesenen Ausmaßes. Trotzdem ließ auch die Biden-Harris-Regierung abschieben.
Mit Panama schloss Washington bereits einen Abschiebepakt, der die Migrationsroute aus Südamerika stoppen soll. Alles Probleme, über die ab dem 6. November diskutiert werden dürfte. Dann geht es nicht mehr um Hunde und Katzen, die angeblich von haitianischen Einwanderern gegessen werden, sondern um real existierende Probleme.
Quelle: dpa
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Quelle: KNA
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