Russland nähert sich Pokrowsk:Offensive auf Kursk verlangsamt sich
von Christian Mölling und András Rácz
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Die Verteidigung von Pokrowsk ist derzeit zu schwach, um Russland aufzuhalten. Während sich die Kursk-Offensive verlangsamt, sorgt ein abgestürzter F-16-Jet für Kopfschmerzen.
Ukrainische Soldaten auf einem Panzer in der Region Sumy, nahe der ukrainisch-russischen Grenze. (Archivbild)
Quelle: epa
Russland rückt bei Pokrowsk weiter vor und steht vermutlich kurz vor der Belagerung des strategisch wichtigen Knotenpunkts. Während sich die Offensive bei Kursk offenbar verlangsamt, gelingt es der Ukraine, der russischen Ölinfrastruktur weiterhin schwer zuzusetzen. Ein abgestürzter Kampfjet vom Typ F-16 führt vermutlich zur Entlassung des Luftwaffen-Chefs.
Pokrowsk: Russland lässt sich nur schwer aufhalten
Die ukrainischen Verteidigungsanlagen südlich und südöstlich von Pokrowsk sind derzeit nicht in der Lage, die angreifenden russischen Streitkräfte aufzuhalten. Seit dem 31. August sind die Russen bis auf etwa acht Kilometer an die Stadt herangekommen und sind dabei, die letzten kleinen Siedlungen zu übernehmen, bevor sie mit der Belagerung beginnen.
Putin wolle die Eroberung des Donbass noch in diesem Jahr, sagt Militärexperte Gustav Gressel. Mit dem Vormarsch auf Pokrowsk steuere Russland dabei jetzt auf ein Hauptziel zu.29.08.2024 | 21:52 min
Berichten zufolge bereitet sich die Ukraine auf eine robuste Verteidigung innerhalb der Stadt vor, doch fehlt es ihr derzeit an ausreichendem Personal und auch an Artilleriemunition. Es wird jedoch erwartet, dass das ukrainische Militärkommando bald Verstärkung nach Pokrowsk schicken wird, um die Stadt so lange wie möglich zu verteidigen.
Quelle: DGAP
... leitet das Programm "Europas Zukunft" für die Bertelsmann Stiftung in Berlin. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Der Grund dafür ist, dass Pokrowsk ein wichtiger logistischer Knotenpunkt ist und sein Verlust die Versorgungslage aller ukrainischen Streitkräfte, die im nordöstlichen Teil des Donbass kämpfen, erheblich erschweren würde.
Familien mit Kindern sollen aus der Stadt Pokrowsk. Da halten sich nicht alle dran, sagt ZDF-Reporter Henner Hebestreit, der in Pokrowsk war.29.08.2024 | 4:34 min
Ukrainische Offensive bei Kursk läuft langsamer
Die Offensive der Ukraine in der Region Kursk hat sich verlangsamt. Der Grund dafür ist zum einen der härtere russische Widerstand und zum anderen, dass die Ukraine begonnen hat, ihre Stellungen zu befestigen, offenbar in dem Bestreben, das Gebiet länger zu halten.
Trotz der teilweisen Besetzung durch die Ukraine werden die russischen Behörden am 8. September die Gouverneurswahlen in der Region Kursk abhalten, die vorzeitige Stimmabgabe ist bereits im Gange.
Das ukrainische Militär rückt in der russischen Grenzregion Kursk nach eigenen Angaben weiter vor. Russland meldet Drohnenangriffe auf Moskau. 21.08.2024 | 1:56 min
Russland verlegt weiterhin freiwillige, zum Teil paramilitärische Einheiten in die Region Kursk sowie zusätzliche Wehrpflichtige, um die ukrainische Offensive aufzuhalten. Moskau ist offenbar nicht gewillt, weitere kampferprobte Militäreinheiten aus dem Donbass abzuziehen, und räumt der Aufrechterhaltung der Dynamik seiner Pokrowsk-Offensive Vorrang vor der Rückgewinnung der Gebiete in der Kursker Region ein.
Am 26. und 27. August führte Russland eine Reihe von massiven Luft- und Raketenangriffen gegen die Ukraine durch und setzte dabei mehr als hundert Marschflugkörper und eine etwa ebenso große Zahl von Shahed-Drohnen ein.
Die Effizienz der ukrainischen Luftabwehr hat sich sichtbar verbessert, da die meisten der ankommenden Marschflugkörper und Drohnen abgeschossen wurden. Dennoch kamen an verschiedenen Orten sieben Menschen ums Leben, es entstand erheblicher Schaden an der Energieinfrastruktur.
Erstmals während des Krieges drang auch ein russischer Marschflugkörper in den Luftraum der südwestukrainischen Region Zakarpattia ein, die bisher von den Luftangriffen nahezu verschont geblieben war. Angeblich sollte die Rakete ein Gaslager im südlichen Teil der Region Lemberg treffen, doch die Luftabwehr schoss sie vorher ab. Zur Bekämpfung der ankommenden Raketen setzte die Ukraine erstmals auch ihre F-16-Kampfjets ein.
Während dieses Einsatzes erlitt die Ukraine den ersten Kampfverlust ihrer F-16-Flotte. Ein Kampfflugzeug stürzte noch am 26. August bei der Abwehr des russischen Drohnen- und Raketenangriffs an diesem Tag zusammen mit seinem Piloten ab. Die Ukraine gab den Verlust einige Tage später offiziell zu.
In der Ukraine hat Präsident Selenskyj den Chef der Luftwaffe entlassen, Gründe dafür nannte er nicht. Kurz zuvor hatte die Ukraine einen Kampfjet vom Typ F-16 verloren.31.08.2024 | 0:23 min
Der Pilot, Oberstleutnant Oleksiy "Moonshine" Mes, war einer der bekanntesten Kampfpiloten der Ukraine. Die Gründe für den Verlust sind noch nicht offiziell bekannt, aber inoffiziellen Informationen zufolge wurde die F-16 durch eigenes Feuer abgeschossen, möglicherweise von einer Patriot-Batterie.
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Russland kann Angriffe aufs Hinterland nicht stoppen
Die Ukraine setzte ihre schweren Angriffe auf russische Ölraffinerien und Öllager fort. Russland ist offenbar nicht in der Lage, seine verstreute Ölinfrastruktur zu verteidigen, die sehr anfällig für Drohnenangriffe ist. Das Lager in Proletarsk brennt bereits seit elf Tagen, da das Feuer nicht gelöscht werden konnte.
Ukraine stellt neue Waffensysteme vor
Unterdessen hat die Ukraine einen neuen Langstrecken-Marschflugkörper, die Palyanitsya, vorgestellt. Außerdem behauptete Kiew, dass seine erste, im Inland hergestellte ballistische Kurzstreckenrakete einsatzbereit sei. Es ist jedoch nicht bekannt, wie viele dieser neuen Systeme bereits produziert wurden.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.