Diktatfrieden mit Putin? Trump-Taktik setzt Kiew unter Druck

Der Vorstoß von US-Präsident Donald Trump für Verhandlungen über den Ukraine-Krieg mit Wladimir Putin sorgte für Aufregung - und Sorge in Kiew. Nun zeichnen sich auch neue Bemühungen von Seiten der Europäischen Union ab: Am Montag treffen sich die EU-Partner nach Angaben Polens zu Beratungen in Paris. Frankreich habe zu einem europäischen Gipfel eingeladen, heißt es.

Der Elysée-Palast hingegen erklärte, es werde lediglich über ein solches Treffen diskutiert und bestätigte den Termin zunächst nicht. Trump hatte am Mittwoch ein anderthalbstündiges Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geführt, ohne sich vorab mit den Europäern abzustimmen. Im Anschluss erklärte der US-Präsident, er habe mit Putin einen "unverzüglichen" Beginn von Verhandlungen über die Zukunft der Ukraine vereinbart.

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat unterdessen nach eigenen Angaben die Unterzeichnung eines Abkommens über die Lieferung wichtiger ukrainischer Rohstoffe an die USA vorerst abgelehnt. Für ZDF-Korrespondent Ulf Röller gilt dies als "dünnhäutige" Reaktion Selenskyjs auf die Annäherung der USA an den russischen Präsidenten Putin in der Frage um einen Frieden in der Ukraine.

Der Kontext: Die US-Regierung strebt ein Wirtschaftsabkommen mit Kiew an, in dessen Rahmen die Ukraine den USA beispielsweise Seltene Erden im Gegenzug für die militärische Unterstützung des Landes liefert. Selenskyj hatte sich offen für US-Investitionen in diesem Bereich gezeigt.

Er habe seinen Ministern die Unterzeichnung der Vereinbarung untersagt, da diese "uns nicht schützt", sagte Selenskyj am Samstag bei der Münchner Sicherheitskonferenz vor Journalisten. Der ukrainische Präsident verlangte, die Vereinbarung müsse "Sicherheitsgarantien" für sein von Russland angegriffenes Land enthalten.

In seiner mit Spannung erwarteten Rede in München hatte Selenskyj eine europäische Armee gefordert, um Russland wirksam entgegentreten zu können. "Jetzt ist die Zeit", sagte Selenskyj vor den anwesenden Teilnehmern. "Ich kann Sie nur dazu aufrufen, zu handeln, zu ihrem eigenen Wohl", sagt Selenskyj und betont:

Selenskyj verwies darauf, dass man sich auf die Hilfe der USA nicht mehr verlassen könne. Die Europäer müssten endlich aufwachen. "Wenn es nicht Brüssel ist, dann ist es Moskau. So funktioniert Geopolitik", sagte er und erhielt mehrfach stehende Ovationen in München. Kanzler Olaf Scholz versicherte der Ukraine weitere Hilfe Deutschlands und der EU.

Für ZDF-Korrespondent Röller war die Rede des ukrainischen Präsidenten in München "die Rede eines Verzweifelten, der einfach wahnsinnig viel Angst hat um das Schicksal seines Landes". Selenskyj habe das Gefühl, die USA ließen die Ukraine "im Stich", so Röller aus München.

Es gebe Gerüchte, dass Trump und Putin sich bereits nächste Woche treffen könnten, um eine Lösung für den Ukraine-Krieg zu finden. Dies bereite Kiew Sorgen. Röllers Fazit: Selenskyjs Auftritt war ein "Hilferuf, fast ein Schrei".