Selenskyj bei Scholz und bei Ramstein-Treffen in Deutschland

    Gespräch mit Scholz geplant:Was Selenskyj in Ramstein fordert

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    Der ukrainische Präsident Selenskyj ist zum Ramstein-Treffen nach Deutschland gekommen. Eine seiner Forderungen: Waffen mit größerer Reichweite, auch gegen Ziele in Russland.

    Treffen Ukraine-Kontaktgruppe auf US Air Base Ramstein
    Neben den Verteidigungsministern und Militärvertretern ist auch Präsident Selenskyj auf die US-Militärbasis gekommen – zum ersten Mal.06.09.2024 | 2:59 min
    Vor dem Hintergrund der ukrainischen Forderungen nach einem Einsatz von weitreichenden westlichen Waffen gegen Ziele in Russland findet an diesem Freitag in Rheinland-Pfalz ein neuerliches Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe statt.
    Verteidigungsminister und hochrangige Militärvertreter treffen sich auf Einladung von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin auf der US-Militärbasis Ramstein. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist dabei.

    Selenskyj fordert mehr Waffen mit größerer Reichweite

    Bei der Eröffnungssitzung forderte der Präsident von westlichen Verbündeten weitere Waffen im Abwehrkampf gegen die russische Invasion.

    Wir brauchen mehr Waffen, um die russischen Truppen von unserem Territorium zu vertreiben und besonders aus dem Gebiet Donezk.

    Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident

    Er forderte insbesondere Waffen mit größerer Reichweite. "Wir brauchen diese Mittel (...) nicht nur für die besetzten Gebiete der Ukraine, sondern auch für die russischen Gebiete, um Russland zu motivieren, um Frieden zu ersuchen." 

    Deutschland sagt zwölf Panzerhaubitzen zu

    Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte dazu, die Position der Bundesregierung sei hier "unverändert". Adressat von Selenskyjs Forderung dürfte aber auch vor allem die US-Regierung sein, die solche weitreichenden Waffensysteme geliefert hat. Die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern mit langer Reichweite hatte die Bundesregierung ihrerseits immer abgelehnt. "Wir werden die Ukraine solange unterstützen wie das notwendig ist", betonte Pistorius. Trotz der aktuellen Sparzwänge bleibe Deutschland der zweitgrößte Unterstützer der Ukraine nach den USA. 
    ZDF-Korrespondent Ulf Röller berichtet.
    Auf Einladung der USA beraten wieder Vertreter von etwa 50 Staaten in Ramstein darüber, wie man die Ukraine unterstützen kann. ZDF-Korrespondent Ulf Röller berichtet.06.09.2024 | 0:59 min
    Die Bundesregierung hat aber - laut Pistorius - der Ukraine die Lieferung zusätzlicher Panzerhaubitzen zugesagt. Deutschland werde zwölf weitere Haubitzen vom Typ 2000 zur Verfügung stellen. Weitere neue Zusagen gab es von deutscher Seite nicht. 

    Kiew drängt auf mehr Hilfe für Luftabwehr

    Ukraines Präsident drängte zudem auf eine stärkere internationale Unterstützung der ukrainischen Luftabwehr, damit sich diese besser gegen russische Angriffe verteidigen könne. Die Welt verfüge "über genügend Luftverteidigungssysteme", um sicherzustellen, dass "russischer Terror" zu keinen Ergebnissen führe, sagte Selenskyj.
    Er forderte die internationalen Unterstützer auf, sich "aktiver" im Bereich der Luftverteidigung zu beteiligen. Die von den Verbündeten bereits gelieferten Kampfjets vom Typ F-16 seien "sehr effizient", sagte Selenskyj - aber es seien "wenige".
    Wolodymyr Selenskyj
    Die schweren russischen Angriffe auf die Ukraine setzen sich fort und fordern weiter Todesopfer. Indes kündigte Präsident Selenskyj eine Neuaufstellung seiner Regierung an.05.09.2024 | 2:05 min
    Ein Regierungssprecher in Berlin teilte mit, Selenskyj werde am Nachmittag zu einem Vier-Augen-Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Frankfurt am Main zusammentreffen.

    Oberst Richter: Ukraine in einer "kritischen Lage"

    Die Ukraine sei derzeit insbesondere im Donbass in einer "kritischen Lage", sagt Wolfgang Richter, Oberst a.D., vom Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik dem ZDF. Russische Luftangriffe richteten sich derzeit zwar immer noch gegen die Energieinfrastruktur, "aber auch mittlerweile gegen Ausbildungszentren und gegen Eisenbahnlinien", um den Truppen- und Materialnachschub zu verhindern.
    Auch die politische Lage, etwa durch die unsichere Zukunft der US-Unterstützung für die Ukraine, sei schwierig. "Vor diesem Hintergrund hat Selenskyj natürlich große Sorgen", so Richter.
    Wolfgang Richter
    Das Land sei "insbesondere im Donbass" unter Druck. Es gebe "immer wieder Luftangriffe", auch "gegen Ausbildungszentren und Eisenbahnlinien", so Wolfgang Richter, Oberst a. D..06.09.2024 | 6:35 min

    Abschlusserklärung am Nachmittag erwartet

    Bei den Treffen im sogenannten Ramstein-Format beraten Verteidigungsminister und Militärvertreter regelmäßig über die Bemühungen, die Ukraine mit Waffen, Ausrüstung und logistischer Hilfe im Krieg gegen Russland zu unterstützen. Zur Kontaktgruppe gehören rund 50 Staaten, darunter Deutschland.
    Wie bei früheren Gesprächen auf dem Stützpunkt bei Kaiserslautern wurden auch diesmal Nicht-Nato-Staaten eingeladen. Es ist das 24. Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe, allerdings wurden die meisten Gespräche als Videokonferenzen geführt.
    Zum Abschluss ist am Nachmittag gegen 16:15 Uhr eine Pressekonferenz vorgesehen.
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    Quelle: ZDF, AFP, dpa

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